El Diario,  formgiving,  pyII,  Writing

„Heal your Heart“ – El Diario – Part I

The Gallup-Lady with those curly hair – Sonntag, 09. Juli 2023

08:57 Uhr

Hier sitze ich nun im Zug auf Sitzplatz no. 9, auf ihrem Platz. Der Platz da sie saß wurde in Gallup leer, sie verabschiedete sich ohne mit der Wimper zu zucken, de facto gar nicht. Um kurz nach Sechs ging ich in das Bordbistro um zwei Kaffees, zwei Schokoladencookies, zwei Packungen Zucker, zwei Creamer und zwei Servietten zu holen. Glücklicherweise erhielt ich von der herzlichen Dame am Schalter einen Pappkarton um all die Dinge zu verstauen und zu meinem, um zu ihrem, um zu unserem Sitzplatz rund 1,78 Wägen weiter zu tragen. Mein Problem war allerdings, dass sie noch schlief und nichts von ihrem Glück wusste. Also konnte ich sie schlecht aufwecken. So wartete ich geraume Zeit, bis der Kaffee no. 2 bis zum kühlstmöglichsten Wärmepunkt angelangt war um ihn dann – sie schlief immer noch tief und fest – selbst zu trinken. Rund drei Minuten später wachte sie auf, schützte ihre Energie, ich fragte sie, ob sie den Schokoladencookie möge (ich hätte ihr selbstverständlich angeboten noch einen frischen Kaffee zu holen), sie ließ mich aber recht kühl abblitzen. Mein Herz war zerbrochen und am absoluten Kältepunkt. So blieb mir nach dieser Tragödie nichts weiter übrig als kaputtes Wesen meine letzten Kraftreserven zu bündeln, Notizbuch no. 52 zu öffnen und mit aller Macht weitere Seiten hinunterzuschreiben. Nun bin ich bei Seite 36 von 80 angelangt. Dafür verlor ich ein paar Tränen und finde nun ein Gedicht / eine Kurzfassung Poesie über die Gallup-Dame zwischen Los Angeles, California und Arizona. Hier liegen tote Hunde und ausgebrannte Autos, die atemberaubendste Landschaft und die letzte Essenz von ihrem Sein. Ich bin zutiefst glücklich diese Reise zu unternehmen und aus einem unerfindlichen Grund mehr von den Vereinigten Staaten von Amerika kennenzulernen. Ich hatte es gar nicht auf dem Schirm. Nun träume ich davon jeden Bundesstaat wertzuschätzen. Vier beziehungsweise fünf (inklusive dem Staat da sich Atlanta befindet) habe ich bereits in Erfahrung gebracht. Sogar tote ausgemergelte Kühe (vergleich Zugfahrt Kairo – Luxor im Nil treibend) gibt es hier am Rand der Zugstrecke. Die Landschaft ist atemberaubend. Ich träume allerdings sehr stark von Australien. Die grobe Planung für Mexiko habe ich gestern bereits gemacht. Allerdings möchte ich nur zu rund 50 Prozent organisieren (oder zumindest in meinem Kopf fixieren), der Rest soll meiner Intuition oder meinem flatternden Herzen überlassen werden. Immer noch Armaden von Gedanken und Punkten in meinem Kopf: Videotrailer von „Tengo mucho sueños“ erstellen, Videoprogramm herunterladen, Stativ für angebissenes Apfel-Smartphone kaufen um Standaufnahmen zu machen und parallel andere Dinge erledigen zu können (zur Abwechslung z.B. schreiben), Notizbuch no. 52 beenden, mein Leben auf die Reihe bekommen, sofern ich wieder Internet habe mit Ma. in Verbindung treten, irgendwo in New Mexico hiken und von „Breaking Bad“ und dem Drogenlabor mit Milliarden-Dollar-Garantie träumen, eine ökologische Kaffeefarm in Kolumbien (im Idealfall in San Agustín) finden um dort bei der Ernte mitzuhelfen, nicht nachzudenken sondern einfach machen, loslassen und vergeben, akzeptieren und sein, annehmen und lieben, wertschätzen und respektieren, demütig sein und danken…

In meinem Kopf stelle ich mir bereits die Reklameschlagworte der wichtigsten Zeitungen, Internetblogs und Werbetrailer für „Tengo mucho sueños“ vor: „Thrilling, breathtaking, absolutely stunning!“, „One of those rare masterpieces that only are born into humankind each century“, „Your life will never be the same once you pressed play. So think about it one time, two times, three times, four times. Sleep one night, love someone, travel around the world and if you still deeply believe you nee to see this movie then you are allowed to press play.“ Irgendwo zwischen dem Guggenheim-Museum, dem Louvre, dem Piccadilly Circus, dem MIT, der ägyptischen Nationalbibliothek, dem Straßburger Münster, der Elbphilharmonie oder der Sagrada Familia wird es gleich sein, ob man nun die Spiegel-Zeitschrift, die New York Times-Zeitung, eine National-Geographics-Ausgabe, das Werbeheft beim Friseur oder aber eine x-beliebige Internetseite aufschlägt, überall wird in XXL-Lettern „THRILLING, BREATHTAKING, ABSOLUTELY STUNNING!„, „ONE OF THOSE RARE MASTERPIECES THAT ONLY ARE BORN INTO HUMANKIND EACH CENTURY„, „YOUR LIFE WILL NEVER BE THE SAME ONCE YOU PRESSED PLAY. SO THINK ABOUT IT ONE TIME, TWO TIMES, THREE TIMES, FOUR TIMES. SLEEP ONE NIGHT, LOVE SOMEONE, TRAVEL AROUND THE WORLD AND IF YOU STILL DEEPLY BELIEVE YOU NEED TO SEE THIS MOVIE THEN OU ARE ALLOWED TO PRESS PLAY.

Warum die USA? „Breaking Bed“ und Robert Redford, „Ferris macht blau“, „Fear and Loathing in Las Vegas“, „Easy Rider“, Hank Moody und und und…

The Lifecycle of a butterfly – Samstag, 08. Juli 2023

13:47 Uhr

“Go beyond a career, find a calling” in der Metrolinie nach East Los Angeles. Ich bin fertig mit dem Mariposarium. Ich glaube, das Notizbuch das ich dort gekauft habe, hat über 23 Dollar gekostet. Aber alles ist relativ. Es trägt Schmetterlinge auf dem Cover. Also darf ich vertrauen. Die Leute sehen, welcher Mensch du bist. Du darfst vertrauen. Nehme dich so an wie du bist. Sei frei. Sei du selbst. Sei unverstellt. Sei ohne Kompromisse. Sei lebenshungrig. Sei emotional. Zeige deine Gefühle. Lasse los. Trage hinaus was dazu bestimmt ist geteilt zu werden. Lerne die Kunst der Vergebung, der Annahme und der Akzeptanz. Heile die wahre Größe deines Selbst.

