Inspiration,  Pioneering,  Reisen

Meine Richtungsweiser – Die Persönlichkeiten

Inspiration mag kommen und mag gehen. Legendinnen und Legenden jedoch bleiben auf Ewigkeiten. Denn in ihren Werken leben sie weiter.

Carlos Ruiz Zafón, * 1964 in Barcelona – † 2020 in Los Angeles

Selbst geboren und aufgewachsen in Barcelona machte er die Hauptstadt Kataloniens mit seiner Quadrologie um den „Friedhof der vergessenen Bücher“ noch einmal deutlich bekannter. Mit 30 Jahren ging er nach Los Angeles um seinen Schriftsteller-Traum erfolgreich zu verwirklichen. Inzwischen liegt er unter der kalifornischen Sonne auf dem Hollywood Forever Cemetery mit einer recht beschaulichen Plakette begraben. Die Worte „So long as we are remembered, we remain alive“ sind in den Stein eingraviert. Er hat keine Kinder hinterlassen. Aller Voraussicht nach waren die Werke seine größten Hinterlassenschaften.

Paulo Coelho, * 1947 in Rio de Janeiro – heute

Von den Kritikern geächtet hat der Brasilianer sein eigenes Imperium mit Millionen von Lesenden rund um den Globus erschaffen. Seine einfach lesbare Lektüre trägt immer die erforderliche Tiefe gepaart mit Weisheiten und Kernbotschaften, die sich in der Essenz des Lesenden verankern. Ob Santiago in „Der Alchemist“, der von Andalusien aus zu seiner Reise über Marokko bis nach Ägypten loszieht, oder Veronika in „Veronika beschließt zu sterben“, die sich in Slowenien das Leben nehmen möchte – letzlich dadurch allerdings feststellt, wie kostbar das Leben und wer sie wirklich ist, jedes Buch ist besonders.

Hermann Hesse, * 1877 in Calw – † 1962 in Montagnola

Der Literaturnobelpreisträger verfasste viele große Werke wie beispielsweise „Siddharta“ oder „Das Glasperlenspiel“. Bereits mit 18 Jahren arbeitete er in Tübingen in einer Buchhandlung / Antiquariat und konnte dabei eine Vielzahl der klassischen Literatur lesen. Er spielte auf einem sehr hohen Niveau und schrieb die wahren Regeln des Lebens maßgeblich mit.

J.J. Heckenhauer Buchantiquariat in Tübingen neben dem „Cottahaus“ Goethe’s Domizil auf Zeit

Franz Kafka, * 1883 in Prag – † 1924 in Kierling

Geboren und mehrere Phasen seines Lebens in Prag verbracht, wurden die meisten seiner Werke erst nach seinem Tod entgegen seines Willens von Max Brod veröffentlicht. 14 Jahre lang arbeitete Kafka in einer großen Versicherungsanstalt und schrieb parallel. Die Zerrissenheit der Identität, der Teilverlust seiner Geschwister und große Versagensängste plagten ihn unter anderem – die er auch in seiner Literatur verarbeitete.

Das im Jahr 2003 errichtete Kafka-Denkmal von Jaroslav Róna im prager Stadtteil Josefov (ehemals Stadtviertel V)

Friedrich Nietzsche, * 1844 in Röcken – † 1900 in Weimar

Schon als Kind wurden die musischen und literarischen Talente des Philologen und Philosophen in der Schule gefördert. Nach seiner Ausbildung war er zunächst an der Universität Basel als Professor tätig und verlagerte seine Schwerpunkte unter anderem krankheitsbedingt auf Reisen durch Italien oder die Schweiz. Er hatte Verbindungen zu Rudolf Steiner und erschuf Werke wie „Also sprach Zarathustra“ oder „Der Antichrist. Fluch auf das Christentum“. Nietzsche schrieb auch auf der „Malling Hanssen“-Schreibmaschine auch als „Scrivekugel“ bekannt. In Weimar sind in der Villa Silberblick das Nietzsche-Archiv mit ebendieser Scrivekugel zu besichtigen.

