
Meine Richtungsweiser – Die Persönlichkeiten (Schriftsteller)
Carlos Ruiz Zafón, * 1964 in Barcelona – † 2020 in Los Angeles
Selbst geboren und aufgewachsen in Barcelona machte er die Hauptstadt Kataloniens mit seiner Quadrologie um den „Friedhof der vergessenen Bücher“ noch einmal deutlich bekannter. Mit 30 Jahren ging er nach Los Angeles um seinen Schriftsteller-Traum erfolgreich zu verwirklichen. Inzwischen liegt er unter der kalifornischen Sonne auf dem Hollywood Forever Cemetery mit einer recht beschaulichen Plakette begraben. Die Worte „So long as we are remembered, we remain alive“ sind in den Stein eingraviert. Er hat keine Kinder hinterlassen. Aller Voraussicht nach waren die Werke seine größten Hinterlassenschaften.

Paulo Coelho, * 1947 in Rio de Janeiro – heute
Von den Kritikern geächtet hat der Brasilianer sein eigenes Imperium mit Millionen von Lesenden rund um den Globus erschaffen. Seine einfach lesbare Lektüre trägt immer die erforderliche Tiefe gepaart mit Weisheiten und Kernbotschaften, die sich in der Essenz des Lesenden verankern. Ob Santiago in „Der Alchemist“, der von Andalusien aus zu seiner Reise über Marokko bis nach Ägypten loszieht, oder Veronika in „Veronika beschließt zu sterben“, die sich in Slowenien das Leben nehmen möchte – letzlich dadurch allerdings feststellt, wie kostbar das Leben und wer sie wirklich ist, jedes Buch ist besonders.
Hermann Hesse, * 1877 in Calw – † 1962 in Montagnola
Der Literaturnobelpreisträger verfasste viele große Werke wie beispielsweise „Siddharta“ oder „Das Glasperlenspiel“. Bereits mit 18 Jahren arbeitete er in Tübingen in einer Buchhandlung / Antiquariat und konnte dabei eine Vielzahl der klassischen Literatur lesen. Er spielte auf einem sehr hohen Niveau und schrieb die wahren Regeln des Lebens maßgeblich mit.

Franz Kafka, * 1883 in Prag – † 1924 in Kierling
Geboren und mehrere Phasen seines Lebens in Prag verbracht, wurden die meisten seiner Werke erst nach seinem Tod entgegen seines Willens von Max Brod veröffentlicht. 14 Jahre lang arbeitete Kafka in einer großen Versicherungsanstalt und schrieb parallel. Die Zerrissenheit der Identität, der Teilverlust seiner Geschwister und große Versagensängste plagten ihn unter anderem – die er auch in seiner Literatur verarbeitete.

Friedrich Nietzsche, * 1844 in Röcken – † 1900 in Weimar
Schon als Kind wurden die musischen und literarischen Talente des Philologen und Philosophen in der Schule gefördert. Nach seiner Ausbildung war er zunächst an der Universität Basel als Professor tätig und verlagerte seine Schwerpunkte unter anderem krankheitsbedingt auf Reisen durch Italien oder die Schweiz. Er hatte Verbindungen zu Rudolf Steiner und erschuf Werke wie „Also sprach Zarathustra“ oder „Der Antichrist. Fluch auf das Christentum“. Nietzsche schrieb auch auf der „Malling Hanssen“-Schreibmaschine auch als „Scrivekugel“ bekannt. In Weimar sind in der Villa Silberblick das Nietzsche-Archiv mit ebendieser Scrivekugel zu besichtigen.

