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Ein neuer Weg – Part IV

Gliederung

Reihe P auf Stuhl no. 9 / Collblanc – Donnerstag, 07. März 2024

10:40 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Nun stehe ich vor dem Hieronymuskloster um das Grab Pessoas zu besichtigen in einer langen Schlange von Menschen. Der Ticketkauf dauerte maximal zwei Minuten. Nun bin ich gespannt, was mich im Inneren des Gebäudekomplexes erwarten wird. Schritt für Schritt gehen wir vorwärts. Etwas erinnert es mich an den Vatikan, Florenz oder den Mailänder Dom. Lissabon ist eine volle Stadt, die vermutlich im Wesentlichen aus Touristen besteht. Gestern wie ich mit dem Rad durch das Zentrum fuhr stand dort am Ufer ein Kreuzfahrtschiff, dass die Höhe der Gebäude sehr stark überragte.
Am Morgen wachte ich ohne Wecker um 08:00 Uhr auf, zog mich an, putzte die Zähne, schnitt meine Fingernägel und verließ dann im Nieselregen das Gebäude. Die Straßen voll mit Fahrzeugen, Schülerinnen und Berufstätige kommen mir entgegen. Endlich bin ich in der Hauptstadt angekommen, das erste Mal. Ich bin glücklich hier zu sein und mir die Zeit für alles zu nehmen. Wobei wenn ich mir wirklich die Zeit nehmen würde, dann müsste ich hier eine Woche, einen Monat, ein Jahr, ein Leben bleiben. Ich gehe in Richtung einer Markthalle, in einem Café ist jeder Sitzplatz belegt, ein anderes ist noch geschlossen. So gehe ich gemächlich weiter oder schlendere vielmehr, nach ein paar Metern habe ich Glück nur ein Gast befindet sich darin, die Bedienung ist freundlich, es gibt wieder einen Café con Leche und ein Süßgebäck mit Kokosflocken. Wieder befinde ich mich in einer Nachbarschaft, ich stelle mir die Ftage, was eine lebendige Nachbarschaft kennzeichnet, wo und bis in welchen Maßstab diese existieren können. 2,50 Euro bezahle ich am Ende, einen Euro Trinkgeld lasse ich auf dem Tresen liegen. Ich gehe weiter bis zum Cemitério do Alto de São João, bin einer der ersten Besuchenden an diesem Morgen ein paar Minuten nach der Öffnungszeit. Es ist mit einer der beeindruckendsten Friedhöfe die ich bislang besichtigt habe. Er ist ein Geheimtipp, liegt etwas außerhalb und hat einen besonderen Charme. Ich fühle mich in Ruiz Zafóns „Die Schatten des Windes“ versetzt.

13:29 Uhr – Portugiesische Nationalbibliothek
Nun befinde ich mich an einem weiteren Ort. Möglicherweise sind die Bücher meine Religion. Der Tag war bis hierhin ganz schön und gut, ich lief viel und nun freue ich mich darauf, später im Hostel im Bett zu liegen und die Augen zu schließen. Ich sitze in der Reihe P auf Stuhl no. 9. Draußen regnet es immer wieder, es ist ein wechselhafter Tag und meine Radreise kommt mir wie ein Traum vor. Endlich habe ich ein 24 Stunden Ticket für den öffentlichen Nahverkehr inklusive morgiger Fährverbindung für 10,30 Euro kaufen können. Ich gehe schwer davon aus, dass die 24 Stunden nicht nur bis heute Nacht, sondern 24 Stunden gelten. Davor jedoch musste ich mir zwei Mal in Bussen ein Einzelticket für jeweils 2,10 Euro kaufen. Der Besuch des Hieronymusklosters war lohnenswert und sehr beeindruckend – auch wenn ich den Vatikan, den Mailänder Dom, die Sagrada Familia oder Brunelleschis Kuppel in Florenz magischer, inspirierender oder schlichtweg „lohnenswerter“ fand. Aber letztlich spielt es keine Rolle, Lissabon wäre für mich nicht Lissabon ohne den Besuch gewesen. Im Erdgeschoss des Kreuzgangs erblickte ich dann endlich die hinter Steinen versteckten leiblichen Überreste des portugiesischen Schriftstellers Fernando Pessoa. Auf der Tafel stand: „Tomb of Fernando Pessoa (1888 – 1935) – One of the most important Portuguese poets of the 20th century. He embodied several literary personalities, such as – Alberto Caeiro, Ricardo Reis and Alvaro de Campos. His body was transferred to this monastery on the 50th anniversary of his death. Author: Lagoa Henriques“

Ich glaube, dass hier in der Bibliothek die intellektuelle Riege des Landes vertreten ist. Mir fällt auf, dass jeder Mensch den ich sehe eine Plastiktüte samt einiger Zettel bei sich auf dem Tisch liegen hat. Im Zweifelsfall kommt also gleich ein Mensch mit einer Reservierung für P-9.Dann muss ich eine unangenehme Situation über mich ergehen lassen. Ich spielte mit dem Gedanken noch ein oder zwei Tage länger in der Stadt zu bleiben. Doch übermorgen ist Wochenende und ich gehe davon aus, dass dann noch mehr „Fremde“ die Sehenswürdigkeiten besichtigen. Mich zieht es nur bedingt auf das Rad aber ich brauche ein Ziel, ich muss einer Konstante folgen, ich möchte die Freiheit, das Neue und das Unbekannte erleben. Alles hat seinen Raum in diesem Leben. Immer noch ist mir bewusst, dass ich noch gar nicht so richtig weiß, was es denn darstellt. Aber immer mehr fange ich an zu fühlen, sehe ich aus meinem Herzen, verändert sich die Stimme meines Bewusstseins. In guten zwei Wochen werde ich vor Ostern Ma. besuchen. Ich freue mich darauf und hoffe, dass mein Geld bis dahin genügt. Es wird definitiv eine Punktlandung werden. Auf dem Rückweg möchte ich dann um alles in der Welt bis nach Andorra. Ich kann nicht exakt sagen warum. Mit Andorra kann ich recht wenig anfangen. Allerdings hoffe ich, dass es als Radfahrer möglich sein wird, das Land per Velo zu betreten. Ich darf also wieder einmal vertrauen. Ich bin auf Seite 146 dieses Notizbuches angelangt. Ich werde früher oder später doch noch fertig werden. Überall existieren Informationen, doch wo gibt es die besten? Was produzieren wir alles an digitalen Informationen und was davon wird einen Mehrwert haben und letztlich bleiben? Ich könnte einschlafen und mich den Gedanken hingeben, dass es nicht relevant sei, ob ich letztlich schreibe noch was ich schreibe. Auch das ist ein Prozess und wichtig ist mir einzugestehen, dass es für meine eigene als auch für die spirituelle Entwicklung grundsätzlich von Vorteil ist, wenn ich an diesen Traum glaube. Was aber soll ich machen? In welche Richtung fahre ich und wie weit werde ich kommen?

14:08 Uhr
Die Zeit verfliegt, aber können wir uns deswegen ohne Tempo bewegen? Immer dreht sich die Erde, diese Tatsache kann einen verrückt machen. Man kann sich an nichts Größerem festhalten, man muss einfach vertrauen, dass alles so laufen wird, wie man es sich insgeheim wünscht. Vor mir liegt das Quito-Pferdehaar-Lesezeichen. Es ist eine Erinnerung an Ecuador, es ist ein Teil von mir. Ich ruhe in meinem Körper, früher hätten mich meine Gedanken an einem Tag wie diesem sehr weit gespült, doch heute ist meine Heimat im Innen gefestigter und deutlich ruhiger. Es ist unweigerlich erforderlich, dass ich mich Woche für Woche weiter dem Universum übergebe. Vermutlich bin ich noch drei oder vier Tage in Portugal – welche Eindrücke hat das Land in mir hinterlassen, wie oft werde ich in meinem Körper hierher zurückkehren? Was passiert im Hostel, welche Menschen werden dort sein, ist Tania da? Es ist eine Reise ins Ungewisse, immer mehr Zeit investiere ich in das Schreiben, ich häute mich gleich einer Schlange, ich muss der werden, der ich bereits seit jeher gewesen bin in meinem tiefsten Innen – an meinem tiefsten Punkt.

15:23 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Ich liege im Bett, die Nationalbibliothek als auch das Hieronymuskloster habe ich nun besichtigt. 7,5 Stunden war ich auf den Beinen, jetzt benötige ich etwas Ruhe, eventuell werde ich später noch einmal gen Zentrum – unter Anderem auch um das 24-Stunden-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr auszunutzen.

21:48 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Wir werden niemals im Detail wissen, warum uns das Leben an die Orte spült, an die wir gespült werden. Morgen geht es weiter – doch kann ich nicht das gesamte Leben auf dem Sprung sein. Die unbekannte Schönheit hier – aus welchem Grund warf sie mir all diese tiefen Blicke zu? Ich werde an sie denken und für sie beten wenn ich morgen auf der Christusstatue mich befinde. In den günstigsten Unterkünften spielen sich die intensivsten Lebensthemen ab. Warum sie, warum sie, warum sie?
Mein Magen ist gefüllt mit einer großen Packung Chips, Couscous und der obligatorischen Tomatensoße (mittelscharf).

22:07 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Doch wie geht es morgen weiter? Man ist schließlich nicht jeden Tag in Lissabon… Ich werde erst die Kathedrale, dann die beiden Pessoa-Statuen abklappern, auf die Fähre nach Cacilhas springen und als einer der Ersten vor dem Ticketverkauf des Cristo Rei stehen. Dann bin ich dem Zuckerhut und Rio de Janeiro ein Stückchen näher, dann werde ich weiter träumen, größer glauben und weiter handeln. Jeden Tag wird es Momente geben, in denen wir fallen. Wir zweifeln und werden von Ängsten geplagt. Doch wenn wir uns zusammenreißen, aufstehen und mit der letzten uns verbleibenden Kraft weitergehen, dann werden wir durchströmt von dieser unendlichen Energie.
Marokko ist nicht mehr weit entfernt, Ma., Andorra und Toulouse ebenso wenig. Vielleicht wird dann irgendwo der Uluru das Ende sein. oder Ushuaia. Oder Land no. 87. Oder das gemeinsame Nest mit den hungrigen Küken und offenen Schnäbeln, mit der Notwendigkeit geliebt, umsorgt und ermutigt zu werden. Es geht immer weiter. Santiago de Compostela ist Welten entfernt, Marseille ein anderes Leben; wer war ich noch im Zug in Stuttgart und wer vor einem Jahr?