14:03 Uhr

Ich stehe an der Metrostation “7th Street / Metro Center / Julian Dixon” und lese ein wenig in “Die Lebensgeschichte des Heiligen Propheten Muhammad”. Ich bin dankbar für dem heutigen Tag. Jeder Mensch trägt seine eigene Lebensgeschichte. Jeder Mensch behütet und bewahrt seine eigenen Träume. Der Reichtum des eigenen Seins wohnt einer jeden Seele inne. Bewahre dir das Vertrauen und nehme seine Zerbrechlichkeit an. Sie ist das Kostbarste, das du hast. Denn exakt in den Augenblicken die dir am unmöglichsten erscheinen wirst du deine Schlüsselfähigkeiten nutzen können um vermeintlich unmögliche Situationen oder Momente zu transformieren. Sei es dir selbst wert die Glut deiner Träume jeden Kolibriflügelschlag erneut zu schüren. Sei einfach unverstellt. Atme tief ein und aus so oft es sein muss. Erde dich. Verwurzle dich fest in der Tiefe des Bodens. Sei einfach ohne nachzudenken. Trage die Erhabenheit und die Magie mit deinem Selbst. Ermutige und unterstütze andere bei ihren Vorhaben. Lasse locker wenn es beizeiten sein muss um aus der Unterwelt neue Kräfte und Energien zu sammeln und zentriere dich, um dann mit klaren Intentionen und geballter Power entgegen dem Morgen mit erhobenem Haupt zu schreiten. Freunde dich mit dem Faktor Unbekannt an. Tanze auf der Straße in der Wahrheit deiner Existenz. Breite deine Arme weit aus, schließe deine Augen und sehe die Flügel deiner Seele flattern. Stelle dir vor, dass wenn du auf den Straßen der Menschheit gehst, die Sonne unaufhörlich scheint. Vertraue und zentriere dich. Atme tief ein und aus. Atme tief ein und aus. Atme tief ein und aus. Behalte den Durchblick, wenn links und rechts, über und unter dir das Chaos explodiert.
Fliege mit den Engeln und verliere all die Tränen die deine Seele davon abhalten du selbst zu sein. Richte deine Aufmerksamkeit immer wieder auf die übergeordnete Strahlkraft deines Seins.
Vorhin im Museum saß ich im Licht des Schattens auf einer Bank eine Dokumentation über die Konstruktion des Los Angeles-Altars anzuschauen. Ich sollte in Olveras Kerzenladen gehen. Es wurde “A bridge of life and death” und “A bridge of cultures” erwähnt. Folgende Worte berührten mich sehr stark: “It doesn’t matter where you are from, theres a place in LA that makes you feel like being home.” Ich bin dankbar. Ich bin reich. Ich bin im kontinuierlichen Prozess des Werdens und Vergehens. Ich bin reich so ewiglich reich. Ich bin fest mit dem Boden verbunden. Ich lasse los um mich immer weiter bedingungslos dem Morgen anzuvertrauen. Ich genüge. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig. Ich handle jeden Tag nach bestem Ermessen. Ich bin frei. Ich verpflichte mich dazu meine Zeit den Dingen zu widmen, die für mein wahres Wachstum erforderlich sind.

15:01 Uhr

Ich sitze in der Sonne auf einem weißen Klappstuhl auf dem Dach des Hostels. In drei Stunden werde ich im fahrenden Zug nach Albuquerque sitzen. Ich bin müde. Die Strahlen brennen. Los Angeles ist ein heißes Pflaster. Beim Folgen deiner Träume gibt es ein kontinuierliches Ringen auf übergeordneten Ebenen. Sei einfach du selbst. Akzeptiere, dass du ein Teil dieses immensen kosmischen Spektakels bist. Erfreue dich an der Gunst der Stunde.

15:08 Uhr

Das Notizbuch wartet weiter darauf, abgeschrieben zu werden:

Seite 12 – 05. Juli 2023

I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I pray for Perpetuum Publishings. I pray for the well-being of each single human being. I pray for unconditional love. I pray for wealth and fulfillment. I pray for enlightenment and contribution. I pray for freedom and believe. I pray for courage and continuity. I pray for growth and development. I pray for ease and joy. I pray for gratitude and liberty. I pray for friendship and compassion. I pray for love and humbleness. I pray for innovation and the ability to believe in my intuition. I pray for my personal success. I pray for my family and friends. I pray for the evolvement of the spirits. I pray for the thruth. I pray for the wisdom of my heart. I pray for all of those seeds that were planted within my soul. I pray for support and wonder. I pray for the Anime Expo. I pray for my free will. I pray for all of those hopes and dreams. I pray for those souls upon earth that did not find their courage so far to step beyond their limits. I pray for peace within my heart. I pray for ease. I pray for compassion. I pray for the third millenium. I pray for mystic and miracles. I pray for forgiveness and continuity. I pray for excitement and adventure. I pray for peace and insights. I pray for excellence. I pray for greatness. I pray for the formgiving of…

Seite 13

my ideas. I pray for one single world beyond any kind of borders. I pray for this day. I pray for the 5th of July 2023. This day will go down in history.
21:29 Uhr
Ich bin dankbar für den heutigen Tag. Ich bin dankbar für die Begegnung mit C. Ich bin dankbar für die Begegnung mit M. aus Indien. Ich bin dankbar für den Besuch im Café. Ich bin dankbar für das Schreiben. Ich bin dankbar für das Telefonat mit Ma. Ich bin dankbar für den Besuch im Sikh-Tempel. Ich bin dankbar für den Sonnenschein. Ich bin reich. Für morgen wünsche ich mir die Fahrt zu Mt. Baldy, die Wanderung auf den Gipfel des Mount San Antonio und das Schreiben. Ich lasse los. Ich nehme mich an so wie ich bin. Ich bin dankbar für die Begegnung mit Elisa. Ich bete für den Sikh-Tempel in Hollywood. Ich bete für den Hare Krishna-Tempel in Tallinn. Ich bete für O. in der Nähe von Graz. Ich bete für L. Ich bete für A. Ich bete für A. Ich bete für D. Ich bete für C. Ich bete für B. Ich bete für H. Ich bete für G. Ich bete für A. Ich bete für M. Ich bete für J. Ich bete für V. Ich bete für V. Ich bete für G. Ich bete für T. Ich bete für C. Ich bete für Herr R. Ich bete für A. Ich bete für A. Ich bete für A. Ich bete für G. Ich bete für C. Ich bete für G. Ich bete für A. Ich bete für D. Ich bete für B.

Seite 14

Ich bete für H. Ich bete für D. Ich bete für E. Ich bete für G. Ich bete für Herr D. Ich bete für Herr G. Ich bete für Herr K.

Drifting through the essence of universal existence – Freitag, 07. Juli 2023

21:17 Uhr

„Jaya Guru Namaha“ auf den Ohren und das Smartphone im Flugmodus. Gefühlt war ich den gesamten Tag unproduktiv. Freilich sollte das nicht die Messlatte sein meinen eigenen Seinszustand zu messen. Aber alles ist gut. Ich bin die Liebe in Person. Der Tag heute stellte mich wahrlich auf die Probe. Ich las „If you love other people but don’t love yourself, you love no person.“ Vor einer knappen Stunde verlor ich eine ziemlich schwere Träne. In ihr war ausgesprochen viel gebündelt. Dieser eine Tropfen musste das Gewicht von ein paar Tonnen haben. Vermutlich hätte sie mit der Tankfüllung des Mietwagens konkurrieren können. Ich trinke kalten abgestandenen Kaffee. Es ist der zweite in Amerika. Mein Kaffeekonsum ging so wie ich in das Flugzeug in Europa stieg gegen null. Keine Ahnung was das Morgen bringt. Damit ich nicht nachdenke setze ich mich nun an den kleinen Schreibtisch im Flur der Unterkunft. Es gibt hier nur wenig Menschen. Mein Zimmer teile ich mit dem in Indonesien wohnenden Inder, der Sikh ist und meint die Inseln von Indonesien hätten die Länge von Chile. Des Weiteren wären da ein 19-Jähriger, der seine erste Hostelerfahrung hat, in Straßburg geboren ist und vermutlich der Nächste weltbeste Barrista sein wird. Der Mann aus New Mexico, der noch Navajo sprechen kann und darauf wartet, dass ich ihm Fotos aus dem Southwest Chief Train übersende. Dann ist da noch der Mitte 20-Jährige Südkoreaner, der glaube ich bereits nach einem Tag wieder abfliegt.

Ich habe recht viele Gedanken heute gehabt. Was ist meine Zukunft? Was ist die Zukunft von Perpetuum Publishings? Was ist die Zukunft von Ma. und mir? Im Prinzip drei zentrale Fragen. Doch im Kern laufen sie auf das Selbe hinaus. Behalte einfach das Vertrauen Julian. Ein Mammutbaumsame wurde auch nicht über eine Nacht mehrere Meter groß. Schritt für Schritt. Tropfen für Tropfen. Traum für Traum. Seite für Seite. Buchstabe für Buchstabe. Kapitel für Kapitel. Wahnsinn für Sinn.