Haruki Murakami, * 1949 in Kyoto – heute
In Anlehnung an George Orwells „1984“ war „1Q84“ das erste Buch des Japaners, das mir in die Hände fiel. Selbstverständlich verschlang ich Band 1 und 2 in einem Zug. Die zwei Monde am Himmel, Aomame oder die Little People – ich sehe es noch exakt vor mir wie sich die poetischen Sätze des passionierten Marathonläufers auf die Seiten schmiegen. Des Weiteren gründete und betrieb Murakami eine Jazzbar oder übersetzte nordamerikanische Literatur. Werke, die ich von ihm neben „1Q84“ gelesen habe sind bis dato: „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“, „Wenn der Wind singt / Pinnball 1973“ und „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“.
Victor Hugo, * 1802 in Besançon – † 1885 in Paris
Über die Pflastersteine der Menschheit ging der in Besançon – der Stadt an der Doubs und des Uhrenhandwerks – geborene Schaffende mit Garantie – eventuell plante, formte und verlegte er sie sogar. Das Geburtshaus Hugos befindet sich nur wenige Schritte gegenüber dem Geburtshaus der Lumière-Brüder.
Von Besançon aus – die Stadt inspirierte zahlreiche andere Schreibende wie Stendhal, de Balzac oder Flaubert – wurde Hugo in vielfältige französische Orte wie Montreuil-sur-Mer, Montfermeil, Ault, Paris oder Villequier, auf die Kanalinsel Guernesey und nach Vianden in Luxemburg gezogen.
Seine Reisen führten Hugo unter anderem nach Spanien (insbesondere Pasaje bei San Sebastian), Italien, Korsika, Deutschland oder England. Dort hatte er die Möglichkeit, Inspirationen abseits der engen Blickwinkel von Nationalgrenzen zu sammeln und somit sein eigenes Universum zu erschaffen. Er trat für den Widerstand gegen Napoleon III. ein und setzte sich gegen Armut, die Todesstrafe und für die Verfechtung von Freiheit jenseits von Zensur ein. In seinen Werken flocht er tiefe Botschaften ein wie: „Die die leben, sind die die kämpfen“, „Manche Menschen sind Quellen“ oder „Ich will, dass die Völker frei sind. Ich will, dass die Menschen frei sind“. Im Jahr 1980 richtet Hugo folgende Worte in einem Brief an die Bewohnerinnen und Bewohner von Besançon: „Ich bin ein Pflasterstein der Straße, auf der die Menschheit geht. Aber es ist die richtige Straße. Der Mensch beherrscht weder sein Leben, noch seinen Tod. Das einzige, das er seinen Mitmenschen bieten kann, sind seine Bemühungen, das Leiden der Menschen zu lindern und Gott seinen unerschütterlichen Glauben an den Fortschritt der Freiheit.“
Internationales Buchregal im Hugo-Museum in Besançon mit den Übersetzungen aus aller Welt Eine Erinnerungstafel zu Ehren des französischen Schriftstellers in Lausanne auf dem Platz Saint François „Dieser Bucht erscheint in wundervoller Anmut. Wenn ich den Horizont ansehe, der sie umschließt, sieht sie aus wie ein See, wenn die Flut kommt, ist sie das Meer.“ Victor Hugo in „En voyage“ Victor Hugo im Panthéon in Paris
Michael Ende, * 1929 in Garmisch – † 1995 in Filderstadt
Ob „Momo“, „Die unendliche Geschichte „ oder „Mehr Phantasie wagen“ – mit seinen fantastischen Welten entführte der in Oberbayern nahe der österreichischen Grenze geborene Autor nicht nur Kinder und Jugendliche in ferne Gefilde jenseits der Realität. Von den Kritikern wurde er in Deutschland verkannt. Dies war mit ein Grund warum er mit seiner Frau in die Gegend um Rom zog und dort mehr Raum für schöpferische Entfaltung fand.
Ende erhielt Auszeichnungen wie den Deutschen Jugendliteraturpreis für „Momo“ und für ein Werk mit dem Titel „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, das zunächst 12 Mal abgelehnt wurde, den Buxtehuder Bulle oder den Kurd-Laßwitz-Preis. Er ist auf dem alten Teil des Münchner Waldfriedhofs begraben.
Stanisław Lem, * 1921 in Lwów – † 2006 in Krakau
Nach Bogotá musste ich gehen, um den polnischen Schriftsteller im dortigen Planetarium zu finden. Lem war etwas Einzigartiges zwischen Philosoph und Science-Fiction-Autor. 45 Millionen Mal wurden seine in 55 Sprachen übersetzten Werke verkauft. Er war Mitglied des PEN-Clubs und seine Grabplatte zieren die Worte: „Feci quod potui faciant meliora potentes“.
Sie bedeuten in etwa folgendes: „Ich habe getan, was ich konnte. Mögen die, die es können, etwas Besseres machen.“

Isabel Allende, * 1942 in Lima – heute
In der Hauptstadt Perus geboren heiratete ihre Mutter einen chilenischen Diplomaten – ein Grund, weswegen die junge Allende bereits als Kind Lateinamerika, Europa oder Arabien kennenlernte. Sie lebte unter anderem in La Paz, Beirut, Brüssel, Genf und in Caracas. Ihr erster Roman lautete „La casa de los espíritus“ („Das Geisterhaus“).
Heute sind die Werke der Frauenrechtlerin und Trägerin des Hans-Christian-Andersen-Literaturpreises inzwischen über 50 Millionen Mal weltweit verkauft. Sie wurden in 27 Sprachen übersetzt.
Gabriela Mistral, * 1889 in Vicuña – † 1957 in Hempstead
Nach Lagerlöf, Deledda, Undset und Buck war Mistral die fünfte Frau, die den Literaturnobelpreis (1945) erhielt. Eigentlich hieß sie Lucila Godoy Alcayaga – der Erzengel Gabriel als auch der Mittelmeerwind waren ausschlaggebend für ihren Künstlernamen. Sie war eine chilenische Dichterin, Diplomatin und Pädagogin. Bereits im Jahr 1914 wurde ihr der chilenische Literaturpreis verliehen.
Bereits als Jugendliche schrieb sie, früh wurden ihre Texte in Zeitungen veröffentlicht. Im Laufe ihres Lebens wirkte sie neben Chile in Mexiko, den USA, Spanien, Portugal und Brasilien. In Petrópolis lernte sie das Ehepaar Lotte und Stefan Zweig kennen.