22:20 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Ich kann noch nicht schlafen, mein Magen ist zu voll. Ich gehe meine alten digitalen Notizen durch. Irgendwo auf der Rückfahrt in Barcelona zum Flughafen: dort war irgendwo der geschwungene Schriftzug von „La Perdrera“, die Frau mit der MIU MIU-Sonnenbrille, der schwarzen Lederhose, den blonweiß gebleichten Haaren und dem Kreuztattoo auf einem Finger schräg gegenüber von mir in der S-Bahn. Dann die Station „Collblanc“ und die Linie L5.

Der Plan Gottes – Freitag, 08. März 2024

09:24 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Eine gute halbe Stunde warte ich hier noch bis sich das Gelände um die Cristo Rei Statue öffnet. Als letzter Gast erwischte ich noch die Fähre um 08:45 Uhr. Es war nicht mein Ziel sie zu erwischen aber irgendwie hat es sich so ergeben. Wie ich in Chiada an der Rua Garrett angelangte hatte ich bereits die Kathedrale besichtigt. Sie ist sogar leicht außerhalb in Sé stationiert. Auf manchen zentralen Achsen gibt es separate Fahrradwege – ansonsten ist der Platz sehr begrenzt und die vorhandene Infrastruktur muss in teils recht starkem geographischen Territorium ihren Platz finden. Die erste Pessoa-Statue (sitzend) vor dem bekannten Café A Brasileira sah ich unmittelbar, die zweite Statue (stehend) mit einem Buch als Kopf fand ich erst auf den zweiten Blick. Aufgrund der Topographie war der Platz da sie stationiert ist nicht unmittelbar auffindbar. Ich ließ mein Fahrrad an ein Treppengeländer stehen und nahm die Treppen um ein paar Meter weiter nach unten zu gelangen. Leider wurde das unmittelbar dahinter befindliche Gebäude saniert so sind es nicht die schönsten Fotografien. In vielen Abschnitten wenn es berghoch ging musste ich auf dem schmalen Gehweg schieben. Mit den zwei Satteltaschen ist es nicht möglich auf den teils mit Schlaglöchern versehenen Kopfsteinpflastern gemeinsam mit dem Auto- und Lieferverkehr zu fahren – noch dazu, weil es die Schienen und die Straßenbahnen gibt.

18:37 Uhr – Setúbal
Hier in der Jugendherberge bin ich nun angekommen. Draußen pfeift schwer der Wind und mir erscheint es sehr unrealistisch, dass ich noch vor guten zwei Stunden auf dem Sattel war. Es war nicht unbedingt lebensmüde aber schon eine Grenzüberschreitung. Eigentlich fing der Tag mit einer Enttäuschung an, da es nicht möglich war, auf die Cristo Rei-Statue zu gelangen. Dann muss ich also ein nächstes Mal nach Almada oder aber nach Rio de Janeiro um das Original in Augenschein zu nehmen. Meine Oberschenkel schmerzen ausgesprochen stark. Am Morgen hätte ich nicht gedacht, dass es noch so ein kräftezehrendes Fahren wird. Zwei EuroVelo 1 Aufkleber habe ich heute gefunden – beide ganz am Ende an der Weggabelung, da der offizielle Weg bergab gen Praia de Galapinhos und Praia de Galápos flach (mehr oder weniger auf Meeresspiegelhöhe) verlaufen wäre. Ich war bereits recht nass, hatte noch nichts wirklich im Magen, drei leere Flaschen und einen Smartphoneakku bei um die 20 Prozent. Aber Gott hatte anderes mit mir vor. Es waren Schilder angebracht, dass der untere Weg gesperrt ist. Meines Erachtens nach waren sie recht deutlich. Also musste ich in den sauren Apfel beißen und geradeaus beziehungsweise leicht nach oben den Schildern nach gen Setúbal und Convento fahren. Es war eine ausgezeichnete Strecke sofern die Sonne geschienen und der Wind eine Pause gemacht hätte. Aber so eben nicht. Nicht dieses Mal. Es fing wieder stärker an zu regnen, mit aller Kraft musste ich mich am Lenker festkrallen um nicht vom Sattel gepustet zu werden – zu meiner rechten immer wieder faszinierende Ausblicke auf das stürmische Meer, die bewaldeten Berghänge, die Sandstrände und die Häuser von Setúbal in der Ferne. Das Teewasser hat gekocht, immer gibt es etwas, immer geht es weiter, immer wartet dort an der nächsten Weggabelung etwas auf dich zu erkunden. Meine Energien werden wieder aufgetankt, ich sammle Kraft, in der Nacht werde ich mich regenerieren und morgen ist ein neuer Tag. Im Zimmer no. 2 trocknen nun meine Sachen. Es ist immer gut einen trockenen Flecken zum Schlafen zu haben. Morgen steht die nächste Fährfahrt an, wird sie mich sicher ans andere Ufer bringen? Ich spüre, dass ich immer weiter tief in mir ankomme. Das bedeutet, dass ich mich einfach so annehme wie ich bin, dass ich mich in allen Facetten akzeptiere, weil es schlichtweg keine Alternative gibt. Was ich letztlich alles aus Portugal in Erinnerung behalten werde weiß ich noch nicht genau. Eventuell bin ich im Moment auch einfach zu müde um vernünftig nachzudenken. Kreise ich noch immer zu sehr um mich selbst? Es kann möglich sein, doch es ist ein zentraler Bestandteil meines Selbst. Ich bin wie der Borges, der ohne Ende produziert und irgendwann, dann ist jeder Buchstabe ein Borges. Im Traum der letzten Nacht besaß ich einen nagelneuen Ferrari. Ich hatte ihn nicht mit meinem eigenen Geld gekauft, nein, er war von meiner Großmutter oder Mutter. Ich wohnte in den Bergen und dort stand auch das kostbare Fahrzeug und ein paar Freunde kamen dann und wann um sich dieses für eine Spritztour auszuborgen. Selbst saß ich tatsächlich nie am Steuer, ich hatte nie den Wunsch oder das Bedürfnis. Ein merkwürdiger Traum. Dann macht man eine Fahrradtour und dann erscheint einem mit geschlossenen Augen dieser Sportwagen. Bin ich nicht im Delirium – bin ich ein Mensch – wann wird das Schreiben ein Ende haben? Gibt es hier in fußläufiger Erreichbarkeit einen Supermarkt? Wird das Frühstück morgen gut sein? Warum ist die Verbindung mit meinem Vater gerade so wie sie ist?

21:04 Uhr
Es regnet sehr stark, vermutlich wird es die gesamte Nacht und den Vormittag so regnen – meine Motivation hält sich in Grenzen. Aber sollte ich mir daraus etwas machen? Einfach vertrauen, glauben, beten, im kontinuierlichen Austausch mit dem Universum sein und dann werden die Dinge schon geschehen. Manchmal brauchen bestimmte Entwicklungsschritte einfach ausgesprochen viel Zeit. Ich werde schon in die richtige Richtung geführt werden. Alles wird so werden wie es bestimmt ist zu werden. Ich vertraue in die Wegweiser und die Schienen des Universums.

21:22 Uhr
Die drei GPS-Etappen für morgen sehen gut aus. Das Höhenprofil ist nicht anspruchsvoll (es gibt fast keine Steigung) und die Strecke verläuft abseits viel befahrener Straßen. Das macht mir Mut. Morgen wird definitiv ein schöner Tag werden. Wie es dann weitergeht? Einfach Schritt für Schritt – alles zu seiner Zeit. Ich bin immer noch dabei laufen zu lernen. Vielleicht sogar noch mein gesamtes Leben. Doch Gott ist bei mir. Gott ist an meiner Seite.

#litoralsudoestevicentino – Samstag, 09. März 2024

09:23 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Die Sonne ist herausgekommen, meine Fähre gleich am Ufer, ich glaube, es wird ein guter Tag. Das Frühstück in der Jugendherberge mit zwei Tassen Kaffee und den Brötchen während dem Sturzregen war eine Wohltat. Gute 100 Kilometer werden es heute sein, ich hoffe doch, abseits von vielbefahrenen Straßen.

19:56 Uhr – Vila Nova de Milfontes
Nun bin ich hier im Hostel angekommen – habe bereits geduscht, war einkaufen, habe gekocht und gegessen. Es war ein langer Tag mit recht starkem kontinuierlichem Seitenwind. Ich weiß nicht genau, wie ich letztlich hierher gekommen bin. Immer wieder standen dichte Wolken am Himmel, ich wurde nass, dann kam die Sonne raus und unter der Regenjacke und -hose schwitzte ich sehr stark. Es war ein kontinuierliches Wechselbad der Gefühle. Doch irgendwie verlor ich nicht die Hoffnung oder Motivation mein Ziel des Tages zu erreichen. Jetzt befinde ich mich in dem kleinen Fischerstädtchen namens Vila Nova de Milfontes. Irgendwann erreichte ich Sines, dort fuhr ich recht lange eine weitläufige Uferstraße im Kreis um den Stadtkörper. Heute hatte ich irgendwie alles. Da war ein Gewitter, die heftigen Regenströme, der giftige Wind, die Sonne, die immer wieder durchbrach, ein verzaubernder Regenbogen hinter einem Mohnblumenfeld, die Fährfahrt von Sagres bis nach Troja, unzählige Blicke auf das Meer und die Wellen, bellende Hunde die mir teils (für einen kurzen Zeitraum) Zähne fletschend hinterherrannten, Wege mit Sand, die aufgrund all der Nässe zu richtigen Rutschpartien wurden, ein gutes Frühstück und ein reichhaltiges Abendessen. So ist das.

20:23 Uhr
Morgen geht es weiter. Die Wettervorhersage ist zwar nicht optimal, doch ich habe es mir in den Kopf gesetzt und wenn nichts Signifikantes wie ein Orkan auftaucht, dann wird es ein nicht zu anspruchsvoller Tag werden. Sicherlich gibt es diesen Teil in mir der sich die Frage stellt, warum und für was er das Ganze überhaupt macht. Aber alles in allem habe ich eine gute Zeit und ich weiß, dass ich mit meinem Vorhaben unweigerlich andere Seelen inspiriere.