Tatsächlich juckt es in meinen Fingern. Vermutlich sind es die Entzugserscheinungen des zu wenig Schreibens wenn die Fragen nach der Existenz der Beschaffenheit der Materie, des menschlichen Seins und der Quadratur des Kreises überhandnehmen. „Courage, Dear Heart“. Also schreibe ich die handschriftlichen Worte ab, die ich in Notizbuch no. 52 festgehalten habe. Das sogenannte „Journal“ hat 80 Seiten, ich befinde mich auf Seite 24, Zeile 10, 42,1 Prozent Länge (Zeile 10). Ich sollte es nicht so genau mit den Details nehmen. Wobei hier in dem Hostel hängt ein Zitat von Rumi das besagt, dass das kleinste Detail das Universum widerspiegelt. Bei der kurzen Recherche finde ich des Weiteren folgendes Zitat: „Do not feel lonely, the entire universe is inside you. Stop acting so small. You are the universe in ecstatic motion.“

Aber wo war ich stehen geblieben? Okay, Seite 8 in dem gelben Notizbuch, Zeile 20:

Seite 8 – 05. Juli 2023 – 12:58 Uhr

Ich liege im Hostelbett. Ich bin müde. In meinem Magen befinden sich vier Quesadillas mit Bohnen, Reis, Käse, Zwiebeln und Paprika. Ich war nicht allzulange in der Bibliothek. Ich weiß gar nicht so wirklich, nach was ich auf der Suche bin. Ich nehme mich so an wie ich bin. In der Dunkelheit wird…

Seite 9 – das Licht am hellsten strahlen. Ich lasse los. Ich nehme mich an. Ich bin dankbar. Ich bin frei. Ich lasse los. Ich bin im Einklang mit dem Leben und mit allem was mich umgibt. Es ist Tag no. 2 dieser Reise. Irgendwie hat sich bereits alles verändert. Ich bin dankbar. Ich bin im Vertrauen. Ich lasse los. Mein gegenwärtiger Plan ist es nachher in den Sikh-Tempel in Hollywood zu gehen und dann ein wenig für die Wanderung morgen zu packen. Ich frage mich, wer ich geworden wäre, wenn meine Großeltern damals nach Amerika ausgewandert wären. Wer wäre ich, wenn meine Eltern damals nach Mexiko gegangen wären? Wer wäre ich, wenn ich der reichste Erbe dieses blauen Planeten geworden wäre? Zu viele Wäres. Zu wenig Eigentliches. Zu viele Abwägungen und Eventualitäten. Wieder denke ich an die Digitalisierung des Chiribiquete-Logos. Immer noch bin ich müde.
14:16 Uhr
Wie füllst du dein Innen? Welche Informationen lässt du in dein Bewusstsein? Wie sehr glaubst du? Wie viel liebst du? Was teilst du? Was verbirgst du? Was quält dich? Wonach verzehrt es dich innerlich? Wer hält dich? Woran hältst du fest? Was träumst du? Was hältst du für möglich? Was hältst du für unmöglich? Was treibt dich an? Was gibt dir Kraft? Wie viel gibst du? Warum hast du Angst? Warum zweifelst du? Was machst du mit deiner Lebenszeit? Welche Sprache sprichst du? Wie viel…

Seite 10

denkst du? Wie viel schreibst du dich innerlich immer tiefer in die Geschichte der Menschheit ein? Was machst du? Was verleiht dir Kraft? In welche Richtung zieht es dich? Was verleiht dir Kraft? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Warum stellst du all die Fragen? Wie geht es weiter im Morgen? Was ist in 365 Tagen? Was ist in 10 Tagen? Welche Energie trägst du in dir? Wie wichtig ist es dir? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? Was machst du? a ist all diese Wut in mir vor der Unfähigkeit so zu sein wie ich es sein sollte. Da ist all die Ungewissheit ob des Morgens. Da ist all der innere Schmerz und das Leid. Da sind all die Vorwürfe und die Klagen. Da ist all die Schwere und die Lethargie. Da ist all das Erwarten. Wer wäre ich ohne einen anderen Menschen? Wer wäre ich in der Abgeschiedenheit? Wer wäre ich als ein anderer Mensch? Wie viele Momente stehen dir noch bevor? Wie oft schlägt dein Herz? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du? Woran denkst du?…

Seite 11

Wer bist du? Wer bist du? Wer bist du? Wer bist du? Wer bist du?
14:49 Uhr
Get out! Get out! Leave the well-known behind! Get out! Get out! Get out! The spirit of the free. The soul searching for a safe harbor. The seed. Between Perpetuum Publishings and Drive Change I do find my peace. Who will I be if I return to Los Angeles in 176 days? Who am I? What did I achieve? Where do I come from? Where do I go to? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? What am I doing? Where am I heading? What is my meaning of existence? Where do I find my tribe? I am pretty scared of going to the Sikh-temple. I should stay here. Meaningless chatter of my mind. But I do not want to go. Who am I? Where do I come from? Is it relevant for anything? Why am I worrying? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? Who am I? I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love.

22:00 Uhr

Okay, der Schlaf kommt ziemlich schnell. Zu schnell.

„Om Asatoma“ – Donnerstag, 06. Juli 2023

Seite 14

06. Juli 2023 – 06:49 Uhr
I am always free to choose. I am the source of creation. I am a liberated soul. I am timeless. I am humble. I devote myself to the art of love and creation. I am grateful for whatever happens to me. I am a never ending story. I am free to choose. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am patient. I do whatever it takes. I am free. I am free. I am light. I am a light to those who do not dare to shine. I am an infinite spiritual being. I give. I receive. I am in constant exchange with the universe. I am holy. I am love. I am courageous. I am a piece of eternity. I am alright. I am almighty. I am a diamond. I am a star. I am eternal beauty. I am holy. I am free. I am in constant exchange with the universe. I am guided by the universe. I am love. I am love. I am love. I am love. I am the spirit of eternity. I have a body but I am not my body. I am grounded. I let my roots grow deep into the ground. I am connected with all human beings, with all animals and plants. I am conscious. I am radiant. I am in tune. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am love. I am…

Seite 15

love. I am love. I am love. I am love. I am love.

08:52 Uhr

Ich sitze auf einer Betonstufe vor der Mietwagen-Station. Mein Herz klopft. Ich bin ausgesprochen aufgeregt. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Die Strecke bis nach Mt. Baldy sieht unmöglich aus. Wie soll ich mich hier im Verkehr auf den Straßen zurechtfinden? Worauf richte ich meine Aufmerksamkeit? Was bringt das Morgen? Was bringt dieser Donnerstag, der 06. Juli 2023? Welcher Mensch werde ich in 12 Stunden sein? Werde ich noch leben? Was geschieht mit mir? Ich verwurzele mich tief im Boden. Ich atme tief ein und aus. Ich bin gehalten. Ich nehme mich so an wie ich bin. Ich bin die Ruhe in Person. Alles ist gut so wie es ist. Ich höre „Om Asatoma“. Ich freue mich auf Samstagabend wenn ich gen Osten in Richtung Albuquerque fahre. Alles ist gut so wie es ist. Ich bin dankbar. Ich bin die Liebe in Person. Ich bin der Frieden. Ich bin ewiglich reich. Ich lasse los und entspanne. Ich bin frei. Ich bin entspannt. Ich bin dankbar. Ich bin rein.

The perfect outcome – Renewing the process of coffee – Mittwoch, 05. Juli 2023

11:19 Uhr

Hier befinde ich mich nun in der Pio Pico – Koreatown Branch Public Library. Am Nachmittag werde ich in den Sikh-Tempel gehen. Dafür ziehe ich mir eine lange Hose an. Es ist nicht notwendigerweise erforderlich, aber es empfiehlt sich des Anstands wegen. Ich gehe die Notizen durch, die ich in dem Notizbuch no. 52 „the la-experience or inside chiribiquete 2023“ seit gestern festgehalten habe. Ich überspringe dabei die erste Seite (meine Seite 0), auf der sich fast ausschließlich organisatorische Dinge und unausgegorene Ideen befinden.