Die von Henry van de Velde renovierte Villa Silberblick in der Humboldtstraße 36 in Weimar

Haruki Murakami, * 1949 in Kyoto – heute

In Anlehnung an George Orwells „1984“ war „1Q84“ das erste Buch des Japaners, das mir in die Hände fiel. Selbstverständlich verschlang ich Band 1 und 2 in einem Zug. Die zwei Monde am Himmel, Aomame oder die Little People – ich sehe es noch exakt vor mir wie sich die poetischen Sätze des passionierten Marathonläufers auf die Seiten schmiegen. Des Weiteren gründete und betrieb Murakami eine Jazzbar oder übersetzte nordamerikanische Literatur. Werke, die ich von ihm neben „1Q84“ gelesen habe sind bis dato: „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“, „Wenn der Wind singt / Pinnball 1973“ und „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“.

Victor Hugo, * 1802 in Besançon – † 1885 in Paris

Über die Pflastersteine der Menschheit ging der in Besançon – der Stadt an der Doubs und des Uhrenhandwerks – geborene Schaffende mit Garantie – eventuell plante, formte und verlegte er sie sogar. Das Geburtshaus Hugos befindet sich nur wenige Schritte gegenüber dem Geburtshaus der Lumière-Brüder.

Von Besançon aus – die Stadt inspirierte zahlreiche andere Schreibende wie Stendhal, de Balzac oder Flaubert – wurde Hugo in vielfältige französische Orte wie Montreuil-sur-Mer, Montfermeil, Ault, Paris oder Villequier, auf die Kanalinsel Guernesey und nach Vianden in Luxemburg gezogen.

Seine Reisen führten Hugo unter anderem nach Spanien (insbesondere Pasaje bei San Sebastian), Italien, Korsika, Deutschland oder England. Dort hatte er die Möglichkeit, Inspirationen abseits der engen Blickwinkel von Nationalgrenzen zu sammeln und somit sein eigenes Universum zu erschaffen. Er trat für den Widerstand gegen Napoleon III. ein und setzte sich gegen Armut, die Todesstrafe und für die Verfechtung von Freiheit jenseits von Zensur ein. In seinen Werken flocht er tiefe Botschaften ein wie: „Die die leben, sind die die kämpfen“, „Manche Menschen sind Quellen“ oder „Ich will, dass die Völker frei sind. Ich will, dass die Menschen frei sind“. Im Jahr 1980 richtet Hugo folgende Worte in einem Brief an die Bewohnerinnen und Bewohner von Besançon: „Ich bin ein Pflasterstein der Straße, auf der die Menschheit geht. Aber es ist die richtige Straße. Der Mensch beherrscht weder sein Leben, noch seinen Tod. Das einzige, das er seinen Mitmenschen bieten kann, sind seine Bemühungen, das Leiden der Menschen zu lindern und Gott seinen unerschütterlichen Glauben an den Fortschritt der Freiheit.“

Michael Ende, * 1929 in Garmisch – † 1995 in Filderstadt

Ob „Momo“, „Die unendliche Geschichte „ oder „Mehr Phantasie wagen“ – mit seinen fantastischen Welten entführte der in Oberbayern nahe der österreichischen Grenze geborene Autor nicht nur Kinder und Jugendliche in ferne Gefilde jenseits der Realität. Von den Kritikern wurde er in Deutschland verkannt. Dies war mit ein Grund warum er mit seiner Frau in die Gegend um Rom zog und dort mehr Raum für schöpferische Entfaltung fand.

Ende erhielt Auszeichnungen wie den Deutschen Jugendliteraturpreis für „Momo“ und für ein Werk mit dem Titel „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, das zunächst 12 Mal abgelehnt wurde, den Buxtehuder Bulle oder den Kurd-Laßwitz-Preis. Er ist auf dem alten Teil des Münchner Waldfriedhofs begraben.