Nach 21:00 Uhr
Direkt an der Wand in dem Bett in dem ich liege ist ein Bild angebracht mit einem alten Fahrrad und den Worten „CHOOSE HAPPINESS“. Irgendwie bin ich froh diese Reise zu unternehmen, bis auf die Fährfahrten mit eigener Kraftanstrengung von Marseille aus hierher gekommen zu sein und irgendwann nächste Woche sagen zu können, Portugal der Länge nach erradelt zu haben. Irgendwie glaube ich, dass ich mich auf einem guten Weg befinde. Ja, alles ist gut. Hier in der Unterkunft ist ein „verrückter Däne“, der bereits ans Nordkapp, durch das Baltikum, Polen, Deutschland, Island, Senegal und Marokko geradelt ist. Er ist deutlich jünger als ich soweit ich das einschätzen kann. Also ist alles gut. Ich bin froh, diesen Ort hier gefunden zu haben und mich jetzt wieder inmitten von Gleichgesinnten zu bewegen. Das Abendessen war opulent. Ein Berg Pasta mit Tomatensauße, eine Landgurke und eine kleine Ochsentomate mit zwei Knoblauchzehen, als Nachtisch eine Packung Chips und zwei Äpfel. Ich habe ja auch ansonsten gar nicht so viel gegessen den Tag über. Morgen wird die Sonne scheinen und alles sieht etwas anders aus.

„uluru dreams“ – Sonntag, 10. März 2024

15:22 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Unzählige Schlaglöcher später, einen bellenden Hund, Schmetterlinge und viele Sonnenstrahlen später befinde ich mich nun in dem herrlichen Aljezur. Der EV1 lief teils immer wieder parallel mit dem Fischerweg. Am Morgen war ich der Vorletzte, der die Unterkunft verlassen hat. Ich weiß gar nicht so recht warum. Um 06:45 Uhr saß ich als erster im Gemeinschaftsraum. Das lag vorwiegend daran, dass ich dort mein Smartphone über die Nacht zum Laden hatte und nicht auf die Uhr schauen konnte. Also hatte ich bereits in den frühen Morgenstunden immer wieder das drängende Gefühl, dass es bereits schon neun Uhr sein könnte. Ja, vermutlich wären die anderen dann bereits schon längst auf den Beinen gewesen. Ich unterhielt mich länger mit Mo aus Graz, der auf den kanarischen Inseln und dann in Marokko zum Wandern unterwegs war. Ich unterhielt mich mit dem verrückten Dänen, der diese Nacht vermutlich wild campend verbringen wird. Nun sitze ich auf der Dachterrasse des bezaubernden Hostels dem Himmel etwas näher. Ja, die Temperaturen waren heute schon recht sommerlich. 21 Grad Celsius hat gegen 11:30 Uhr ein Thermometer angezeigt. Nun bin ich also gar nicht mehr so lange in Portugal.

16:25 Uhr – Aljezur
Irgendwie bin ich hier gelandet – der Tag war entspannt, es war ein Sonntag mit viel Sonne. Das Hostel hier mit der Dachterrasse war eine gute Wahl, dort habe ich Sven aus Norddeutschland kennengelernt, der mir eine Empfehlung für Lagos ausgesprochen hat. Die Gedanken an Marokko werden immer stärker. Wie muss ich mich vorbereiten, um dort Fahrrad zu fahren und mich einigermaßen wohl zu fühlen? Ich muss mein Rad wieder instand setzen, das Rücklicht reparieren, die Schaltung einstellen und die Bremsbeläge (hinten) wechseln, als auch zwei Ersatzschläuche kaufen. Dann würde ich mich schon etwas sicherer fühlen. Ansonsten benötige ich eine analoge Karte und ein Gespräch mit Einheimischen bezüglich der Routen. Mit einem entsprechenden Sonnenschutz wäre ich noch deutlich besser ausgestattet.

19:37 Uhr
Morgen beginnt eine neue Woche. Wohin wird es mich ziehen? Was ist mir wichtig? Was sind meine Sehnsüchte und wie kann ich ihnen Ausdruck verleihen? Alles wird zu seiner Zeit kommen – darauf vertraue ich. Heute führte ich wieder recht viele Zwiegespräche mit Gott oder dem Universum. Ich spüre, dass es in diesen Gesprächen keine Fassade sondern einzig die Ehrlichkeit gibt. Denn ich bin nun einmal so wie ich bin. Und das zeichnet mich möglicherweise aus.

20:27 Uhr
Ich bin dabei „uluru dreams“ zu verfestigen – ich weiß nicht genau, was daraus werden wird noch was exakt die Zukunft bringt. Ich darf vertrauen, dass die richtigen Dinge geschehen werden.

21:11 Uhr
Ich habe mich in mein Bett zurückgezogen, im Gemeinschaftsraum waren es schlichtweg zu viele Menschen, zu viele Gespräche, zu viel Lautstärke, zu viel insgesamt. Vorhin auf der Dachterrasse wie ich mit Ma. telefonierte bellte ein Hund in der Nachbarschaft immer wieder recht laut, Mopeds fuhren dröhnend vorbei, Autos hupten. Ich dachte, ich werde verrückt. Jetzt befinde ich mich hier in dem 8-Bett-Zimmer mit all den Menschen, all den Gedanken, all den Gefühlen, all den Sehnsüchten, all den Träumen. Ich komme mir eingesperrt vor in dieser kleinen Welt, in ihren kleinen beschaulichen Welten. Morgen Lagos und dann gen Andalusien; wer weiß, was mich in Marokko erwarten wird. Ich bin eine lebende Seele, atme morgens beim Aufstehen das Abenteuer ein, muss mich bewegen und den Naturgewalten ausgesetzt sein. Ich muss frei sein und meine Träume verwirklichen. Ich darf mir von niemandem etwas einreden lassen. Ich muss schlichtweg leben so wie ich schreibe. Das ist mein Antrieb, das ist mein Warum, das ist mein Grund. Vom Himmel kam ich auf die Erde, zum Himmel ging ich auf der Erde, zum Himmel werde ich gehen, wenn ich die Erde verlasse. Ich bin ich mit allen meinen Facetten, mit allen meinen Schattenseiten, mit allen meinen Problemen, mit all meiner Seele. Die Sonne ruft mich, die Fremde braucht mich, das Unbekannte zieht mich. Dann am Ende wartet da Ma. auf mich, sie wird mich wieder halten wenn ich meine zu zerbrechen. In ihren Armen kann ich fallen und meinen zu zerreißen, doch sie wird da einfach nur neben mir weiter sein, weiter atmen, weiter sein. Einfach nur sein. All die Erlebnisse prasseln auf mich ein, es ist eine Überflutung an Reizen und Informationen, ich bräuchte jetzt mein Kloster, meinen Frieden, meine Meditation. Ich bin wieder zu viel in meinem Kopf, wieder waren sie da die Trigger nicht zu genügen, nichts wert zu sein, nicht auf Augenhöhe zu interagieren. Zu lange drückte ich sie weg, verdrängte sie, nahm sie nicht wahr oder war entkoppelt von ihnen. Aber das Gestern ist das Gestern, jetzt ist eine andere Zeit, jetzt ist jetzt so wie es ist. Alles ist gut. Ich liege trocken in einem warmen Bett, kann mich ausruhen und Energie tanken. Jetzt kann ich einfach sein.

Wieder denke ich an Lateinamerika. Alles wird gut werden. Alles ist gut.

11. März um 11:11 Uhr – Montag, 11. März 2024

20:03 Uhr – Lagos
Jetzt war ich am südwestlichsten Zipfel Europas. Am Vormittag ging alles ganz schnell. Ich befand mich bereits vor 07:30 Uhr auf dem Sattel, erblickte am Horizont die Sonne wie sie über der Landschaft stand und fuhr über traumhafte Wege durch paradiesisches Grün. Am Himmel war nicht eine Wolke zu sehen, perfektes Wetter also um meinem Vorhaben weiter gen Marokko zu kommen Nachdruck zu verleihen. In der Unterkunft gab es freien Kaffee, doch er war noch nicht zubereitet. So verließ ich ohne etwas gegessen oder getrunken zu haben meinen Schlafplatz. In Carrapateira gab es dann endlich einen Supermarkt – ich konnte mich eindecken. Zumindest in Teilen. Denn vor dem Betreten des Ladens traf mich der Schlag. Dort befanden sich bestimmt 15 Leute – Einheimische, doch größtenteils Wandernde, die vermutlich in der Ortschaft ihren Etappenstart des Tages hatten. Ich fand auch kein offenes Kaffee und so nahm ich meine Beine in die Hand und war dann urplötzlich schon vor dem Leuchtturm bei Sagres. Viele Touristen, es kamen zwei große Reisebusse an, sie standen an dem magischen Ort mit ihren Stativen, schossen Fotos und gingen auf die Klippen. Ich stellte mich an die Seite und wollte einen ruhigen Platz finden – dann stand da eine ältere Frau, wir kamen ins Gespräch und redeten eine gute halbe Stunde. Sie ist Dänin und reiste 1985 über das Meer in die USA. Doch sie nahm sich nicht einfach nur ein Boot, sie trampte auf dem Wasser. Schließlich in New York trampte sie weiter bis Detroit und dann bis Chicago. Sie inspirierte mich sehr stark. Sie sagte, dass sie jeden Tag mit dieser Neugierde und Faszination aus dem Haus gehe – sie war ein wahres Wunder. Ich aß eine Packung Schokoladenkekse und fand dann meinen perfekten Platz da ich einfach die Stimmung auf mich wirken ließ. Viele Leute waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr da. Zu einem Zeitpunkt blickte ich auf mein Smartphone, es war der 11. März um 11:11 Uhr, das Hintergrundbild hatte ich am Abend zuvor gewechselt, es war der Uluru. Die Blicke auf die Küste erinnerten mich an Australien, ich spürte sehr stark diese Sehnsucht in mir ziehen. In Sagres besuchte ich dann das Fort Fortaleza. Eine gute Stunde hielt ich mich dort auf. Ursprünglich wollte ich einzig die Windrose sehen doch dann ging ich den gut zwei Kilometer langen Rundweg entlang. In einer sehr schön angelegten Labyrintharchitektur befand sich ein Blowhole. Alle paar Sekunden drang aus der Tiefe ein rasantes Geräusch hervor. Lange saß ich auf der Bank, fasziniert von der vermeintlichen Einfachheit und gleichzeitig von der urgewaltigen Kraft. Glücklicherweise fand ich in Sagres einen kleinen Supermarkt, deckte mich etwas mit Brot, Käse, Äpfeln, Müsliriegeln und Wasser ein und weiter ging es. Das Wetter hatte sich stark geändert, Temperaturen wie im Hochsommer, die Sonne strahlte unentwegt und es ging immer wieder hoch und runter. Paradiesische Strände gibt es hier an der Algarve. Diese in Kombination mit den Straßen jedoch bedeuten viele steile Anstiege und Abfahrten in denen viel gebremst werden muss. Heute hörte ich das zweite Mal von einem französischen Radreisenden. Ich bin gespannt, ob ich ihn morgen oder übermorgen auf der Strecke sehen werde.