Seite 1 – Griffith Observatory 17:45 (04. Juli 2023)

Ich sitze auf der Bank mit Blick auf den HOLLYWOOD-Schriftzug. Genauer gesagt auf der den „The Jason H. Orley Young Walker of Amerika“ gewidmeten Bank. Rechts von mir eine englische Ausgabe der Bhagavad Gita und eine Zeitschrift mit dem Titel „Origins – Higher Dimensions in Science“. Wenn eines gewiss ist, dann, dass ich heute Abend einen Sonnenbrand haben werde. Lange dachte ich darüber nach wieder zu schreiben. Ich muss mich nun irgendwo zwischen 7 und 8 Millionen Zeichen exklusive Leerzeichen bewegen. #writeforio-Distanz vermutlich 17 oder 18 Kilometer. Vermutlich werde ich wie ich im Jahr 2024 in Los Angeles ein weiteres Mal sein werde den Halbmarathon gemacht haben. Die Origins-Ausgabe als auch die Bhagavad Gita lagen bereits hier. Sie haben mich angezogen. Ich dachte ebenfalls darüber nach, digital auf dem Smartphone zu schreiben. Aber nicht ohne Grund kaufe ich mir heute in den Vereinigten Staaten von Amerika in Kalifornien in Los Angeles in einem Laden am Wilshire Boulevard Ecke South Oxford Avenue ein gelbes Stenographer-notebook. Ich nannte es „the la-experience or inside chiribiquete 2023“. Es ist Notizbuch no. 52 in meiner Sammlung. Es ist nicht perfekt. Nichts ist perfekt. Ich denke an das…

Seite 2

aufgeben. Ich las, dass die Frage nach dem Warum eine müßige ist. Ich sollte sie mir nicht stellen. Ich höre „Rebirth“ von Yaima. In Dauerschleife. Ich darf mir heute Abend nicht die Frage stellen, warum ich einen Sonnenbrand haben werde. Die Antwort ist offensichtlich. Das Essen des heutigen Tages ist recht übersichtlich. 2 Müsliriegel. Eine Packung Schweizer Schokolade mit Orangenstückchen und 70 Prozent Schokoladenanteil. Das Leben könnte perfekt sein. Aber manchmal schleudert es dich total und du weißt nicht warum. Aber du machst weiter. Und du gehst weiter. Und du schreibst weiter. Und du stellst das Gewohnte in Frage. Und du überprüfst deine gemachten Erfahrungen. Ich mag den amerikanischen Boden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich damals 2021 in Kolumbien und Peru schrieb. In der Tat war es ein Anderes als in Europa. Wobei auf der Finnland-Estland-Lettland-Litauen-Reise dieses Jahr war es ein Ähnliches. Keine Ahnung, warum ich bei Ma. in Katalonien so wenig schrieb. Vermutlich befand ich mich in einer Schaffenskrise. Jetzt befinde ich mich zumindest nicht mehr am Tiefpunkt. Das nächste Hoch wartet. Am Donnerstag werde ich vor 09:00 Uhr am West Sunset Boulevard Haltestelle Sunset & Sweetzer stehen. Nur ein paar Minuten später gen San Gabriel Bergkette fahren. Genauer gesagt bis…

Seite 3

in ein kleines Städtchen namens Mt. Baldy fahren, um dann gegen 10:27 Uhr bis auf den Gipfel des Mount San Antonio auf 3.068 Meter über dem Pazifik zu steigen. Vermutlich bin ich verrückt. Vermutlich bin ich sogar ausgesprochen durchgeknallt. Aber ich akzeptiere es. Dafür liebe ich mich. Nicht ohne Grund stehen vor mir auf dem sandigen Boden die Hermes-Schuhe no. 2. No. 1 kaufte ich mir damals irgendwo in London zwischen Picadilly Circus und Themse. Vor irgendeinem Theater. 3 Minuten. Der schnellste Schuhkauf in der Geschichte der Menschheit. Was bringt das Morgen? Weiß ich es? Wer sollte es wissen? Die Pflanzen vor mir wiegen sich leicht im Wind. Vorhin erblickte ich zwei Kolibris. Es war der perfekte Augenblick. Die Polarlichtfrau sagte mir damals in der Unterkunft in Helsinki, dass ich sie an Iguan in London erinnere. Er ist unerfüllt in seinem Job, bis ein Kolibri gegen das Fenster seines Dachzimmers flattert und ihn aus seinem Scheindasein zurück wieder auf seinen ursprünglichen Weg zu seinen Wurzeln führt. Ich weiß nicht, wo die Polarlichtfrau sich heute befindet. Gerne hätte ich mir von ihr das Chiribiquete-Logo digitalisieren lassen. Wir sind alle Gigantinnen und Giganten. Wir tragen alle unsere Päckchen. Wir mögen alle beizeiten verloren sein. Aber niemand von uns wird jemals

Seite 4

aufgeben. Es ist nie zu spät um die Richtung anzupassen. Wir dürfen uns vom Universum führen lassen. Das ist das einzig Bedeutsame. Keine Kompromisse.
05. Juli 2023 – 07:41 Uhr – South Saint Andrew’s Place nearby the Thirthysecond Church of Christ Scientist, the Christ Church and the Saint James Episcopal Church.
There must be magic in the air! Ich sitze hier ein wenig versunken in einem minimalistischen Café und habe einen Americano in meiner rechten Hand. Es ist das erste Koffein, dass ich auf amerikanischem Boden trinke. Ich fühle mich wohl damit, ohne Wlan, ohne Mobilfunkverbindung zu schreiben. Eigentlich wusste ich vorhin beim Aufwachen nach 06:00 Uhr gar nicht so wirklich, was ich heute vorhabe. Ich schaltete mein Smartphone an und fand zwei Nachrichten (Sprache) von Ma. Ich war bereits glücklich. Dann ging ich duschen und konnte nicht länger ruhig sitzen. In der Küche der Unterkunft füllte ich das Wasser auf, nachdem ich das gefilterte in meine Edelstahl-Flasche füllte. Dann hörte ich eine Stimme im Hintergrund: „What are you trying to do Sir?“ Ich ignorierte sie erst. Also kam sie noch einmal ein wenig insistierender: „What are you trying to do Sir?!“ Es war mir wahrlich unerklärlich solche Worte, da doch mein Handeln ausgesprochen offensichtlich war. Naja, das Ende vom Lied ist, dass die Flasche gar nicht mir gehört. Sie ist das…

Seite 5

Eigentum von M. Nachdem er jedoch nicht mehr ist, begleitet sie mich auf dieser Reise. Vielleicht schützt er mich beizeiten, vielleicht leitet oder führt er mich auch.
Notizen, die ich mir gestern auf meinem Smartphone notiert habe sind folgende:
– Der tiefergelegte Ford Mustang mit dem California-Nummernschild
– Die Filme aus Hollywood
– Der Sikh-Tempel
– Das langsame Gehe mit der bewussten Achtsamkeit und dem nach vorne gerichteten Weitblick
– Der Julian als Beschützer und Fürsorger
– Warum schreibe ich?
Okay, das Ganze wirkt deutlich zu mechanisch. Es fühlt sich auch ausgesprochen mechanisch an. Ich spüre die Angst in meinem Körper. Sie paralysiert mich. Sie engt mich ein. Ich spüre die Sonne und Anstrengung des gestrigen Tages. Ich spüre meinen Schädel. Vermutlich vollziehen sich die neun Stunden Zeitunterschied nicht ohne Grund. Bin ich auf der Flucht? Ich freue mich bereits darauf, das Geschriebene abzutippen. Ursprünglich hatte ich ganz andere Intentionen für diese Reise. Aber im gegenwärtigen Moment kann ich gar nicht anders denn zu schreiben. Ma. sagte mir, dass sie heute in das kleine Städtchen mit dem Fahrrad fahren möchte. Ich…