Joanne K. Rowling, * 1965 in Yate – heute
Bereits früh als Kind wollte sie schreiben und erfand alsbald Geschichten. Sie war bei Amnesty International tätig, schrieb zwei Romane, die nie veröffentlicht wurden (Rowling vernichtete sie) und unterrichtete in Portugal als Lehrerin.
Die sieben Bände umfassende „Harry Potter“-Serie um den Jungen mit der Narbe, den Schnatz, Hogwarts, Ron und Hermine wurde inzwischen in 85 Sprachen übersetzt und über 600 Millionen Male verkauft. Als einstige Empfängerin von Arbeitslosengeld am Existenzminimum ist sie heute die erfolgreichste Schriftstellerin seit jeher und kann als Beispiel schlechthin aufgeführt werden, wie das eigene Schicksal in Richtung Erfolg verwandelt werden kann.
Jorge Luis Borges, * 1899 in Buenos Aires – † 1986 in Genf
Der argentinische Schriftsteller und Bibliothekar stammte aus einer wohlhabenden Familie, besuchte beispielsweise das Collège Calvin am Genfer See oder studierte in Spanien. Der Mitbegründer des Magischen Realismus übersetzte auch Werke von Faulkner, Kafka, Whitman, Wilde oder Woolf ins Spanische.

Antoine de Saint-Exupéry, * 1900 in Lyon – † 1944 in der Umgebung von Marseille
Der poetische Pilot erschuf den kleinen Prinzen, die Rose und den Fuchs. Einst ging er auf ein Jesuitenkolleg in Le Mans, studierte dann zwei Jahre in Paris Architektur (ohne Abschluss) und trat im Alter von 21 in den zivilen Luftdienst ein. Später war er auch Direktor der Aeropost Argentina in Buenos Aires und lebte zeitweise in den USA.
Weitere Werke des einzigartigen Schrifstellers sind zum Beispiel „Die Stadt in der Wüste“, „Wind, Sand und Sterne“ oder „Flug nach Arras“. Mein Großvater mochte seinen unverkennbaren Stil so wie ich – glücklicherweise fand ich bei einem Besuch im Jahre 2019 in Passau „Romane / Dokumente“ vom Karl Rauch Verlag in exzellentem Zustand auf dem Bürgersteig.
Dem Abenteurer Saint-Exupéry waren seine Kameraden, der Dienst am Menschen und die Entdeckung der Welt wichtig – zentrale Aspekte seiner Arbeit waren das Leben, das Fliegen, die Liebe, der Verlust, die Existenz, der Tod, die Freiheit oder die Entfaltung des ureigenen Selbst. Interessant ist, dass das silberne Arband des Franzosen mehrere Dekaden nach seinem Verschwinden von einem Fischer im Mittelmeer geborgen wurde.
Denkmäler von ihm sind in Lyon, Paris, Toulouse oder Tarfaya zu finden.
Eines meiner Lieblingszitate ist folgendes:
Mensch sein heißt Verantwortung fühlen: sich schämen beim Anblick einer Not, auch wenn man offenbar keine Mitschuld an ihr hat; stolz sein über den Erfolg der Kameraden; seinen Stein beitragen im Bewusstsein, mitzuwirken am Bau der Welt.
Nagib Mahfuz, * 1911 in Kairo – † 2006 in Kairo
Der ägyptische Schriftsteller wurde im Jahr 1988 als erster arabischer Autor mit dem Literaturnobelpreisträger ausgezeichnet. Aus seiner Feder stammen Werke wie „Die Midaq-Gasse“, „Das Buch der Träume“ oder „Die Kinder unseres Viertels“.

Fernando Pessoa, * 1888 in Lissabon – † 1935 in Lissabon
Der Portugiese war Dichter, Schriftsteller und Angestellter eines Handelshauses. Einen Teil seiner Jugend verbrachte er in Südafrika, mit 17 Jahren begann er ein Literaturstudium in Lissabon, das er jedoch nicht beendete. Zu Lebzeiten war er nur wenig bekannt – er hinterließ ein fragmentarisches Werk, das sich erst nach seinem Tode weiter entfaltete. Bekannte Bücher sind beispielsweise „Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares“ oder „Lissabon. Was der Tourist sehen sollte“. Er war ein Weggefährte Aleister Crowleys.
Pessoa hatte die Eigentümlichkeit, Heteronyme und Pseudonyme zu verwenden. Die drei bekanntesten waren Caeiro, Campos und Reis. Auf dem Grabstein im Hieronymuskloster sind Zitate Reis‘, Caeiros oder Campos‘ eingraviert
Öffne nicht nur das Fenster
Alberto Caeiro, 20. April 1919 auf der linken Seite des Grabsteins Pessoas im Hieronymuskloster (eigene Übersetzung)
Um die Felder und den Fluss zu sehen.
Es genügt nicht, nicht blind zu sein
Um die Bäume und die Blumen zu sehen.
Das Grab des portugiesischen Schriftstellers im Innenhof (Erdgeschoss) des Hieronymusklosters in Lissabon mit Inschriften seiner Heteronyme Reis, Caeiro und Campos Eine Skulptur aus weißem Marmor an der Strandpromenade in Póvoa de Varzim Die Pessoa-Skulptur vor dem Café A Brasileira im Stadtteil Chiado in Lissabon
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