Finally in Faro – Dienstag, 12. März 2024

09:45 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
First stop of the day after probably 7 kilometers of cycling. Great people in Lagos, a lot of inspiration, sun-gazing in the morning at 06:49 Uhr was perfect. Hopefully having the possibility at my private beach today to swim in the sea. If things work out sleeping in Faro, if not in the city in between in Albufeira.

14:32 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Finally break with pasta, bread, peanut butter, and apple and an orange. As well as a lot of sun and the soothing sounds of the waves.

17:39 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Finally in Faro, waiting for a shower, I have one orange left and would like to see the sunset.

„Ein Spaziergang im Hindukusch“ – Mittwoch, 13. März 2024

16:13 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Chill day today, went from Faro to Tavira, now after more than 3.100 kilometers on the road some spiritual rest / insecurity. Sitting in a bar, drank one coffee con leche and two Sagres beer. Wrote six postcards, love the stamps of Portugal, they only sell one price category for international cards. Compared to Spain it is much cheaper. My bike is okay still I should change the chain. I am a little bit melancholic of leaving the country as I have the feeling that I did not experience it fully. But maybe that’s okay and it could be a reason to return. I will be in Morocco on Sunday, will I cycle there?
I have seen quite more cyclists the last couple of days, some with tents, others simply with a bag pack. I guess all of them do cover a different distance. What will Andalusia be like? Tomorrow I will be wiser.
I hope that my throat will become better throughout the day / night/ couple of following hours.

20:37 Uhr – Tavira
Seit dem späten Nachmittag befinde ich mich in der Jugendherberge. Ich bin leicht fiebrig, der Tag zog an mir wie ein Kinofilm auf der Leinwand vorbei, ich betrachtete ihn, doch war nicht wirklich Teil davon. Ich habe mir irgendetwas vom Jakobsweg, von dieser Reise erhofft. Doch jetzt ist alles wie vorbei; ich stelle das komplette Unterfangen in Frage, zweifle, weiß nicht exakt, in welche Richtung ich mich bewegen soll, morgen verlasse ich Portugal, doch was dann? Alles befindet sich im kontinuierlichen Wandel, ich habe morgen wieder 80 oder 90 Kilometer bis nach Huelva vor mir, doch was dann? Die Beziehung zu Ma. fühlt sich gerade sehr brüchig an, die vergangenen Monate hatten wir so viel Kontakt, irgendwie meine ich, dass jetzt eine stärkere Verbindung vorhanden sein sollte, doch was jetzt? Wie wird es weitergehen? Ich habe den Eindruck, dass mir das Leben Menschen, Situationen und Erlebnisse zuspielt und ich schlichtweg zu dumm oder unfähig bin, das Wahre zu sehen. Tief in mir kriege ich schon mit was geschieht, doch was mache ich daraus? Immer stehe ich im Weg. Manchmal frage ich mich, ob es ohne mich nicht einfacher wäre. Ich glaube, ich muss ein klägliches Bild abgeben. Ich bin die gescheiterte Existenz. Doch aus welchem Grund – wie geht es morgen weiter? Aus der Jugendherberge in Faro habe ich das Buch „Ein Spaziergang im Hindukusch“ von Eric Newby mitgenommen. Es lag dort im Bücherregal und ich hatte nicht die Erwartung, dass es ein anderer Mensch benötigen wird. Ich brauche meine eigene Privatsphäre. Die ganze Zeit befinden sich Menschen um mich herum. Es ist zum Verrückt werden. Vorhin kaufte ich mir sechs Postkarten und sieben Briefmarken, suchte mir ein Café und fand in der zweiten Reihe der prominenten Lage eine sehr fertige Spelunke. Einheimische tranken dort nach Mittag ihre Rotweine, ich bestellte meinen Kaffee und ein Bier und finalisierte alle sechs Postkarten. Nach dem zweiten Bier war ich recht angetrunken, ich hatte noch immer nichts gegessen und ohnehin, ich fühlte mich fiebrig, ich war fiebrig. Ich befinde mich nicht im richtigen Zustand eine solche Tour zu unternehmen. Inzwischen bin ich 34 Jahre alt, doch ich kann nicht alleine auf mich aufpassen, ich brauche meine Mutter oder einen anderen Menschen, damit dieser für mich da ist.

Wieder hatte ich am Tag unzählige Einfälle im Kopf was ich schreiben möchte, doch jetzt wo ich den Stift in der Hand halte sind sie alle verschwunden. Mühsam fülle ich ein paar Zeilen, doch es fließt nicht so recht. Ich habe den Eindruck, dass der Fußball die Köpfe aller Menschen aller Nationen eingenommen hat. In welche Richtung steuere ich? Werden meine Halsschmerzen morgen verschwunden sein? Warum ist es mir von Bedeutung nach Marokko zu gehen? Ich könnte dabei enttäuscht werden… Wie kann ich eine neue Geldquelle erschaffen? Was ist der zentrale Bestandteil des Lebens?

Die Vía Verde – Donnerstag, 14. März 2024

08:58 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Ready to rumble, setting of to Spain again, quite excited and not knowing where to sleep this night. Might be a long day.

11:28 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Now leaving Portugal. It was a great experience cycling alongside the coast and it almost feels as a decade since I took the ferry from A Guarda as the only passenger. A lot of impressions since then, weather changes, meeting, memories. I am excited what Andalusia will be like. Reaching Spain there will be one hour of time change.
So far cycling today was really beautiful and relaxed. It was good to take it more slowly yesterday and to rest in Tavira for quite some hours more. The breakfast in the youth-hostel was good Land sufficient, nevertheless I ate just a sandwich with two “Camerons” and took a big milk coffee waiting for the ferry at 11:30.

21:44 Uhr – Huelva
Es ist Wahnsinn, wie die Zeit verfliegt. Nun bin ich auch schon in Huelva, morgen in Cádiz und am Sonntag werde ich dann mit der Fähre nach Tanger übersetzen. Ich bin aufgeregt – so ist das nun einmal. Heute auf der Straße hatte ich wieder die unterschiedlichsten Gedanken – was soll aus mir werden, womit werde ich ab April mein Geld verdienen, soll ich in Marokko Fahrrad fahren und und und.
Letztlich kam ich zu keiner abschließenden zufriedenstellenden Antwort. Aber so ist es vermutlich das Leben. Der Start in Marseille erscheint mir so ausgesprochen fern. Die Infrastruktur bis zur Grenze heute war schön und verlief vorwiegend durch ruhige Gebiete, in Spanien war es durchwachsen. Zwei Mal flimmerte die Luft ausgesprochen stark in der Hitze. Ich merke schon, dass ich hier im Süden bin. Jetzt ist es bereits 22:00 Uhr, in Portugal wäre es erst 21:00 Uhr. Aber es hilft nichts zurückzuschauen. Alles hat seine Daseinsberechtigun
g.

„Wind, Sand und Sterne“ – Samstag, 16. März 2024

12:14 Uhr
Die Wäsche befindet sich in der Maschine, mein Geldbeutel trägt wieder ein paar Scheine, die Sonne lacht, eine neue Kette und ein 28 Zoll Schlauch hat einen glücklichen Besitzer gefunden. Endlich habe ich mit meinem Vater telefoniert. Morgen werde ich in Vejer de la Frontera sein. Heute ruhe beziehungsweise genieße ich Cádiz. Ich möchte ins Meer zum Baden gehen und hoffe, dass es nicht zu unrealistisch ist. Alles zurück auf Anfang. Ich muss oder vielmehr möchte Fortschritte mit der Digitalisierung des Schreibens machen.

12:38 Uhr
Ich sitze auf der Dachterrasse an meinem Platz an der Sonne. Immer mehr spüre ich, wie sehr ich in dieses Leben rücke. Wieder schöpfe ich die Kraft, dass – wenn es mit „Ein neuer Weg“ nichts werden wird – alles seine Bedeutung hat. Eine andere Energie fließt durch mich hindurch. Ich bin sehr entspannt. Rechts neben mir liegt der weiße Zettel mit den Gebeten, die ich vor ein paar Wochen auf dieser Reise verfasst habe. Dieser wird ein weiteres Mal ungelesen in den Papierkorb wandern. Die Tintenfüllfederhalteraneinanderreihungen lauten in etwa wie folgt: „I pray for love. I pray for peace. I pray for harmony. I pray for forgiveness. I pray for ease. I pray for acceptance. I pray for my father. I pray for my mother. I pray for M. I pray for O. I pray for P. I pray for N. and E. I pray for W. I pray for the HCU. I pray for the ECF. I pray for INS. I pray for the LGW. I pray for the HfWU. I pray for Ju. I pray for Je. I pray for An. I pray for Mat. I pray for Skylar. I pray for Flor. I pray for Abigail. I pray for Syrus. I pray for Hector. I pray for Dayane. I pray for the Arche Noah Hostel. I pray for Bogotá. I pray for Floresta. I pray for Xavier. I pray for José. I pray for F. I pray for C. I pray for A. I pray for W. I pray for Emerson. I pray for Anis. I pray for K. I pray for J. I pray for Gundis. I pray for Carlos. I pray for G. I pray for M. I pray for E. I pray for C. I pray for C. for Quito. I pray for A. I pray for S. I pray for Osho. I pray for Babaji. I pray for M. I pray for J. I pray for S. I pray for H. I pray for A. I pray for H. I pray for M. I pray for H. I pray for E. I pray for uncle H. I pray for N. I pray for Magdalena. I pray for Stella. I pray for Esther. I pray for E. I pray for M. I pray for L. I pray for J. I pray for B. I pray for T. I pray for I. I pray for K. I pray for J. I pray for M. I pray for M. I pray for M. I pray for the family S. I pray for B. I pray for A. I pray for J. I pray for J. I pray for D. I pray for forgiveness. I pray for integrity. I pray for T. I pray for M. I pray for J. I pray for S. I pray for J. I pray for P. I pray for D. I pray for H. I pray J. I pray for B. I pray for L. I pray for A. I pray for L. I pray for G. I pray for K. I pray for C. I pray for D. I pray for A. I pray for C. I pray for J. I pray for G. I pray for M. I pray for V. I pray for V. I pray for S. I pray for A. I pray for C. I pray for C. I pray for G. I pray for G. I pray for A. I pray for D. I pray for B. I pray for Mr. R. I pray for Mr. D. I pray for Mr. K. I pray for Mr. G. I pray for Ms. V.