Seite 6

wäre sehr gerne bei ihr. Die Realität jedoch sieht vor, dass ich in 15 Tagen in Mexiko-Stadt landen werde. Diesen Sonntag komme ich in Albuquerque an. Die Welt verändert sich und ich sitze hier in Los Angeles in einem Café. Aus irgendeinem Grund erinnert mich die Stadt an Helsinki. Und selbstverständlich an Seattle. Seattle ist schon eine Ewigkeit her. Es muss damals irgendwie mit 16 oder 17 Jahren gewesen sein. Die Zeit war ausgesprochen intensiv und wertvoll. Im Everett-College saß ich in Kriminologie-Vorlesungen, sezierte Frösche und Fische, lernte chinesische Schriftzeichen und tat ausgesprochen viele Dummheiten. Aufgrund des Platzmangels saß ich zum Beispiel illegalerweise im Kofferraum eines SUVs auf der Multilane. Mit meinem Austauschpartner – er hatte den besten Musikgeschmack, den man sich vorstellen kann, wie zum Beispiel Death Cab for Cutie, The Ramones, The Clash – fuhren wir ein oder zwei Mal durch Wohngebiete und rauchten Cannabis. Wir rauchten allerdings keinen Joint sondern Bong. Glaube ich zumindest. Es war so ein kleines flaches Ding wo das Gras angezündet wurde und dann inhalierte man es. Es ist sicherlich nicht löblich. Aber der erste Schritt ist in der Tat darüber zu schreiben. Tatsächlich habe ich fast gar keine Impulse mehr, einen Inkognito-Tab zu öffnen. Ich glaube, dass ich geheilt bin. Zumindest befinde ich mich auf dem Weg der Hei-…

Seite 7

lung. Ist mein Leben leer? Nein! eil ich in Koreatown sitze und noch gute 72 Seiten zum Schreiben habe. Ich träume von Kolumbien. Hier gibt es frischen Kaffee aus Huila. Huila befindet sich in Kolumbien. San Agustín zum Beispiel befindet sich im Bundesstaat (bzw. Departement) Huila. Ich werde den Kaffee kaufen und dann Kontakt aufnehmen mit dem Unternehmen und kommunizieren, dass ich gerne im September und Oktober auf eine Kaffeefarm gehen möchte um mitzuhelfen und den Prozess der Herstellung aus nächster Nähe in Erfahrung zu bringen. Immer noch spüre ich die Anspannung in meinem Selbst. Ich bin zufrieden. Vielleicht rede ich mir das auch nur ein. Vielleicht redete ich mir das mein gesamtes Leben lang ein. Aber ich bin gesund. Ich atme. Ich mache gegenwärtig das, was mir Freude bereitet und was mich erfüllt. Reisen und schreiben, mich treiben und das Unbekannte schlichtweg auf mich zukommen zu lassen. Ich werde auf dieser Reise „Tengo mucho sueños“ erstellen. Es ist ein Video. Ein Prozess des Lebens. Aufnahmen des Gehens und der Fortbewegung. Ich habe vermutlich bereits 30 Minuten an Material erstellt. Ich habe Respekt davor. In etwa stelle ich es mir so vor, dass ich wenn es an die höheren Berge à la 5.000 oder 6.000 Meter geht, den Prozess finalisiere und dann an einer geeigneten Stelle die Sprache einspreche. Gegenwärtig existiert es in weiten Teilen also in meiner Vorstellung. Wieder stelle…

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ich mir die Frage, was ich heute noch machen möchte. Ich begreife, dass die Intuition nicht vorhersehbar oder planbar ist. Du kannst in der Annahme leben alles sein bereits programmiert doch musst dann erkennen, dass die Realität ganz anders aussieht. Und so lasse ich mich einfach treiben, vertraue auf die Gunst der Stunde und bin glücklich. Zumindest rede ich mir das ein. Ich darf die Dinge so sein lassen wie sie sind. Ich darf leben. Ich darf lieben. Ich darf genießen. Ich darf mein Geld für nicht sonderlich bedeutungsvolle Sachen ausgeben. Ich darf entspannen. Ich darf mich so annehmen wie ich bin. Ich darf ich sein. Wieder renne ich mit meinen Hermes-Schuhen durch das Universum. Alles ist gut so wie es ist. Ich bin im Einklang mit meinem höheren Selbst. Ich bin reich. Ich bin Fülle. Ich nehme mich so an wie ich bin. Ich lasse los. Ich vergebe mir. Ich segne. Ich heile. Ich danke. Ich träume. Ich wünsche. Ich bete. Ich bin im Einklang mit meinen Chakren. Ich genüge. Ich halte mich. Ich heile. Ich bin frei. Ich diene. Ich erschaffe. ich bin präsent in den Begegnungen mit anderen Menschen.

20:45 Uhr

Ich sitze auf der Dachterrasse des Hostels. Vor mir der vanillefarbene Abendhimmel und der hell scheinende Nordstern. Oder Venus. Oder Mars. Ich glaube, dass ich rund drei Stunden im Sikh-Tempel war. Ich wurde dazu eingeladen etwas zu essen. Es war ein ausgesprochen schönes Erlebnis. Es war eine sehr spirituelle Erfahrung. Nun stehen mir weltweit in allen Sikh-Tempeln die Türen offen. Vor dem Betreten gingen mir unzählige Gedanken durch den Kopf: Welche Hierarchie haben die Sikhs? Wie wird der Prozess der Bekehrung aussehen, sowie ich das Gebäude betreten habe? Werde ich beim Verlassen noch der selbe Mensch sein? Ich trat über die Schwelle des ersten Sikh-Tempels der Vereinigten Staaten von Amerika. Drei freundliche Damen begrüßten mich. Mir wurde angeraten die Schuhe auszuziehen und meinen Kopf zu bedecken. Ich wurde gefragt ob ich Hilfe bei der Kopfbedeckung benötige. Ich bejahte. Schließlich wählte ich die Farbe gelb. Es gab keine Unterschiede der Bedeutung nach zwischen blau, weiß und gelb. Dann wusch ich mir die Hände. In Folge betrat ich den zentralen Gebetssaal. Ich war der einzige Mensch. Vorne zwei Khanda-Symbole. In der Mitte Ik Onkar. An der Wand eine Malerei des goldenen Tempels von Amritsar in Indien. Auf einem kleinen Podest an der rechten Seite drei Mikrofone und ein Harmonium. Zwei weitere Instrumente, die ich nicht zuordnen konnte. Es war ein heiliger Ort der mich an die Moscheen in Kairo erinnerte. Unmittelbar wurde ich in die Gemeinschaft aufgenommen. Nach dem Gebet wurde die zentrale Instanz, das heilige Buch der Sikh, nach oben getragen um es zu schützen.

Ich bin glücklich. Und mir ist ein wenig kalt. Es ist erforderlich, dass ich noch einiges an spiritueller Arbeit leiste. Oder ich sage mir, dass ich einfach angekommen bin. Ich weiß nicht, was los ist mit mir. Aber gut Ding will Weile haben. Immer wieder habe ich im Hinterkopf wo ich ab Anfang 2024 wohnen werde. Woran macht man den eigenen Heimathafen fest? Ich kann diesen äußeren Ort nicht erzwingen. Ich befinde mich auf der Reise. Ich bin müde.

„Your wings were ready but our hearts were not“ – Dienstag, 04. Juli 2023

13:36 Uhr

Gestern zerbrach mein Füllfederhalter no. 3. Ich schrieb einen Brief an Ma. Heute stand ich vor dem Grab von Carlos Ruiz Zafón auf dem Hollywood Forever Cemetery. Ebenfalls gestern noch am Hauptbahnhof in Stuttgart die U6-Stadtbahn mit dem Kairo-Logo und der Lyrik an der Decke – in meinem Fall „Erwähnenswertes“ von Walle Sayer. Myriaden von Fragen huschten durch meinen Kopf: Als welcher Mensch werde ich zurückkommen, was werde ich erleben in den kommenden Monaten, wohin zieht mich mein Herz etc. pp. Sollte ich mit dem Schreiben aufhören, jetzt da Füllfederhalter no. 3 zerbrochen ist? Es war definitiv nicht mein Liebster. Ich kaufte ihn damals in Nürnberg in Erlangen, er war gebraucht, ein Meisterstück, schwarz, aber ganz passabel. Absolutes Zeichen also mich nach einem anderen Schicksal umzuschauen? Gestern und heute befinden sich die Kolleginnen und Kollegen die ich noch vergangenen Donnerstag verabschiedete wieder auf der Arbeit. Ich legte heute bereits 18.143 Schritte zurück. Meine Eltern sind nun 9.458 Kilometer entfernt in Richtung des Ostens. Ebenfalls gestern im Schienenersatzverkehr aus einem amerikanischen Radiosender die patriotischen Zeilen „Where the stars and stripes / And the eagle fly“.