Stanisław Lem, * 1921 in Lwów – † 2006 in Krakau

Nach Bogotá musste ich gehen, um den polnischen Schriftsteller im dortigen Planetarium zu finden. Lem war etwas Einzigartiges zwischen Philosoph und Science-Fiction-Autor. 45 Millionen Mal wurden seine in 55 Sprachen übersetzten Werke verkauft. Er war Mitglied des PEN-Clubs und seine Grabplatte zieren die Worte: „Feci quod potui faciant meliora potentes“.
Sie bedeuten in etwa folgendes: „Ich habe getan, was ich konnte. Mögen die, die es können, etwas Besseres machen.“

Die Schautafel einer temporären Ausstellung über den polnischen Schriftsteller Lem im Planetarium in Bogotá

Albrecht Dürer, * 1471 in Nürnberg – † 1528 in Nürnberg

In der Geburtsstadt an der Pegnitz im Nürnberger Land fand ich die gefalteten Hände das erste Mal. Für ein paar Sekunden stand ich andächtig vor seinem Grab auf dem St.-Johannis-Friedhof. Mit seinem einzigartigen Blick und der Fähigkeit diesen auf dem Papier festzuhalten erlangte das Genie bereits früh zu Lebenszeiten Berühmtheit. Seine Mutter gebar 18 Kinder von denen einzig drei die Kindheit erreichten.

Eine Statue Albrecht Dürers hergestellt von Robert Härtel im 19. Jahrhundert vor dem Nationalmuseum in Breslau

Albert Einstein, * 1879 in Ulm – † 1955 in Princeton

Der deutsche Physiker war nicht nur der Begründer der Relativitätstheorie sondern auch ein großer Poet. Seine Weisheiten wie „Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder.“ und „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

Der Nobelpreisträger und revolutionäre Vordenker konnte einzig durch sein ganzheitliches Verständis der Natur und der Wissenschaften seine Erfolge erzielen. Er lieferte der Gesellschaft wichtige ethische und philosophische Impulse um ein friedliches Zusammenleben jenseits von Landesgrenzen oder Partikularinteressen zu fördern.

Gabrielle Chanel, * 1883 in Saumur – † 1971 in Paris

Rund 90 Kilometer westlich der Grabstätte Leonardo da Vincis in Amboise wurde Gabrielle Chanel in Saumur an der Loire geboren. Als Jugendliche verlor sie die Verbindung zu ihren Eltern, sang, entwarf Hüte und Kleider. Nicht nur prägte sie Eleganz und Stil sondern veränderte auch das Verständnis von Mode. So erschuf und leitete die Unternehmerin eines der größten Imperien der Modebranche. Auch „Chanel Nº 5“ wurde durch sie geboren.

In ihrer Suite im Hotel Ritz an der Place Vendôme in Paris starb sie. An ihrer Trauerfeier nahmen auch Dalí und Saint-Laurent teil.

Das Grab von „Coco“ Chanel auf dem Bois-de-Vaux Friedhof in Lausanne

Isabel Allende, * 1942 in Lima – heute

In der Hauptstadt Perus geboren heiratete ihre Mutter einen chilenischen Diplomaten – ein Grund, weswegen die junge Allende bereits als Kind Lateinamerika, Europa oder Arabien kennenlernte. Sie lebte unter anderem in La Paz, Beirut, Brüssel, Genf und in Caracas. Ihr erster Roman lautete „La casa de los espíritus“ („Das Geisterhaus“).

Heute sind die Werke der Frauenrechtlerin und Trägerin des Hans-Christian-Andersen-Literaturpreises inzwischen über 50 Millionen Mal weltweit verkauft. Sie wurden in 27 Sprachen übersetzt.