15:33 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Another rest-day in Cádiz, beautiful city with a great energy. I bought a new chain and a tube (finally with the right valve). Yesterday was a long but rewarding ride with 120 kilometers. Part of it was the 30 kilometers cycle on the beach. It was not impossible but also not that easy. I guess all of the tourists in Matalascañas thought that I would be crazy pushing my loaded bike through the soft sand. At first I thought it would be impossible as the wheels were stuck three or four times and I was about to fell off to the ground. But then two other cyclists with proper gravelbikes and only small bag packs approached me from the other direction. I was believing that they already did 29 kilometers and so in my head it would be possible for me too. The only challenge was that the lowest point of the tide was at 12:53 pm and I arrived half an hour later. Nevertheless I accepted the challenge to ride for good two hours in the zenith of the sun. To get more stability I removed some air of the back tire. In the end I removed too much so there was almost none left. But I didn’t want to invest energy in pumping in more so I continued riding. I cycled without real pauses, I only get off the saddle to put out cereal bars and bananas (eating them whilst driving) and taking pictures. It was amazing yet a couple of police vans and fishermen off-road vehicles were on the beach or driving back to the city. It took quite a while until the silhouettes of Matalascañas somehow disappeared and the new forms of landscape appeared in front of me.
Then at more or less 3 pm the ferry arrived. I probably waited for three minutes with six or seven fishermen on scooters. Two of them were curious about my trip and helped me to put in more pressure into the tube. In the end I asked them if they have a recommendation for a cheap dish of the day as I was pretty hungry and still intending to continue the 50 kilometers to Cádiz. They named me a good spot for “Bocadillos” in the second row a bit outside the center directly on my track. Arriving in Sanlúcar de Barrameda the sun was burning, there were a lot of noises and stress. I was on the ground with the air pump. A quiet voice was calling two or three times “Sorry”. It took a bit for me to realize that this voice was ment to reach me. I turned my head and there was another cyclist. A female one. The Irish woman just had started her trip in the morning from Cádiz and she wanted to continue to cycle alongside the beach. I told her that it wouldn’t be possible not mainly for the tough physical aspect but for the rising of the water. She seemed to be disappointed which seemed to be reasonable to me. I introduced her to the EuroVelo-network an gifted her the map with the EV1 which I received in Tavira of the German lady.
Heading to Cádiz at 4 pm was not that hard. Finally I was lucky that I took another boat this day from El Puerto de Santa María for 2,80 Euros included the bike. I got the last one at 7 pm and enjoyed the 30 minutes ride with a beautiful view on the sunset and the mystic Cádiz hidden in surreal fog.

18:15 Uhr
Wieder sitze ich auf einer Dachterrasse. Dieses Mal im wunderschönen Cádiz. Die Sonne strahlt, das Klima ist hier im Süden Spaniens ohnehin deutlich wärmer, die Gebäude strahlen wunderschön weiß. Wenn ich noch wüsste als welcher Mensch ich am Montag, den 22. Januar 2024 in den Zug stieg, dann wäre diese Frage hinfällig. Südamerika holt mich immer stärker ein. Ich komme mich ein Stückchen nach Lima, Bogotá, Mexiko-Stadt oder Quito zurückversetzt vor. Es ist ein schönes Gefühl gepuncht mit etwas Melancholie. Tatsächlich dauert es eine Weile, bis man sich das Leben im Einklang mit den eigenen Träumen erobert und im Einklang mit dem eigenen Selbst aktiv konstruiert. Das Einfachste ist im Regelfall das folgerichtige Ergebnis einer langen Kette an gescheiterten Versuchen. Doch am Ende bleibst du und das wird den Unterschied darstellen. Vielleicht befindest du dich in einem Hostel. Es ist dein Leben. Die Urlauber kommen und gehen. Du bleibst. Bist du deswegen eine verkappte Existenz? Ich denke an Marokko und Tanger, an den weiten Sand und wieder an die Pyramiden. Die Temazcal aus Kolumbien ist Welten entfernt, was bleibt davon? Was stellte ich heute an? Was bleibt für die Ewigkeit? Ich las weiter in “Ein Spaziergang im Hindukusch”, telefonierte mit meinem Vater, entdeckte den Stadtkern und all die unzähligen Gassen, ging in die Kathedrale, kletterte auf den Turm, ging in die Krypta und in das Museum, kaufte einen neuen Fahrradschlauch mit französischem Ventil und eine Kette, machte mir ein XXL-Müsli mit Haferflocken, Sojamilch, Birne, Orange, Datteln und Zimt, trank Kaffee, erwarb in einer Panaderia zwei Empanadas mit Datteln (irrtümlicherweise auch mit Schinken und Käse), schaute in die Ferne, wusch meine Wäsche, hängte sie an der höchsten Stelle des Gebäudes auf einem separaten kleineren Dach auf, legte sie zusammen und verstaute sie in meiner linken blauen Satteltasche, schickte zwei Sprachnachrichten an meine Schwester und wusste nicht so recht wohin mit mir. Auf einer Bank im Zentrum aktualisierte ich einen Paperblanks-Eintrag mit recht ausführlichem Text auf dem Smartphone. Freilich schrieb ich analog. Die Inspiration windet sich hier in Andalusien durch die Häuserzeilen, die Energie ist positiv, das Vertrauen grenzenlos. Manchmal packt mich die Angst und ich frage mich, was ich da eigentlich anstelle aus meinem einen Leben. Mittlerweile versuche ich, dieser Frage nicht mehr allzu viel Aufmerksamkeit zu geben sondern stattdessen meine Augen auf das Leben zu richten. Morgen werde ich in Vejer de la Frontera bei den Bekannten des Jakobsweges übernachten. Ich bin gespannt auf diese weitere Begegnung. Scheinbar soll man von der Dachterrasse bereits auf den afrikanischen Kontinent blicken können. Ohnehin ist das Exotische, das Orientalische, die Fremde hier auf eine andere Art präsenter denn in Portugal. Sicherlich gab es dort brasilianische Einfüsse, viele Seelen mit indischen Wurzeln als auch Heerscharen an Touristen aus allen Nationen – doch Andalusien ist etwas Anderes.
Vor deinen eigenen Augen musst du immer deine eigene Realität erschaffen. Vielleicht braucht es eine Dekade bis man auf einer gewissen Ebene einen Schritt weiter ist, doch das Leben wird am Ende des Tages dafür sorgen, dass man – sofern es auf einer höheren Ebene für einen bestimmt ist— auch kommen wird. Also sitze ich wie so oft zuvor an einem Platz auf diesem 510 Millionen Quadratkilometer großen Planeten und halte sie fest die Seile meines Traumsegels um den passenden Kurs gen Zukunft einzuschlagen. Was jedoch sehe ich dort? Wohin steuere ich? Befindet sich dort eine einsame Insel, ein Refugium voller fruchtbarer Erde, ein sicherer Hafen für stürmische Zeiten, einen universellen Magneten oder eine Oase voller Wunder? Gestern wie ich die 30 Kilometer auf dem Sand parallel des Meeres fuhr flimmerte am Ende der Strand sehr stark. Es war eine optische Täuschung, ich meinte, dort befinde sich ewiges Wasser, ich musste an Antoine de Saint-Exupérys “Wind, Sand und Sterne” denken. Wolken haben sich über den Himmel gezogen, Möwen kreisen kreischend umher, keinen einzigen Meter fuhr ich heute mit dem Rad. Meine Tour ist nicht zu vergleichen mit “In 80 Tagen um die Welt”, mit den Rekordfahrten von Mark Beaumont oder mit den Bergbesteigungen von Reinhold Messner. Das Schreiben auf der Bluetooth-Tastatur mit dem Smartphone ist nicht das Gleiche wie mit meinem angebissenen aufklappbaren Apfel. Was wird die Zukunft bringen? Eventuell ist diese Frage so überflüssig wie: “Wie viel wird es nächste Woche regnen, wie viel Geld benötige ich um zufrieden zu sein, wie groß ist mein Einfluss auf diesem Planeten?” Alles Fragen, alles Geplappere des Verstandes. Er wird nie zufrieden sein. In dem Moment da ich diese Zeilen schreibe bin ich stark mit meinem Körper in Verbindung. Ich ruhe auf dem Boden. Ich spüre die Kilometer des gestrigen Tages, die Sonne auf meiner Haut, das reichhaltige Essen in meinem Magen und etwas Genugtuung, etwas geleistet zu haben. Es mag nichts Signifikantes oder Großes sein. Aber es ist ein Teil von Allem.

Was mich irritiert ist, dass wenn ich auf dem Messenger-Programm schreibe die Tastatur korrekt ist. Das bedeutet, dass das Y an der Stelle ist, da die Y-Taste ist, dass das Z an der Stelle ist, da die Z-Taste ist, Ä ist Ä und Ö ist Ö. Jetzt ist es allerdings wieder so, dass Y Z, Z Y, “ Ä und : Ö ist. Wieder muss ich mir die Frage stellen, was mir am Wichtigsten ist im Leben:

  • Die Freiheit, die Unabhängigkeit, die Autarkie, die Ungewissheit und das Abenteuer
  • Die Entdeckerlust, die Neugierde, die Offenheit und die Existenz ohne Verpflichtung oder Verantwortung
  • Die Momente der Extreme, das Überschreiten unsichtbarer Grenzen, das Spüren des Lebens in all seinen Facetten.