In dieser Nacht legte ich mich um rund 03:00 Uhr ins Bett. Mitteleuropäische Sommerzeit also 12:00 Uhr mittags. De facto also 31 Stunden Wachzeit. Nur bedingt zu empfehlen. Dennoch bin ich nach fünf Stunden Schlaf um 08:00 Uhr morgens einigermaßen erholt aufgewacht. Unzählige Gedanken in meinem Kopf. Ma. hat die Nacht an der Seite des Avocado-Baumes in Andalusien unter dem Firnament der Sterne verbracht. Ich in einem 8-Bett Hostelzimmer. Dafür habe ich nun zwei Ginkgo-Baum-Blätter aus der Western Avenue in meinem Notizbuch no. 51. Ebenfalls eine Übersichtskarte des Hollywood Forever Cemetery. Ein wenig erinnerte mich dieser Ort an eine Kombination des Tals der Könige in Luxor, des Cimetière des Rois in Genf oder des Museo Cementerio San Pedro in Medellín. Auf der Rückseite der Karte stricht ihr mir Mel Blanc, Charles S. Chaplin (Jr.), Chris Cornell, Irving Cummings, Marion Davies, Anne Frank Memorial, Johnny Ramone, Burt Reynolds, Mickey Rooney, Rudolph Valentino und Carlos Ruiz Zafón an. Menschen, die ich meine auf irgendeine Art oder Weise durch ihre Kunst / ihr Schaffen zu kennen. Vielleicht täusche ich mich auch, denn Mickey Rooney ist nicht Mickey Rourke und Charles S. Chaplin (Jr.) ist nicht sein Vater.

Im Supermarkt traf mich der Schlag. Portionen für SUVs und nicht für zu Fuß Gehende. Wie hätte ich sonst eine zwei oder drei Liter Hafermilchbox transportieren sollen? Dafür bin ich nun stolzer Besitzer einer 1,5 Liter Packung roter Traubensaft (Konzentrat) „Made in USA“. Man muss schon Prioritäten setzen. Auf den Straßen Obdachlose gleich Pappkartons. Wieder Erinnerungen an Calí. Cannabisgeruch noch weitaus intensiver denn in Amsterdam oder am Rheinufer in Basel. Es lässt sich darüber streiten, ob die Legalisierung einzig Vorzüge bringt. Froh bin ich, überhaupt im Hostel angelangt zu sein letzte Nacht. Denn Distanz LAX (internationaler Flughafen) zur Unterkunft 18 Kilometer. Mangelnder öffentlicher Nahverkehr führt zu einem erhöhten Aufkommen an privaten motorisierten Kraftfahrzeugen. Im Falle der USA zu einem erhöhten Aufkommen an SUVs. Elektroautos meiner Einschätzung nach bei einem Prozent. Also gibt es an den diversen Gates unzählige Drop-Off oder Drop-In-Points für Busse zu den Ridesharing-Anbietern. Sicherlich, es gibt eine Busverbindung zu Koreatown. No. 102 und 210. Die Haltestelle liegt allerdings rund 1,7 Kilometer entfernt. Gestern wurde mir davon abgeraten diese Verbindung zu nehmen. „Can’t you afford an Uber?“ oder „Who takes a bus?“ waren Worte von Menschen. Nach einem Hin und Her der größeren Sorte befand ich mich inklusive meiner zwei Rucksäcke an einer Economy Parking Station am Jetway Boulevard. Ich musste allerdings zu einer Busstation am South Sepulveda Boulevard Ecke Westchester Parkway. Turbulentes Chaos also, schließlich saß ich doch auf einer Betoneinfassung für ein Pflanzbeet nachdem die Bank der Bushaltestelle von einem Obdachlosen in Liegeposition besetzt war. Schräg hinter mir zog starker Cannabisgeruch in meine Nase. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, mein Portemonnaie inklusive angebissenem Apfel Smartphone und Klappcomputer nach einem Überfall widerwillig abtreten zu müssen. Aber ich wusste, dass Gott bei mir ist und meine Schutzengel mir schon so viele gute Dienste geleistet haben, dass ich immer noch auf ihren Schutz vertrauen darf. Wie durch ein Wunder kam dann um 00:10 Uhr (wenn ich mich im Nachgang nicht mehr täusche) der Bus und hielt unmittelbar vor meiner Nase. Aus meinen Londonerfahrungen vergangenes Jahr war es selbstverständlich eine Kreditkarte an ein modernes Lesegerät zu halten. Irgendwie projizierte ich Großbritannien ohne großes Gehabe auf die USA. Falsch lag ich dabei. Der Fahrer schaute mich nur merkwürdig an, ich fragte ob er Euros nehme, er wank mich durch und ließ mich offiziell schwarzfahren. Beim Umsteigen an der Martin Luther King Jr Metrostation in die no. 210 kam ich mir wie in einem schlechten John Carpenter Film vor. Nichts gegen John Carpenter. Ich liebe „The Fog“, „They Live“ oder „Die Klapperschlange“. In Bogotá auf der Carrera 7 ging es mir damals ähnlich.

Worauf will ich eigentlich hinaus? Ich weiß es im Moment selbst nicht so genau. Möglicherweise liegt es daran, dass ich kein Koffein mehr im Blut habe. Mein Mitbewohner auf Zeit fragte mich recht schnell, ob ich verheiratet sei. Er kommt aus Indien aus einer Stadt in der seiner Aussage nach über 95 Prozent der Bevölkerung der Glaubensgemeinschaft der Sikh angehören. Vermutlich werde ich nun in Los Angeles einen Sikh-Tempel besuchen. Es stand nicht auf meiner Liste. Aber dafür reist man schließlich um Dinge zu machen, die nicht auf vorgefertigten Listen stehen und sich schließlich gewahr zu werden, wer man in der wahren Tiefe des eigenen Selbst tatsächlich ist.

Über den Wolken – Montag, 03. Juli 2023

09:29 Uhr

Ich sitze am Flughafen. Gate no. 112. Auf den Kopfhörern „Prema Hare Ram“ von Krishna Das. Gott reist immer inkognito. Vorhin in der Stadtbahn saß gegenüber von mir eine sehr hübsche Dame mit einem Sternenohrring. Wir lächelten uns an. Aber in mir war ich bei Ma. Ich bin ein wenig ungewiss ob des Morgens. Das Glück es kann nicht erzwungen werden. Manchmal gehst du tausende Schritte in die eine Richtung und in dir bist du so verspannt und aus dem Takt. Du begegnest Weggefährtinnen und Weggefährten, du sammelst Erfahrungen und treibst in die fernen Gefilde vor. Aber irgendwann spürst du diesen tiefen Schmerz in dir. Dieser Schmerz war aus deiner Sicht das Äquivalent für das Leben. Aber du musst loslassen. Du lässt los. Du lässt los von Altbekanntem, von der Trauer und der Erwartung gegenüber anderen Menschen. Niemand kann dich retten. Du bist für dein eigenes Leben verantwortlich. Du bist erwachsen. Ein neues Kapitel beginnt. Wir sind alle eng miteinander verflochten. Aber manchmal fühlen wir uns eingeengt oder vermeintlich gefesselt von dem was als Liebe fehlinterpretiert wird. Wahre bedingungslose Liebe ist Freiheit. Liebe ist Selbstermächtigung. Liebe ist Metamorphose. Liebe ist Größe. Sei es dir selbst wert zu lieben. Sei es dir selbst wert andere Menschen zu lieben. Schon jetzt spüre ich, dass die nächsten Wochen sehr gefühlvoll sein werden. In dem Moment da die Raupe meinte zu sterben wurde sie ein Schmetterling. Ein neues Leben begann. Der Wandel hatte sich vollzogen. Die Spannung steigt. Mein Herz schlägt wie wild. M. vermisse ich immer noch sehr stark in mir. Ich bin versunken in meiner Welt. Ich kann mich in meiner Bequemlichkeit verstecken. Aber ich akzeptiere den gesamten Prozess. Ich bin auf der Suche.