Gabriela Mistral, * 1889 in Vicuña – † 1957 in Hempstead

Nach Lagerlöf, Deledda, Undset und Buck war Mistral die fünfte Frau, die den Literaturnobelpreis (1945) erhielt. Eigentlich hieß sie Lucila Godoy Alcayaga – der Erzengel Gabriel als auch der Mittelmeerwind waren ausschlaggebend für ihren Künstlernamen. Sie war eine chilenische Dichterin, Diplomatin und Pädagogin. Bereits im Jahr 1914 wurde ihr der chilenische Literaturpreis verliehen.

Bereits als Jugendliche schrieb sie, früh wurden ihre Texte in Zeitungen veröffentlicht. Im Laufe ihres Lebens wirkte sie neben Chile in Mexiko, den USA, Spanien, Portugal und Brasilien. In Petrópolis lernte sie das Ehepaar Lotte und Stefan Zweig kennen.

Die Büste der chilenischen Dichterin auf dem Santiago-de-Chile-Platz (als Pendant zum „Plaza Stuttgart“ in Santiago de Chile) im Stuttgarter Stadtteil Degerloch

Joanne K. Rowling, * 1965 in Yate – heute

Bereits früh als Kind wollte sie schreiben und erfand alsbald Geschichten. Sie war bei Amnesty International tätig, schrieb zwei Romane, die nie veröffentlicht wurden (Rowling vernichtete sie) und unterrichtete in Portugal als Lehrerin.

Die sieben Bände umfassende „Harry Potter“-Serie um den Jungen mit der Narbe, den Schnatz, Hogwarts, Ron und Hermine wurde inzwischen in 85 Sprachen übersetzt und über 600 Millionen Male verkauft. Als einstige Empfängerin von Arbeitslosengeld am Existenzminimum ist sie heute die erfolgreichste Schriftstellerin seit jeher und kann als Beispiel schlechthin aufgeführt werden, wie das eigene Schicksal in Richtung Erfolg verwandelt werden kann.

Ferdinand Graf von Zeppelin, * 1838 in Konstanz – † 1883 in Berlin

Von Friedrichshafen aus eroberten seine Luftschiffe den Himmel und revolutionierten die Geschichte des Fluges. Trotz all der Rückschläge und Enttäuschungen hielt der Mensch, der auch Tagebuch schrieb und beim 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Abraham Lincoln vorstellig wurde, an seinem Traum fest. Er fand trotz mangelnder Unterstützung seitens politischer Akteure Mittel und Wege, den eigenen Vorstellungen im Einklang mit den Bedingungen der Realität Konturen zu verleihen und durch den Rückhalt in Form von Sympathiebekundungen und Spenden von Millionen von Menschen weiter an seinem Pfad festzuhalten.

Jorge Luis Borges, * 1899 in Buenos Aires – † 1986 in Genf

Der argentinische Schriftsteller und Bibliothekar stammte aus einer wohlhabenden Familie, besuchte beispielsweise das Collège Calvin am Genfer See oder studierte in Spanien. Der Mitbegründer des Magischen Realismus übersetzte auch Werke von Faulkner, Kafka, Whitman, Wilde oder Woolf ins Spanische.

Das unscheinbare Grab von Jorge Luis Borges auf dem Plainpalais Friedhof in Genf

Antoine de Saint-Exupéry, * 1900 in Lyon – † 1944 in der Umgebung von Marseille

Der poetische Pilot erschuf den kleinen Prinzen, die Rose und den Fuchs. Einst ging er auf ein Jesuitenkolleg in Le Mans, studierte dann zwei Jahre in Paris Architektur (ohne Abschluss) und trat im Alter von 21 in den zivilen Luftdienst ein. Später war er auch Direktor der Aeropost Argentina in Buenos Aires und lebte zeitweise in den USA.

Weitere Werke des einzigartigen Schrifstellers sind zum Beispiel „Die Stadt in der Wüste“, „Wind, Sand und Sterne“ oder „Flug nach Arras“. Mein Großvater mochte seinen unverkennbaren Stil so wie ich – glücklicherweise fand ich bei einem Besuch im Jahre 2019 in Passau „Romane / Dokumente“ vom Karl Rauch Verlag in exzellentem Zustand auf dem Bürgersteig.