Gleichzeitig sind da in mir der Komfort, die Bequemlichkeit, die Angst und die Unsicherheit. Ich spüre allerdings mehr und mehr, dass ich nicht meine Angst oder meine Unsicherheit bin. Mittlerweile weiß ich, dass falls alles schief laufen sollte, ich mich immer noch auf mein Fahrrad setzen und einmal um die Welt fahren kann. Irgendwo gibt es immer eine Anlaufstelle, eine Bank zum Ruhen, interessierte oder interessante Menschen, etwas Neues zum Entdecken oder schlichtweg Rückenwind.
Also alles halb so wild sage ich mir und fahre fort im Konzept. Möglicherweise sollte ich mir wieder die Frage stellen, wohin mich das Meer spülen wird, wenn ich ein einzelner Wassertropfen bin. Habe ich es in der Hand? Kann ich die Richtung beeinflussen? Ist es relevant wie viel Kraft ich aufwende? Sollte ich den anderen Wassertropfen links, rechts, oben, unten, vorne und hinten Aufmerksamkeit schenken oder mich voll und ganz auf mich selbst konzentrieren?

Der Radreisende auf dem Plaza de España – Montag, 18. März 2024

15:42 Uhr
Ich glaube tatsächlich, dass es bessere Situationen gibt, als in diesem Zustand, in dem ich mich jetzt befinde, zu schreiben. Dennoch wage ich den Versuch trotzdem und weiß tief in mir, dass er erfolgreich sein wird. Es ist ein alltäglicher Montagnachmittag. Ich befinde mich auf der Dachterrasse und trinke Espresso mit einem Löffel Zucker, ich blicke von einem weißen Haus in Vejer auf die Landschaft Spaniens und bin glücklich. Seit dem Mittag haben wir fünf Bier getrunken. Aus dem ersten wurde ein zweites und so weiter und so fort. Direkt am zentralen Platz da EInheimische, neugierige Touristen und Influencer aufeinandertreffen saßen wir, redeten und beobachteten das rege Kommen und Gehen. Alte Männer auf Motorrädern, ein Reiseradler in fortgeschrittenem Alter, ein Gehörloser am Nachbartisch, hübsche Frauen aus Madrid, eine deutsche Frau ohne Orientierungssinn, Paketzusteller, Eltern, die ihre Kinder an der Hand von der Schule nach Hause brachten, eine Frau im Rollstuhl, Engländer oder Schwangere, alles war dabei. Ich saß da einfach und beobachtete die Szenerie und erfreute mich innerlich ein wenig da ich nicht der Erforderlichkeit ausgesetzt war, heute mein Fahrrad in Bewegung zu versetzen. Zwar gingen G. und ich vermutlich acht oder neun Kilometer einen sehr schönen Wanderweg entlang, doch war die Kraftaufwendung im Prinzip nur marginal. Immer wieder erinnerte mich alles an Ecuador oder Lateinamerika im Allgemeinen. Im Hintergrund sprechen leise die Stimmen eines Fernsehprogramms, ein Automotor rattert, die Tastatur klappert, Vögel fliegen gemächlich in der Luft, morgen werde ich in Marokko sein. Ich könnte bereits auch heute dort sein. Aber was dann? Was verspreche ich mir ernsthaft davon? Ich weiß, dass ich nach Marokko gehen darf, dass es ein Privileg ist und dass ich wahrlich glücklich bin, diese Erfahrung machen zu dürfen. Aber was dann? So wirklich weiß ich es nicht so recht, es wird sich entwickeln, ich bin zuversichtlich und dem Universum dankbar, dass es mich an die passenden Orte führen wird. Das Zeitgeschehen hat sich signifikant verändert aber wenn man es nicht gelernt hat das Wahre zu erblicken, dann kann es einen ganz schön in die Irre führen. Meine Beine sind froh über diesen Ruhetag, mein Magen benötigt eine Pause von dem Alkohol, dem Fisch und dem Olivenöl, meine Gedanken schweifen immer wieder nach Barcelona ab und mein Geist ist glücklich. So eingängig wie heute habe ich tatsächlich noch nie zuvor das Leben in seiner vollen Intensität gespürt sage ich mir. Und das sage ich mir nicht nur weil ich es niederschreibe sondern auch, weil es der Wahrheit entspricht.

Gen Land no. 40 – Dienstag, 19. März 2024

Ein Surly auf der Fähre nach Afrika

17:08 Uhr – Fähre Tarifa – Tanger
Es geht los nach Afrika. Der Radtag war nur begrenzt gut. Ausschließlich fuhr ich auf der Straße oder vielmehr auf dem Seitenstreifen. Über 50 Kilometer war die N-340 meine Begleitung. Der Abschied aus Vejer de la Fronterra war nicht einfach. Unmittelbar um 12:00 Uhr startete ich mit den Kirchenglocken hinein in die Mittagshitze. Die Biere vom Vortag spürte ich noch recht stark, sie hatten meinen gesamten Körper lädiert. In der Nacht konnte ich nicht sonderlich gut schlafen. Immer wieder drehte und wendete ich mich, vieles ging mir durch den Kopf. Immer wieder waren da die Gedanken an Marokko. Ich konnte nicht noch länger in der weißen Stadt bleiben, zu sehr zog das Ferne und Unbekannte an mir. Auf gen Land no. 40 also. Verheißungsvoll erstreckt sich auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar der afrikanische Kontinent. Nein, für mich ist meine Tour keine Spazierfahrt und doch ist sie nicht zu vergleichen mit den Bootsfahrten derer die mit Träumen und Erwartungen dem europäischen Kontinent entgegenziehen. Sicherlich ist das Wasser eine Grenze aber da gibt es noch etwas anderes Unsichtbares das trennt. Ich werde in den kommenden Stunden und Tagen etwas Zeit haben dieses mystische Geheimnis zu ergründen. Möglicherweise wird es auch nur bei ein paar Puzzlestücken bleiben, die wiederum als Orientierung dienen können.

20:23 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
After 3.474,03 kilometers on the bike (as well as pushing) I finally arrived in Tanger. I feel exhausted and drained because of the alcohol. I cycled probably 1.000 meters in Africa. My first 1.000 meters. I survived them. I wonder how many will follow them. Tomorrow is a new day. Everything happens for a reason. Expect nothing, appreciate everything. Slowly but surely I will walk my way.

20:33 Uhr – Tanger
Endlich befinde ich mich wieder in Afrika. Es war zwar nur eine kurze Fährfahrt, doch trotzdem befinde ich mich nun auf der anderen Seite in einem Land, von dem ich tatsächlich ganz wenig weiß. Immer noch stelle ich mir die Fragen, wohin es mich letztlich treiben wird. Alles wird schon werden. Viele Ideen habe ich im Kopf – ein Teil davon lässt sich letztlich umsetzen. Vejer de la Fronterra mit G., K., L., C., D., C. und D. ist nun Ewigkeiten entfernt. Letztlich frage ich mich, welche Kraft mich hierher getragen hat.

Bowles‘ Lettera 32 – Mittwoch, 20. März 2024

12:42 Uhr
Tatsächlich glaube ich, dass ich langsam in Marokko angekommen bin. Am Morgen regnete es kurz, ich vertrat mir ab gegen 08:00 Uhr die Beine, die Gassen waren leer, viele Katzen, Katzenbabies, altes Essen oder Müll in Tüten auf den Pflastersteinen, vor Hauseingängen und auf Treppenstufen. Nun befinde ich mich hier an einer geschützten Stelle in einer für Touristen geeigneten Location. In einem Laden fragte ich nach Tee, doch wegen Ramadan ist es in der Tat nicht so einfach etwas zum Essen oder Trinken während des Tages zu finden. Nachdem ich am Morgen für etwa 115 Euro das Fährticket bis nach Barcelona gekauft habe frühstückte ich im Hostel.