Mein gesamtes Leben lang war ich auf der Suche.

13:39 Uhr – Irgendwo über den Wolken über dem Pazifik

Im Angesicht der Eroberung eines neuen Momentes möchte das Kleinod ein weiteres Mal mit Leben gefüllt werden. Hier sitze ich also in der Ungewissheit was mich in den nächsten Wochen und Monaten erwarten wird. Es ist ein wenig gleich dem Spiel des Glücks. Also bin ich die Roulettekugel? Ich bezweifle es. Denn es ist garantiert, dass ich in rund acht Stunden auf amerikanischem Boden weilen werde. Im Innen meines Selbst ist immer noch dieses Chaos vorhanden. Ich wünsche mir dieses Gefühl vom Flug Stuttgart – Paris Charles-de-Gaulle – Bogotá El Dorado 2021 zurück. Aber ich kann Gefühle nicht durch das Wiederholen von Momenten reproduzieren. Sie treten einmal auf. Ich kann dieses Gefühl nicht einmal beschreiben. Sicherlich war es eine Mischung aus Abenteuer, Entdeckertum, Neugierde und Glück. Gerade fühle ich mich schlichtweg müde und immer noch ein wenig ausgelaugt. Die letzten Wochen waren zu anstrengend. Ich weiß nicht im Detail, was dazu geführt hat. Sicherlich die Komplexität der Arbeit gepaart mit dem Anspruch alles besser als gut zu machen. Parallel schrieb ich selbstverständlich nach Feierabend noch inklusive all der Wochenenden. Das Resultat „Eine Zeppelinfahrt namens Leben“ weist 530 Seiten auf. Ich gab ein Exemplar meinem Vater, ein Exemplar meiner Mutter und mehrere Exemplare meinem selbstgemachten „Perpetuum Publishings“-Buchregal. Eine Portion ZEP wartet im Umschlag darauf nach Spanien versendet zu werden. Meiner Mutter nach zu urteilen war es zu dunkel, zu komplex, zu schwer in der Energie in Summe. Sie bezog sich auf das Kapitel „Die Hölle“. Nicht ohne Grund wird ein Kapitel „Die Hölle“ genannt. Aber ich widmete das Buch Ma. Meiner Hüterin der Weite in Katalunien. Ich widme im Regelfall jedes Buch einem Menschen. Gerade weilt sie in Andalusien umgeben von Avocados, Papayas, Katzen, Sternen und der Magie. Mein Herz ist zerbrochen. Oder es wird zumindest so sehr auf die Probe gestellt, dass die Verbindung zweier Seelen auf einer Distanz von rund 8.000 Kilometern am Limit ist. Selbstverständlich habe ich mir überlegt die kommenden sechs Monate abzublasen, meine klägliche Existenz nach Katalunien zu verlegen und gemeinsam mit ihr meine Zeit zu verbringen. Wir tragen alle Träume in unserer Brust. Aber ich spürte auf der Fernbusfahrt wieder zurück von Barçelona bis nach Basel, dass alles einen Sinn hat und ich meinen eigenen Weg gehen muss. Vielleicht ist es nicht nachvollziehbar, was Julian in den Weiten Kolumbiens, in den Weiten Südamerikas, in den Weiten der Welt zu finden bestrebt ist. Aber dann soll es so sein. Der Rucksack der bislang problemlos am Check-In als normales Gepäckstück aufgegeben wurde, gilt seit heute als Sperrgepäck. Wie bereits erwähnt komme ich mir kläglich gescheitert vor. Eine nicht vorhandene Beziehung auf Distanz, ein beendetes Arbeitsverhältnis, kein signifikanter Wohnsitz, kein eigenes Automobil, einzig der Glaube an die unendliche Kraft des Momentes. Aber ich sitze hier auf Sitzplatz no. 41 G am Fenster und schaue auf den Himmel und auf die weißen Wolkenbälle unter dem Flugzeug, trage das Armband aus der Münchner Frauenkirche am rechten Handgelenk und die silberne Gebetskette aus Kairo in meinem Handgepäck. Ebenfalls habe ich die Cusco-Umhängetasche, Füllfederhalter no. 2 mit dem gelben Stern und Füllfederhalter no. 4 samt Tintenflakon für die Reise im Gepäck. Tatsächlich ließ ich mein heißgeliebtes Tintenbehältnis bei Ma. Vielmehr schenkte ich Ma. diese magische Tinte. Vielleicht gebe ich zu viel. Aber das bin ich. Entweder ich gebe unendlich viel oder ich bin alleine. Selbstverständlich besteht mein Wert nicht darin viel zu geben aber ich bin irgendwie ich. Diese Entscheidung traf ich bewusst noch gar nicht vor allzu langer Zeit, doch ich begriff, dass alle Anderen bereits vergeben waren. So schwelge ich nicht länger ausschließlich in der Fantasie oder Eventualitäten, sondern nutze die volle Kraft des gegenwärtigen Momentes. Vermutlich sprenge ich mit der Gesamtlänge des Blogartikels ein weiteres Mal alle Grenzen und Gesetze. Wobei heute las ich, dass eine aufstrebende Autorin für ein nicht veröffentlichtes Buch bereits einen Preis erhalten hat. Also viel Erfolg Julian. Kein Plan, was mich in Los Angeles erwarten wird. Am Abflugflughafen wurde ich gefragt, ob ich ausreichend Geld für diese Reise hätte, was Sinn und Zweck jener sei etc. pp. Tatsächlich fing ich heute erst wieder nach dem ersten und bislang einzigen Kaffee an zu schreiben. Es muss mehr oder weniger 13:30 Uhr gewesen sein, dass ich diesen trank. Aber ich akzeptiere es. Tatsächlich schmeckte er nicht so gut wie im ecuadorianischen Restaurant in Stuttgart. Irgendwie ist meine Motivation zu schreiben gebremst. Wieder all die Gedanken weswegen ich schreibe. Verstecke ich mich vor der Welt? Ich weiß, dass Ma. bei mir ist. Ich bin bei ihr. Ich weiß ebenfalls, dass M. bei mir ist. Er ist überall in der Natur. Ich weiß, dass sich die Dinge früher oder später fügen. Viele Ideen und Pläne habe ich für „Perpetuum Publishings“. Aber gewisse Dinge können nicht erzwungen werden. Insgesamt habe ich ohnehin den Eindruck, dass ich bislang zu viele Dinge mochte erzwingen und dabei das Eigentliche aus den Augen verlor. Ich akzeptiere es. Du kommst nicht sonderlich weit, wenn du dir Vorwürfe machst. Du kommst ohnehin nicht sonderlich weit wenn du in deiner Wohnung sitzt und darauf wartest, dass Gott und die Welt an deine Türe klopfen und du der glücklichste Mensch auf diesem Planeten bist. Aber ich akzeptiere es. Wieder befinde ich mich in dem Dämmerzustand. Müdigkeit und Wachheit, Erschöpfung und Aufregung, Angst und Freude. Ich nehme es an. Ich bin tief im Zentrum meines Seins versunken. Ich bin der Schöpfer meiner Realität. Ich genüge.

Unter dem Avocadobaum no. 561 in Andalusien – Sonntag, 02. Juli 2023

16:59 Uhr

Die Zeit rennt, doch wo rennt sie hin? Die zwei Rucksäcke sind zu 96,38 Prozent gepackt, doch mein Innerstes gleicht einem Ding der Unmöglichkeit. Wieder „The Golden Chalisa“. Heute morgen erreichte sie Andalusien, trägt in ihrem Haar den Schimmer des Lichts und benetzt ihre Lippen mit dem klaren Wasser. Weswegen schreiben? Weswegen nach Amerika gehen? Das ecuadorianische Restaurant des gestrigen Abends war ein anderes Zeitfenster. Lateinamerika in Stuttgart, Ceviche mit Palmherzen und Andenlupinen samt Espresso und dem Chimborazo. Du bist in Verbindung mit dem Außen fortwährend doch wo ist sie hin die Verbindung wenn du in der Stille bist?

