Über

Wer bin ich und wenn ja wie viele?

Im Universum drehen wir alle unsere Kreise, manche schneller und andere wiederum langsamer. Gleich Funken stoben wir in die Höhe, lassen die Glut in den Herzen entflammen und das Unmögliche wahr werden.

Aber die zentrale Frage ist immer noch: „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“

Es ist nicht einfach über mich zu schreiben, denn wer sollte ich jenseits meines Körpers schon sein? Ich bin ein 1,84 Meter hohes Wesen, würde mich beizeiten jedoch als grenzenlos beschreiben. Ich weiß, dass ich fühle, dass ich zwei Hände habe, ein Kopf auf meinen Schultern liegt, meine Beine all die Länder dieser Erde begehen können und dass nichts unmöglich ist. Beizeiten fliege ich mit den roten Milanen über den schönsten Tälern dieser Welt, trage dabei stets in meiner Cusco-Umhängetasche ein Notizbuch und einen bis zum Rand gefüllten Füllfederhalter. Freilich ist es nicht einfach den Glauben zu bewahren auf einem sich kontinuierlich drehenden blauen Planeten in dem Krieg zum Alltag gehört und das Innen immer weiter erstirbt. Aber behalte dir das Vertrauen. Die allumfassende Lösung ist vorhanden: Blicke in den Spiegel, erkenne dich, behalte die Verbindung und trete in einem jedem Wimpernschlag hinaus in das Außen um du selbst zu sein und zu machen weswegen du auf diesem Sandkorn im Universum dich befindest.

Wer bin ich?

Ich meditierte auf dem Gipfel des Waynapicchu, betrat eine der Pyramiden von Gizeh, ritt auf den Rücken von Kamelen und Pferden, bin beeindruckt von der Atmosphäre in russisch-orthodoxen Kirchen und Kathedralen samt der Westfassade des Straßburger Münsters, fahre gerne auf dem Ledersattel durch die Länder dieser Erde, habe mittlerweile 35 Nationen betreten, gute 6,5 Millionen Zeichen ohne Leerzeichen geschrieben, rund 50 Notizbücher gefüllt und 16 Kilometer Tintenfüllfederhalteraneinanderreihungen als Teil von #writeforio erreicht. „Eine Zeppelinfahrt namens Leben“ ist diese Odysee-Pilgerreise. Wir sind alle Erlebende dieses Geschehens, ein vermeintlich kleiner bedeutungsloses Fragment der Reproduktion einer Gesellschaft von ein paar Milliarden. Doch beim Erblicken der Sterne, beim Eintauchen in die unendliche Geschichte überkommt uns die Gänsehaut, wir werden sprachlos ob dieses Spektakels und finden uns in aller Geborgenheit und Kostbarkeit als die, die wir in Wahrheit jenseits all der Beschränkungen und limitierenden Glaubenssätze sind.

Die Frage „Wer bin ich?“ führte mich durch hunderte Bücher, in Tempel und Dome, in die hängende Kirche und auf den schmalen Pfad am Abgrund, zu Vulkanrücken und den schönsten Frauen, in das vermeintliche Verderben und in die Unendlichkeit der schöpfenden Künste. In der Tat kann ich nicht bezeugen, wann ich das erste Mal an der Quelle für eine geraume Zeit weilte aber ich fand sie und ich fand sie weitaus wertvoller denn jegliches materielle Gut, denn jegliche Beziehung, denn jegliche Errungenschaft die in einer erfolgsorientierten Leistungsgesellschaft von vermeintlicher Bedeutung sein mag.

Ja, ich kam und sah und schrieb. Ich schrieb in Zügen auf Sitzplätzen ohne Nummer, auf no. 111, auf Deck der Fähre, in Flugzeugen und auf dem Fahrrad, in Hängematten und auf Hollywood-Schaukeln, im Bus von Cusco nach Lima und im Café Victor Hugo.

33 Jahre schlug mein kleines Herz tapfer mit dem ein oder anderen Problem, der Tod erzählte mir all die Nächte von der dunkelsten Hölle und so war ich gezwungen die Traumsegel der größeren Sorte provisorisch zu flicken und den sicheren Hafen zu verlassen, mich an das Steuer zu setzen und den Kurs gemäß der Lehren der Naturgesetze auszutarieren.

Ich saß auf der Schicksalsschaukel und auf dem lehmigen Boden in den Schwitzhütten, unter im Winde der Veränderung wehenden Traumfängern im Tal der Wunder mit kristallblauem Himmel und der Gewissheit, dass dieses Leben das größte Geschenk darstellt, das es nur geben kann. Ich badete meinen Körper in einer facettenreichen Mischung aus limmatnilblau während ich immerwährend an die Worte: „Tragen wir nicht alle ein Stückchen Amazonas in uns?“, „Tengo mucho sueños“, „Ay dios mio y de los demas tio“ und „Cameron que se duerme, se lo ileva la comiente“ die sie mir mit auf den Weg gaben. Egal wie verschlungen die Pfade auch sein mögen, ich trage die Pilgermuschel bei mir, weiß, dass ich behütet bin beim Setzen meiner Schritte, fasse mit der rechten Hand auf mein kontinuierlich schlagendes Herz und fühle den perfekten Puls. Die Melodie meiner inneren Stimme treibt mich an, der kleinste Schmetterling versetzt mich in Berührung und die Glut meiner Seele lässt all die Funken gleich Wundern gen Oben stoben.

Ich bin ein Kind des Universums und ein Sohn des Universums, falle beizeiten aus dem Raster weil ich nichts von genormten Puzzlestücken halte sondern im Geiste die Gesamtheit fasse um in einer ruhigen Sekunde das Detail zu durchdringen und aus dem Vollen zu schöpfen.

Ich öffne dir meine Hand und du wirst neben einer Tarotkarte einen warmen Vulkaneifelstein, eine silberne Gebetskette, ein paar Ikonen und den Duft der arabischen Nacht finden. Mit jenen verzaubere ich dich, entführe dich in all die Schlupflöcher und Höhlengänge um dich dort in Frieden zu lassen, damit du dich findest, damit all die Fragezeichen deines Verstandes sich transformieren und dein Kern dir die Antworten offenbart. Denn der Schlüssel hängt stets um deinen Hals, du muss nur den Mut und das Vertrauen finden die Kammer zu öffnen, all die neuen Stufen zu erklimmen und die Pforten zu überschreiten, in das Labyrinth mit Scheuklappen zu gehen und dann die Zeichen zu lesen.

Alles ist gut so wie es ist. Egal in welcher Situation du dich befindest. Alles ist exakt so wie es sein muss. Du bist das mächtigste Wesen auf dieser Erde. Deine Seele ist grenzenlos. Deine Flügel umspannen diesen gesamten Planeten. Du bist zeitlos. Du bist Ewigkeit. Du bist die Liebe. Du bist das Licht. Du bist das Leben. Du bist die Antwort. Du bist das inkarnierte Wunder.