17:14 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
First 24 hours in Morocco. I acclimatized myself a bit to the different energy. In the morning at 8:30 am I left the hostel to explore the Medina which is the old part of Tangier. Almost no people were around, I saw more cats than human beings. There are a lot of small streets and some of them have dead ends. I photographed doors and found some interesting views of places, plants, white and blue colored buildings a contrasts by the early light. As there were some little drops of rain under the clouded sky I put on my rain-jacket. Nearby the harbor in the first row with all of the tourist catching restaurants and money change institutes I found an open agency selling ferry tickets. I asked for the connection Tangier – Barcelona and directly was provided a connection this Saturday 11:00 pm. I chose a Pullman seat for this long 31,5 hours trip. There is no additional price for the bicycle. I paid a little bit more than 1.200 Dirham which is a more or less good price. The boat is provided by the Italian company GNV. The only thing is that starting point is Tanger-Med – a harbor 40 kilometers east of the city. I might cycle to this place.
Now sitting on the rooftop-terrace I have coffee no. 2 this day. The breakfast at 09:30 am was quite delicious – a lot of sweet bakery and a cup of tea. Afterwards I went out again to the Tangier American Legation Museum. I was at points the only visitor in this magnificent building. You can see the history of the more than 200 year long connection between the United States of America and Morocco. Surely it has a strong diplomatic touch to keep this friendship between countries lively but I therefore admire this place as it is demonstrating the strength of a peaceful bilateral apprenticeship. The rooms were colorful, a fountain in the green patio provided a comfortable atmosphere, photographs of presidents such as Kennedy on the walls. I stumbled upon the name of a greater personality: P-A-U-L B-O-W-L-E-S. This US American writer and musician created books such as “Up Above the World”, “The Sheltering Sky”, “Let it come down” or the German title “Die leichte Beute – Stories aus Marokko”. There I also found the beautiful Olivetti-typewriter Lettera 32. The whole house was a labyrinth to me. I could move freely, I felt comfortable and reminded to my trips through South-America. For me it seems to be a good way to slowly connect with a new country by museums. Regularly not to many people frequent them, they silence the outside noises and you can spend as much time as you want to feed your curiosity. Surely not always.
Afterwards I went to the proximate Jewish / Hebrew cemetery which should open at 10 am. A couple of Taxis stood nearby, so it is a sign for a quite frequented place. Now all of the shops were opened but still it was not too crowded. I guess it’s due to Ramadan. The door of the cemetery was closed, a shepherd dog slept directly at the entrance on the ground, lifting up his head observing me as I approached but he was pretty peaceful. After some not so nice experiences with dogs I at the moment seem to be able to judge the energy and temper of them. I went into the nearest shop to ask the man in there – probably the owner – if the cemetery is open. He made a phone call and then said to me in 15 minutes. I first ask people if French is okay, but in the end the conversations mainly end in English or some bad mixture of Spanish-English-French. Still it always works out somehow. I didn’t want to wait 15 minutes right in front of the entrance but also didn’t want to walk much more so I tried to find a coffee place. There were bakeries – without public seats – or small grocery store. I went into one grocery store which seemed to me most promising selling tea / coffee but the man just said that because of Ramadan he doesn’t serve. So I headed back to the hostel. On the way I found a nice niche quite afar from the street – I ordered the typical dish (vegetable version) as well as a tea. Sitting at the table starting to write analogue a beautiful silver can with bread, salad as well as two ceramic bowls with black olives and figs in oil was served to me. I didn’t order salad but I was hungry so I started to eat. After a couple of minutes a simmering clayed bowl of Tajín with more bread was served and I knew that my stomach would be lucky to receive all of this delicious tasty food. The quality seemed to be really good – everything was fresh. I also was given a bottle of plastic water sized 0,5 liters but I didn’t touch it thinking I might have to pay more. But the bill was 85 dirham in total which I think is a more or less good option. Surely it is not a low price but as there are no places for locals serving food during daylight I did a good choice. Afterwards I returned back to the hostel, booking two more nights, going to the rooftop digitalizing my current journal no. 60 titled “… with an open heart / the body”. I worked for more or less 1,5 hours and drank some more tea. The sun was shining pretty strong and at around 3 pm I felt this strong urge to lay down. I pretty soon fell asleep which I normally don’t do. But it felt good, my body, my mind and my soul somehow needed the rest. Right now I feel much more peaceful, the Moroccans I met and talked so far were friendly, helpful and heartwarming.
I am excited to see what the next hours will bring. The sun is low which is a sign that the Muezzins will soon start to raise their voices. It reminds me utterly strong of Egypt and the rooftop terrace of the hostel in Luxor. That’s what I love about Africa, that they strongly keep alive their religion.

19:36 Uhr
Ich liege im Bett und bin recht zufrieden. Alles wird sich mit der Zeit entwickeln. Ich freue mich darauf, morgen einen weiteren Tag in Marokko erleben zu dürfen. Immer noch lese ich „Ein Spaziergang im Hindukusch“. Ich freue mich auf die Fährfahrt nach Barcelona. Ich werde am Montagfrüh ankommen. Ebenso bin ich zufrieden, wieder nach Deutschland zurückzukommen. Vermutlich muss ich morgen erneut Geld abheben. Aber so ist das nun einmal im Leben. Ich habe Hunger doch nur begrenzt Lust auf die Straße zu gehen und mich in das Treiben zu mischen.

22:30 Uhr
Mein erster Tag in Marokko ist zu Ende.

22:31 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
My first day in Morocco comes to an end. I have mixed feelings but to be honest I now feel much more in peace and equity as before. In the evening Nick the other German guy wanted to go out to eat something. I joined him and so he introduced me to a cheaper restaurant where he was the day before. I had the typical soup called “Harira”, another vegetarian Tajín and a cup I’d sweetened mint tea. It was a nice place with mainly locals and it costed 50 dirham which was a good deal. Afterwards we found a pastry on the way – I bought two pieces which were truly delicious. That’s the good thing if you did cycle for a long time that you are allowed to eat nonstop whatever you want. It seems to be a decade since I got up in the morning to have a first proper work in Tanger. In the evening the streets were crowded – you mainly see men but also older people or parents with their children. A young lady covered in her hijab throw an intense look at me as we passed each other.
I sometimes am worried about people that could steal something which means that I am not 100 percent comfortable walking through the streets. I like it so far that I still mainly feel natural. I am confronted with a lot of things about my person – therefore the city, the street, the people and at moments even the cats are a strong and honest mirror. You can’t cheat them. I often think about Latin America. Yet this thought is not so intense as in the past that I have the urge to go there directly. Right now I am here and I will go to Germany next. What happens then is not fully up to me but connected to the circumstances. I can set my intentions and my prayers, I can attract the situations and dreams that I want to attract and I can do what is within my possibilities. But in the end I will receive what I am meant to receive by the universe.
The other German woman in this room carried the book “The Marble Collecter” by Cecilia Ahern. It is funny as I found a book by the same female author in the surf hostel in Portugal and fell in love with it. Now it has become quiet here, the people are mainly calm, there is a lot of ease under the Moroccan sky. It could be that it is connected to Ramadan or to all of the spiritual works that are being performed by society.
What will happen tomorrow? I will have some phone calls, another walk, go and find some tasty food, I will write and digitalize, I may find some more museum or go to the cemetery another time. I do feel comfortable in my skin at the moment. I don’t feel any strong urge to change my situation, to be ashamed of something or to even hate myself as I may have done it in the past. I more and more accept, love and appreciate myself. I am who I am. There will come new people tomorrow as Nick and the woman are going to Spain. I will stay for two more nights. Saturday will be spend mainly waiting for the ferry boat. I arrange myself with it. If you want to travel, this is part of the process.
What else will come tomorrow? I asked this question so many times before and wrote so many answers. At the moment I am bored to find a potential one another time. Maybe I should stop to even ask the question and simply accept of what is.

Ein Minztee mit Rabbi Mordechai Bengio – Donnerstag, 21. März 2024

08:16 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
I am sitting on the rooftop-terrace again accompanied by a cat. As she is sitting on the pages 128 and 129 of my journal which I wanted to transcript and seems to have no intention to leave I focus on this small text. The night was long, still I couldn‘t somehow find many sleep. The sun is out, the seagulls are creating noises, some cars are on the streets but all in all it is still completely peaceful. That‘s why I like Tanger I guess. Not a lot of hurry, tranquility and freedom for the thoughts in once own head. The internet is not working, I wanted to call my mother – but now I have to wait and to change plans and simply accept whatever is not within my power. Slowly but surely I will find my way and pave it with my thoughts and deeds.

12:17 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Right now I find myself in a coffee directly nearby the old city wall. This place was at first the one I said to myself I would never go to because it looks too touristic. But somehow it attracted me and I have another time some quietness without being attracted by others. The day so far was peaceful – in the morning the internet didn’t work, I digitalized one more time, enjoyed the time with the cat, had a little walk in the windy streets and returned for breakfast. It was funny – all of us sat on the rooftop unter the space which was protected by the roof and the windows because of the weather. I liked it. An older French woman with utterly short grey hair spoke to me, another French guy who was traveling so far for three years in his van sat next to me and we were having a long conversation whilst eating. He recommended me Costa Rica. Time flew by, the other German guy gave me his last strawberries as he would leave today and set the intention to do not eat during daylight participating Ramadan.
I left for another walk feeling an inner restlessness, lost myself within the streets I have thought to already know and finally stood in front of a museum right next to the touristic place Petit Socco. The lady at the entrance said the museum is about the history of Morocco and includes paintings as well. So I paid 20 dirhams and entered the „Musée Dar Niaba“. For this amount of money it was truly worth the visit. I read more about the importance of the city for other countries into Africa and the main historic events of the past. Mainly at the first floor portraits and landscape drawings could be found. Painters of Europe but also of Morocco itself with names such as Eugene Delacroix, Diego Martin Lopez (Spanish painter), John Louis Endres, Hans Kleiss, R. Trinidad, Louis Granata, Odette Bruneau, Raymond Gillard, Romeo Charles Agletti, Max Flegier, Henri Pontoy, Jean Pierre Favre, Antonio Fuentes, Olga Koch or Paul Neri were exhibited there. I was strongly reminded to the museums in Bogotá and Medellín. Sometimes it is a strange feeling as you are the only person in a museum and there are around 10 securities being bored. I greeted each of them and said „Shakram“. One more thing that I noted were the „Moukhalas“ rifles and the beautiful ornamented powder bulbs. It’s not only the exhibited pieces that are interesting but the whole scenery, the architecture, the frames, the tiles, the flowers in the yard – the atmosphere in general which can’t be described. Somehow I feel this strong urge to get to know more about Morocco, but also Senegal, Algeria, Syria, Israel, the Iran and Jerusalem. Also I want to return to Egypt, cycle to the north cape and visit the flower island. A lot of ideas in my head or in my heart – reality will show what is meant to truly become true.
I left and gave the old Jewish cemetery „Cimetiere Juif de Tanger“ another try. And… the heavy door was open. I slowly entered not being able to figure out any person looking responsible. Soon a man came to me and he seemed to be the guard or the responsible person. He invited me to look around. Only another man was on this wide area – but soon I was alone with all of the memories of the dead. It is obvious that the cemetery can not be compared with for example the one in Pragues Josefovs 5 neighborhood. I hope that soon there will be prospects or tourist guides in various languages with the history and the most remarkable graves at this site. Later I received the information that 4.200 persons were buried there in the beginning of the 20th century included the one of Constable Attias Abraham and two rabbis. One of them is Mordecai Bengio. Other names that I found on the gravestones are Leon Shocron, Mesod Ederhy, Abraham Pinto Pilo, Jacob Tebelem, Menasse J. Cohen, Abraham J. Cohen and Jacob M. Nahon buried from 1910 to 1934. As a sign of attention I gifted 20 dirham to the old guard who at this moment carried a bucket with earth. It seemed to me that he also was the gardener there.
Now sitting in the „Dopamine – Dar D Dbagh“ coffee listening to the calming Arabic music in the background I wish to be able to continue on the process of writing and traveling for the next months and years. But reality is that the bank account tells a different story – I must create another time a source of income. Deep within myself I feel and know that my prayers become louder and more intense. Everything will figure out sooner or later. I am aware of it. That’s the process of life.