Dem Abenteurer Saint-Exupéry waren seine Kameraden, der Dienst am Menschen und die Entdeckung der Welt wichtig – zentrale Aspekte seiner Arbeit waren das Leben, das Fliegen, die Liebe, der Verlust, die Existenz, der Tod, die Freiheit oder die Entfaltung des ureigenen Selbst. Interessant ist, dass das silberne Arband des Franzosen mehrere Dekaden nach seinem Verschwinden von einem Fischer im Mittelmeer geborgen wurde.

Denkmäler von ihm sind in Lyon, Paris, Toulouse oder Tarfaya zu finden.

Eines meiner Lieblingszitate ist folgendes:

Mensch sein heißt Verantwortung fühlen: sich schämen beim Anblick einer Not, auch wenn man offenbar keine Mitschuld an ihr hat; stolz sein über den Erfolg der Kameraden; seinen Stein beitragen im Bewusstsein, mitzuwirken am Bau der Welt.

Die Rue Saint-Exupéry in Saint-Jean-d’Ardières

HR Giger, * 1940 in Chur – † 2014 in Zürich

Inspiriert von H. D. Lovecraft war er leider nicht dazu bestimmt Jodorowskis „DUNE“ auf der Leinwand mit Dalí zu realisieren und somit zum unweigerlichen Erfolg zu verhelfen. Dennoch wurde er beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit Ridley Scott in „Alien“ bekannt. Bereits als Kind hatte Giger viel gezeichnet (unter anderem Burgen und Schlösser) und vervollständigte sein Werk im Laufe der Dekaden um Skulpturen, Malereien und Filmdesign. Die aussdrucksstarke surrealistische und phantastische Kunst des Oscarpreisträgers und Visionärs mag polarisieren, doch ist sie ein Tor hinein in eine andere Welt. Das von der Biomechanik geprägte Schaffen entstand zu großen Teilen auch im Bett. Damit bewegt sich Giger auf einer Ebene wie Proust.

Wer an den Werken des Schweizers interessiert ist, wird im HR Giger Museum auf einem Hügel im Altstädtchen Gruyerz fündig.

Das HR Giger Museum in Gruyerz

Jean Tinguely, * 1925 in Freiburg im Üechtland – † 1991 in Bern

Er gilt als Hauptvertreter der kybernetischen Kunst und war als Maler und Bildhauer tätig. In Basel aufgewachsen wirkte er später auch mit Niki de Saint Phalle. Sein Stil wird durch die sich im Regelfall bewegenden Skulpturen und teilweise die Integration von „Schrottteilen“ charakteristiert.

Seine Werke wurden bei der Expo 1964 in Lausanne „Heureka“, im MoMA oder auf drei documentas ausgestellt. Er wirkte beim „Tarotgarten“ nahe Grosseto mit. Weitere Werke waren beispielsweise die „Méta-Matics“-Zeichnungsapparate, das „Autoportrait conjugal“ oder „Le Safari de la Mort Moscovite“, ein Wagen, der auch auf dem Roten Platz gefahren wurde (allerdings eine Fotomontage).

Walt Disney, * 1901 in Chicago – † 1966 in Burbank

Der US-amerikanische Trickfilmzeichner und Filmproduzent ist vermutlich die größte Legende der Filmgeschichte. Bereits als Kind musste das Genie gemeinsam mit seinem älteren Bruder Roy unablässig arbeiten und auf Spielzeug oder Taschengeld verzichten. In Frankreich war er Fahrer für eine Truppenversorgungssation und opferte seine Freizeit um das Zeichnen zu vervollkommnen, Karikaturen erfolglos an das „Life“-Magazin zu senden und Planwagen neu zu gestalten.