15:31 Uhr
Die Energie hat sich sehr stark verändert – meine beiden Zimmergenossen sind fort, Lino aus Frankreich ebenso – neue Menschen werden kommen. Die Katze liegt mit einem knappen Meter Sicherheitsabstand rechts von mir. Ich habe mich dazu entschieden heute bewusst zu essen und zu trinken. Am Morgen war es das Frühstück in der Unterkunft mit zwei Gläsern Minztee, am Mittag war es die Kanne Tee mit den zwei süßen Teilchen in dem Café – und jetzt knurrt mein Magen, jetzt denke ich an das Essen. Die Digitalisierung ist fast beendet. Ich bin traurig. Mit Ma. läuft es gerade nicht so, wir brauchen Abstand, jeder von uns muss sich bestimmte Fragen beantworten. Ich habe einen gemischten Tag. Ich höre „We Deserve To Dream“ von Xavier Rudd und „Alt und grau“ von Philipp Poisel, immer wieder bilden sich Tränen in meinen Augen, kullern die Wangen hinunter und trocknen dort langsam in dem lauwarmen Windzug. Warum befinden sie sich dort? Sie steckten zu lange fest in meinem Innen, sie fanden keine Wege nach draußen, ihnen fehlte es an Mut. Doch jetzt bricht da wieder ein Damm in meinem Innen, es ist ein weiterer Tag auf dem afrikanischen Kontinent – wer werde ich morgen sein? Als welcher Mensch stieg ich am Montagmorgen im Remstal mit meinem Fahrrad in den Zug und als welcher Mensch werde ich am 03. April wieder ankommen? Alles braucht seine Zeit, ich darf darauf vertrauen, dass meine Gebete erhört werden und mein Wirken früher oder später einen Unterschied darstellen wird. Immer tiefer versinke ich im Zentrum meines Seins, lasse mich fallen und vertraue darauf, dass alles seine Richtigkeit hat. Ich habe es in der Hand ob ich meine, dass das Leben mit Anstrengung und Mühsamkeit gleichzusetzen ist, oder ob ich es als Abenteuer, als Wunder und als ein Spiel mit unzähligen Möglichkeiten anerkenne. Ich verfüge über einen freien Willen und kann steuern, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte. Ja, ich verfüge über einen freien Willen. In meinem Geiste kann ich im Unsichtbaren erschaffen, was noch nicht in der Realität vorhanden ist. Alles ist gut, alles wird sich früher oder später fügen.

21:24 Uhr
Ich glaube es ist gut, dass ich mich jetzt während Ramadan in diesem muslimisch geprägten Land befinde. Es ist eine andere Stimmung, die Menschen sind mehr mit sich selbst beschäftigt, hier im Hostel hört man jeden Nachmittag und Abend einen jungen Mann laut Gebete sprechen. Ich fühle mich ausgezehrt und gleichzeitig bricht durch mich etwas Neues hindurch. Vieles hat sich verändert. Ich weiß, dass Vieles dem Wandel unterlaufen ist, wenn ich nach Deutschland zurückkomme.

Hidden – Freitag, 22. März 2024

Auf den Spuren Jack Kerouacs in der marokkanischen Hafenstadt. Einfach dem „L’Esprit de Tanger“ folgen

15:04 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Now on the third day I finally discovered the Kasbah. Sitting in the Café à l’Anglaise next to the tabor square is a different Tanger than what I experienced so far in this short amount of time. I like to leave the hostel into the morning without having a clear goal of what is happening. So today my only goal was to go to the ATM to get some money. I went to the . I am sitting in front of the Gran Socco to take 1.000 Dirham and felt quite uncomfortable as it is a busy location. So I was feeling this mistrust that anyone would watch me getting money and then following me into a small street with a knife wanting to rob me. Heading back to the hostel surely nothing happened. Right next door of where I yesterday ate two sandwiches in an Imbiss there were two women baking fresh bread. I bought two of them still being warm and sat down on a public square with a beautiful view upon the slightly stormy sea. On my left side there was the Continental hotel and in front of me the harbor. For six Dinhar it was a cheap snack. To settle down a bit I went to the hostel and rested in front for a couple of minutes. I did not have internet connection nor did I find myself accompanied by cats. So I just opened maps.me and looked up for the direction to the Musée de la Kasbah. I immediately found it and was overwhelmed. The first painting which is exhibited (probably temporary) is called “The Conference of the Fish” by Mohammad El-Rawas. Other works I noted were:

  • “Sans Titre, 1943” – Ramsès Younan
  • “Enfants, oiseaux et la ville” – Elias Zayat
  • “The Woven Stone” – Kevork Mourad
  • “Paysage” – Etel Adnan
  • “Love” – Nasser Al Aswadi
  • “Time Trap” – Sami Halaby
  • “Figures in the City” – Assadour

More artists were Salah Enani or Samir Rafi. But not only paintings were present also sculptures “Le Cheval de Guernica” by Chakouni Choukini or video installations “My City Web” by Zena Assi. There was one video I had tears in my eyes. The name is “The Great March of Return” by Steve Sabella. It was created out of more than 1000 of photographs that have been collected since 2018 by Palestinian journalists. I realized how much I do feel and how many things are out of shape in this nowadays world. Still I tried to accept of who I am and what I do.
Art is an universal language without any barriers, it is inclusive and open to all kinds of citizens no matter the age, the religion, the color or the state of income. So deeply listening inside of myself I realize of how much more I should focus on being who I was meant to be. Slowly but surely I will find my way and continue do do all of the necessary steps in reality.

Ein Briefkasten am Gran Socco – Samstag, 23. März 2024

01:26 Uhr
Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu. Es war eine schöne Zeit auf der Dachterrasse mit sehr inspirierenden Gesprächen. Auf einer gewissen Ebene spüre ich, dass letztlich alles relativ ist, alles könnte nicht gemacht werden – doch die Dinge und Ideen in der Realität umzusetzen – das stellt letztlich den Unterschied dar. Es waren viele interessante Begegnungen. Ich probiere sie festzuhalten: Erik aus Dresden, studiert Verfahrenstechnik, hat ein Erasmussemester in Sevilla gemacht, kann Kampfsport und Olympic Weightlifting, Natascha aus Paris, 29 Jahre alt, professionelle Tänzerin, hat Wurzeln die auch marokkanisch sein könnten (einzig dem Aussehen nach zu urteilen) – ich finde sie attraktiv, Ai aus den USA, über 40 Jahre alt, lebt jetzt in Nebraska, ist Busfahrer, hat in San Diego als Freiwilliger in einem Hostel gearbeitet, hat von einer Plattform namens Worldpacker erzählt, ist nicht einer Religion zugehörig sondern sieht schlichtweg Gott als universelles Wesen (hat mir Spinoza empfohlen); Paul aus England, über 60 Jahre alt, wuchs in London auf, hat mit 20 Jahren da er zuhause ausziehen wollte nur begrenztes Geld gehabt und dann am Kanal Boote zu verkaufen gesehen und zugeschlagen. Ist seitdem vorwiegend darauf unterwegs gewesen. Olivia aus Freiburg, macht Yoga, hat viel Gitarre gespielt und gesungen, gemeinsam haben wir das Rainbow-Lied „I Find My Joy“ gesungen – sie ist eine sehr besondere Person. William aus North-Carolina, ist 90 Tage in Marokko unterwegs und reist danach nach Tunesien und Italien. Pink Floyd-Fan, Autoliebhaber und öffentlicher Nahverkehrbefürworter, Anfang 20 Jahre alt.

Morgen ist ein neuer Tag. Ich bin gespannt, was mich erwarten wird. Alles ist gut. Gott ist bei mir, die Energien sind besonders. Ich habe eine starke Verbindung zu meinem Körper, zu meinen Spirits, zu Afrika und dem menschlichen Sein. Alles hat seinen Raum. Alles ist gut so wie es ist. Wieder spüre ich hier die Macht der Gebete, diese nicht greifbare Energie, diese Freiheit und den unendlichen Spielraum.

17:19 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Now I find myself at the harbor Tanger Med in front of the GNV ferry. All of the motorbikes, the loaded cars and vans are leaving the ship that brought them from Barcelona here to Africa. It is a special place – completely different than an airport. It’s the same that people come and go but what varies is that they take there cars over the water. I take my bicycle over the water. Today was my first more or less proper cycling day in Africa. It was a 40 kilometers ride but with heavy headwind and three little mountains. At times I was wondering why I do this, I was hating myself for this idea – but in the end I am standing here at the ocean knowing that I cycled from Marseille to Saint-Jean-Pied-de-Port to Santiago de Compostela to Lisboa to Tarifa and then headed over to the other continent. It was a short time here in this beautiful country. I mainly get to knew Morocco by the telling of the other travelers, by their traces upon the vast land in the northwest of Africa. They left there marks with there words, with the stories they shared, with the ease and peace that they were carrying within themselves. I truly believe that we live in a peaceful society. Our normal natural state of being is careing for each other, living in tune with Mother Nature and in harmony with god. We are joy, god and love. We are peace and freedom, greatness and infinity. We are human. We have our wounds and our fears, our worries and our problems. But god, the creator or the universe is everpresent. It might not flow through us 100 percent all of the time – but this is why we are alive. This is why we feel lost and insecure at times. We need each other. We need to listen to our needs and inner-observations. We need to love. We only have this one planet called earth which is our home.
My journey is coming to an end. I have tears in my eyes. In Barcelona I will step out of the ferry as a new human on a Monday morning. I learned upon this trip that nothing is impossible. I have realized that this voice in my head that I will not make it will always be present. But I can continue to move on, I can observe the sun upon the sky, I can interact with other souls, I can give and I can take care. I can step out of the saddle and push my bike or even pause. I am free to choose if I go left or right, if I return or if I continue to move on. I am a human being. Within my chest there is a beating heart. Truly I can move mountains and walk upon the water. Nothing is impossible. Not today and never within the future. Everything is possible. Believe is everything. We are the greatest beings that ever where born.

18:48 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Right now still waiting. All of the people who arrived upon the water are gone. The sun disappeared within the clouds beyond the sea above Andalusia in front of me. It truly is a special moment. I am excited of how it will be and as whom I will arrive. Moments like these don’t happen every day.

22:14 Uhr (Polarsteps-Eintrag)
Finally on the ship until half an hour. Through some nice circumstance I am in a cabin with a bed now instead of my seat on the ninth floor. Everything seems to be alright. Tomorrow waking up I will be on the water with hundreds of other people. Steve another cyclist is the reason of why I do sleep in this room.

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