Am Anfang seiner Karriere musste er aufgrund von Geldnot seine Wohnung kündigen und auf einer Bank in einem kleinen Studio schlafen. Vermutlich gelangte er nur durch seinen großen Schritt von Kansas City nach Los Angeles zu seinem Ruhm. Von seinen Zeichnerinnen und Zeichnern forderte er alles, verzichtete selbst auf Schlaf um seine Arbeit von Film zu Film zu perfektionieren. Es zahlte sich aus: nicht ohne Grund waren die Disney-Filme mit der Maus und mit Alice während der Great Depression mit Millionen von Arbeitslosen ein heller Richtungsweiser in einer weiterhin vom Aufschwung geprägten Filmlandschaft. Über fünfzig Jahre nach dem Tod des Gründers profitiert „The Walt Disney Company“ mit einem jährlichen zweistelligen Milliardenumsatz noch von den Bemühungen und Früchten des einstigen Wunderkindes.

James Cameron, * 1954 in Kapuskasing – heute

Der kanadische Filmregisseur, -produzent und Drehbuchautor arbeitete zeitweise als Lastwagenfahrer und eignete sich autodidaktisch das erforderliche Wissen zur Produktion von Filmen an. Aus seinem Unterbewusstsein zeichnete er Bilder, die im Einklang mit den Träumen phänomenale Erfolge wie „Titanic“ oder „Avatar“ erzielten. Von Rückschlägen und Enttäuschungen ließ er sich nicht unterkriegen. In seine Filme baute der Umweltaktivist auch pazifistische Botschaften ein.

Als Tiefseetaucher unternahm er eine Expedition zum Challengertief.

Rosie Swale-Pope, * 1946 in Davos – heute

Nach dem Tod ihres Mannes macht sie sich auf, die Welt zu erkunden. Per Pedes. Mit einem Anhänger in dem sich die Ausrüstung samt Proviant und Zelt befindet lief sie in fünf Jahren ein paar tausend Kilometer. Ihre Eindrücke, Herausforderungen und Momente des Wunders schildert sie in „Mein Lauf um die Welt“. Dabei sammelte sie eine viertel Million Pfund an Spenden. Zudem segelte sie um die Welt, gebar ihren Sohn auf einem Boot und lief unzählige Marathons in den unterschiedlichsten Ländern.

Terry Fox, * 1958 in Winnipeg – † 1981 in New Westminster

Der kanadische Leichtathlet erkrankte mit 18 Jahren an Knochenkrebs. Kurz darauf musste sein rechtes Bein amputiert werden. In Folge begann er seinen „Marathon of Hope“, der ihn in seinen Träumen quer durch Kanada führen sollte um andere Kinder zu inspirieren und Geld für Forschungsprojekte zu sammeln. Am Ende hatte er mehr als einen Dollar pro kanadischem Einwohner gesammelt, musste seinen Lauf nach 5.373 Kilometern abbrechen. Nichtsdestotrotz erreichte er so über 125 Marathons mit Prothese. Er starb 10 Monate darauf. Heute noch wird seine Mission fortgeführt.

Iohan Gueorguiev alias „The Bike Wanderer“, * 1988 in Bulgarien – † 2021 in Cranbrook

Der bulgarisch-kanadische Radreisende legte mehrere zehntausend Kilometer auf dem Fahrradsattel zurück. In seinen Videodokumentationen die Millionen von Menschen erreichten teilte er seine Eindrücke und einzigartigen Naturmomente – wie beispielsweise seine Tour vom Norden der Arktis einmal der Länge nach durch Amerika bis nach Ushuaia. Im Einklang mit der Schönheit und Mystik des blauen Planeten gelang es ihm, die nördliche mit der südlichen Hemisphäre zu verbinden. Er war ein Freund der Tiere, der Reichtümer des Ursprungs, der Berglandschaften und der ewigen Weiten.

Nagib Mahfuz, * 1911 in Kairo – † 2006 in Kairo

Der ägyptische Schriftsteller wurde im Jahr 1988 als erster arabischer Autor mit dem Literaturnobelpreisträger ausgezeichnet. Aus seiner Feder stammen Werke wie „Die Midaq-Gasse“, „Das Buch der Träume“ oder „Die Kinder unseres Viertels“.

Kleine Plakette zu Ehren des ägyptischen Schriftstellers in einem seiner Lieblingscafés auf dem bekannten Khan el-Khalili Bazar in der Hauptstadt

Fernando Pessoa, * 1888 in Lissabon – † 1935 in Lissabon

Der Portugiese war Dichter, Schriftsteller und Angestellter eines Handelshauses. Einen Teil seiner Jugend verbrachte er in Südafrika, mit 17 Jahren begann er ein Literaturstudium in Lissabon, das er jedoch nicht beendete. Zu Lebzeiten war er nur wenig bekannt – er hinterließ ein fragmentarisches Werk, das sich erst nach seinem Tode weiter entfaltete. Bekannte Bücher sind beispielsweise „Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares“ oder „Lissabon. Was der Tourist sehen sollte“. Er war ein Weggefährte Aleister Crowleys.

Pessoa hatte die Eigentümlichkeit, Heteronyme und Pseudonyme zu verwenden. Die drei bekanntesten waren Caeiro, Campos und Reis. Auf dem Grabstein im Hieronymuskloster sind Zitate Reis‘, Caeiros oder Campos‘ eingraviert

Öffne nicht nur das Fenster
Um die Felder und den Fluss zu sehen.
Es genügt nicht, nicht blind zu sein
Um die Bäume und die Blumen zu sehen.

Alberto Caeiro, 20. April 1919 auf der linken Seite des Grabsteins Pessoas im Hieronymuskloster (eigene Übersetzung)

Juri Gagarin, * 1934 in Kluschino – † 1968 bei Nowosjolowo

Er war mit seiner Raumkapsel Wostok 1 der erste Mensch im Weltall, ein willensstarker und berarrlicher Arbeiter und ein wahrer Weltenmensch. Er speiste mit der Queen, bereiste Kanada oder Brasilien und einen Großteil von Europa. Nicht nur inspirierte der epochale Held Millionen von Kindern sondern lieferte dem Fortschritt des Geistes und der Forschung wichtige Impulse.

Der zweifache Familienvater starb bei einem tragischen Unglück im Rahmen eines Testfluges. Bis heute ist die konkrete Unfallursache aufgrund unterschiedlicher Zeugenaussagen und nachweislich veränderter Berichte offiziell nicht bekannt.

Hans Wilsdorf, * 1881 in Kulmbach – † 1960 in Genf

Der Gründer von Rolex war nicht nur ein Pionier des Uhrenhandwerks sondern auch ein Marketinggenie und ein Philantroph. Er war darum bestrebt Qualität und Exzellenz entgegen der landläufigen Meinungen seiner Zeitgenossen in Uhren zu gießen. Nachdem er mit 12 Jahren zum Vollwaisen wurde verließ er mit 16 die Schule und absolvierte eine kaufmännische Lehre.

Während einer Pferdeomnibusfahrt in London soll ihm ein gutmütiger Geist die Buchstaben „R-O-L-E-X“ ins Ohr geflüstert haben. Zahlreiche Sportler und Abenteurer präsentierten die kostbaren und hochwertigen Zeitmesser während ihrer Ausnahmeleistungen öffentlichkeitswirksam. Auf dem Mount Everest, tausend Meter tief unter der Wasseroberfläche im Marianengraben an Bord des „Triest“-U-Bootes oder beim Brechen eines Geschwindigkeitsrekordes: Die Rolex lief stets zuverlässig. Neben Sir Malcolm Campbell trugen auch Ernest Hemingway oder staatstragende Persönlichkeiten wie Fidel Castro und Konrad Adenauer die wasserdichten und langlebigen Meisterwerke.

Ein paar Worte zum Schluss

Mensch muss weder ein Nobelpreisträger noch ein in Empfang Nehmender eines Oscars sein. Mit diesem Artikel geht es mir einzig darum in Gänze normale und gewöhnliche Leute zu portraitieren, die aufgrund gewisser Geschehnisse ihren Sinn / ihre Zuflucht / ihre Aufgabe im Schaffen und Wirken gefunden haben.

Vielleicht werde ich diesen Beitrag in der Zukunft noch um die Persönlichkeiten Alma M. Karlin, Alberto Santos-Dumont, „Peace Pilgrim“, Jane Goodall, Lance Armstrong, Nikola Tesla, „La Pola“, Adolf Wunderlich, Wietold Pilecki, Nelson Mandela, Willy Brandt, Caspar Hauser, Steve Jobs, Mercedes Gleitze, André Gallago, Carl Sagan, Friedensreich Hundertwasser, Rudyard Kipling, Leonardo da Vinci, Astrid Lindgren, Albert Camus, Viktor Frankl, Steve McQueen, Bjarke Ingels, R. C. Gorman, Vladimir Nabokov, Antoni Gaudí, meine Schwester oder Niki de Saint Phalle ergänzen.

In jedem einzelnen menschlichen Wesen steckt das Potential Großes im Laufe seines eigenen Lebens zu erschaffen. In den meisten Fällen haben wir bereits für unsere Familie oder unsere Gesellschaft Wichtiges und Bedeutungsvolles erreicht. Manchmal mögen wir das mehr und in anderen Zeiten weniger sehen.

Nichtsdestotrotz ist allen in diesem Artikel Aufgeführten gemein, dass sie beharrlich waren, sich nicht von Rückschlägen oder landläufigen Meinungen aus dem Konzept bringen ließen. Sie folgten einem Traum, einer größeren Ahnung von etwas, was es so zunächst nicht in ihrer Umgebung gegeben hatte. Sie glaubten an ihr Wirken und sie wurden durchdrungen von einer Mission, von einer Vision, von dem Gedanken, dass ihr Denken und ihr Handeln einen Unterschied darstellen würde. Sie opferten ihre Lebenszeit für eine Sache und sie arbeiteten nicht für gesellschaftliche Anerkennung, Geld oder Ruhm. Sie konnten gar nicht anders als den Status Quo grundlegend in Frage zu stellen, Konventionen zu ignorieren und den Fortschritt zu manifestieren indem sie den Ursachen auf den Grund gingen.

Ungeachtet ihres / seines Alters, ihrer / seiner Lebensphase oder Ausgangsposition kann sich eine Jede und ein Jeder von uns eine Scheibe von diesen Charakteren abschneiden. Oft testet uns das Leben, wir werden in eine Ecke gedrängt, uns wird der Erfolg genommen oder wir geben aus den Händen was wir unter „idealen“ Umständen ganz fest in unserer Seele halten sollten. Doch letztlich ist nicht das temporäre Resultat in einem gegenwärtigen Moment ausschlagebend sondern einzig der lange Weg, einzig das gesamte und übergeordnete Bild.

Der Sinn wird in der Überzeugung begründet, dass die eigenen Bemühungen einen Unterschied darstellen, dass das eigene Wirken einen gesellschaftlichen Mehrwert hat, inspiriert, unterstützt, vereinfacht oder ermutigt. Jedes menschliche Wesen ist einzigartig. Es gibt keine Schablone und keine allgemeingültige Weisheit. Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg. Im dritten Jahrtausend nach Christus gibt es keine vorgefertigten Pfade mehr. Wir können nicht mehr blindlings auf Erfolgsmodelle des Gestern vertrauen. Wir müssen auf uns selbst hören und unserer eigenen Stimme folgen. Wir müssen zu Richtungsweisern für unsere Nächsten und für Gleichgesinnte werden. Wir müssen aufhören in Gedanken Gründe gegen etwas zu finden und beginnen die Handlungsfenster für das Neue zu erschaffen.

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