„Feel the presence of angels“ – Samstag, 01. Juli 2023

09:32 Uhr

Tränen fangen an sich Wege aus meinen Augen (aus meiner Seele) zu bahnen. Die Nacht war angenehm. Wieder dieses Gefühl 1.000 Jahre schlafen zu können. Ich träumte sehr intensiv. Ich war an vielen unterschiedlichen Orten, traf eine Myriade von Menschen und spürte diese Verliebtheit. Gleichwohl löst diese Tatsache nicht das Dilemma, dass ich mir unschlüssig bin, welche Gegenstände ich mitnehmen sollte. Selbstverständlich würden Personalausweis, Sonnenbrille, ein Wechsel-T-Shirt, eine gefüllte Geldbörse, die Cusco-Umhängetasche, Notizbuch no. 51 und ein Füllfederhalter (welcher wüsste ich de facto noch nicht) genügen um mich über dem Pazifik zu halten.

Alles wird gut werden Julian. Alles ist gut Julian um die volle Kraft des gegenwärtigen Momentes zu nutzen.

16 Bücher die ich gestern wieder aus dem Umzugskarton zog stehen neben meinen Füßen auf dem eingelassenen Holzboden. Ich kann sie nicht mitnehmen. Also frage ich mich ein letztes Mal, was sie mir raten würden:

  • „Reistagebuch aus Ägypten“ von Gustave Flaubert, 132 – „Tiefe Stille liegt ringsumher; niemand, niemand; ich bin allein; über mir schweben zwei Raubvögel; von der anderen Seite des Nils aus der Wüste dringt die Stimme eines Menschen zu mir, der jemanden ruft.“
  • „Der verschenkte Sieg“ von Bernard Moitessier, 174 – „Hier und da werden auf der See beträchtliche Lichtflecke von der Größe eines Ballons wie riesenhafte, hellleuchtende Glühwürmer sichtbar. Ich habe diese sehr hell glänzenden Erscheinungen oft im Passat erlebt und konnte sie manchmal länger als dreißig Sekunden wahrnehmen, bevor sie erloschen. Anfänglich vermutete ich, es seien die Augen fremdartiger, aus dem Meeresgrund emporgestiegener Tiere. Ich hatte sogar einige dieser großen, vermeintlichen Lebewesen vom Deck meiner zweiten Marie-Thérèse aus harpuniert und war anschließend enttäuscht und erleichtert zugleich, nicht irgendein Riesenvieh herauszuziehen, das mich von der Spitze meiner Harpune mit gefletschten Zähnen anstarrte.“
  • „Ich komme mit“ von Angelika Waldis, 164 – „Sie ist irgendwohin verschwunden, zum Beispiel Papiertaschentücher kaufen. Nur ihr Rucksack steht da. Aydan, sag ich, ich habe eine ganze Wohnung für dich, wenn du kommst.

11:16 Uhr

Die 11 ZEP-Exemplare wurden pünktlich vor dem Abflug geliefert. Alles perfekt getaktet. Eine weitere Punktlandung. Immer noch bin ich verloren. Aber ich bin auch noch nicht fertig mit einer weiteren dieser Listen:

  • „Candid“ von Voltaire, 95 – „Als sie die Worte Baron und Pangloß vernahmen, stießen die beiden Sträflinge einen lauten Schrei aus, sprangen von ihrer Bank auf und ließen ihre Riemen fallen. Der Galeeren-Kapitän stürzte sich auf sie, und die Ochsenziemerhiebe verdoppelten sich. Halt, halt, bester Herr, rief Candid, ich gebe Ihnen soviel Geld, wie Sie nur wollen.Das kann nur Candid sein! sagte der eine Sträfling. – Das kann nur Candid sein, sagte der andere. – Ist es ein Traum? sagte Candid, wache ich? Bin ich auf dieser Galeere? Ist das der Herr Baron, den ich umgebracht habe? Ist das Magister Pangloß, den ich habe hängen sehen?Wir sind es wahrhaftig; wir sind es wahrhaftig, antworteten sie. – Das ist also der große Philosoph?
  • „In Wirklichkeit – En réalité“ von Jean Portante, 65 – „Glaubst du wirklich wenn du einen MANTELFETZEN / hinter dir herschleifst du hättest wie die nacht / dem tag den rücken gekehrt.
    nichts beginnt auf diese weise nur was / von der anderen seite der elemente uns ruft.“
  • „Der Mann mit der Ledertasche“ von Charles Bukowski, 97 – „Die Decke war weggerutscht, und ich starrte auf ihren weißen Rücken hinunter, die Schulterblätter standen vor, als wollten sie zu Flügeln auswachsen, als wollten sie die …“
  • „Cry to Heaven“ von Anne Rice, 165 – „Why do you stare at me! he demanded suddenly, and before he could stop himself his hand had closed on the loose cloth at Tonio’s shoulder. / He could feel the boy’s astonishment. The moon revealed his crumpling expression, his mouth slack and then silently, stupidly working. / The hard, bright angles of his young face dissolved in helplessness, in total remorse. And it seemed he would stammer some negation if he could; he started, stopped, and left off, his head shaking.“
  • „Denken mit Friedrich Dürrenmatt“ ausgewählt und zusammengestellt von Daniel Keel und Anna von Planta, 56 – „Malerei – Malen als Porträtieren ist ein Erleben, nicht ein Fotografieren, mehr einem Erinnern vergleichbar als einem Abbilden. Zu den Dokumenten der Apparate über den Menschen brauchen wir die Zeugnisse der Menschen von Menschen. Das Konkrete ist das Primäre, das Abstrakte das Sekundäre. Die Welt ist im Konkreten enthalten, im Abstrakten als Erscheinung eliminiert, aber als Form rekonstruiert. Das Konkrete des Menschen ist seine Individualität, seine Einmaligkeit. Die Trift, in die unser Denken geraten ist, zwangsläufig, liebt das Individuelle nicht. Unsere Zeit ist zur Abstraktion genötigt (wissenschaftlich, ökonomisch, politisch). Sie braucht das Berechenbare, muß endlich zu planen lerne. Das Individuelle ist unberechenbar, störend, aber vorhanden. Die Malerei kann die Tendenz der Zeit wiederholen oder sich ihr widersetzen, aber sie kann ihr nicht entfliehen. Es gibt auch bei ihr kein Zurück zu Mozart.“
  • „Utopia“ von Thomas Morus, 89 – „Die drei Minister, die in Anemolien hohe Herren waren, hielten daher ihren Einzug mit einem Gefolge von hundert Personen, sämtlich in Seide von den verschiedensten Farben gekleidet. Die Gesandten selbst hatten ein reiches und prachtvolles Kostüm; sie trugen ein Kleid aus golddurchwirktem Tuch, goldene Halsketten und Ohrringe, goldene Ringe an den Fingern und Tressen an den Hüten, die von Edelsteinen glänzten. Kurz, sie hatten sich mit allem bedeckt, was in Utopia die Strafe des Sklaven, das Schandmal der Ehrlosigkeit und das Spielzeug kleiner Kinder bildet.“
  • „Ideas and Opinions“ von Albert Einstein, 227 – „WHAT IS THE THEORY OF RELATIVITY – Written at the request of The London Times. Published November 28, 1919. – I gladly accede to the request of your colleague to write something for The Times on relativity. After the lamentable breakdown of the old active intercourse between men of learning, I welcome this opportunity of expressing my feelings of joy and gratitude toward the astronomers and physicists of England. It is thoroughly in keeping with the great and proud traditions of scientific work in your country that eminent scientists should have spend much time and trouble, and your scientific institutions have spared no expense, to test the implications of a theory which was perfected and published dur-…“
  • „DIE TRAUMFABRIK ALESSI SEIT 1921“ von Alberto Alessi, 57 – „Schon im Januar 1980, bei unserem ersten Besuch in Princeton, hatte uns Graves erklärt, daß ab diesem Zeitpunkt mehr als die Hälfte seiner Aktivitäten dem Design gewidmet sein sollten. Es war eine ganz deutliche Erklärung, die auch seiner großen Fähigkeit in diesem Bereich entspricht. Er besitzt die unglaubliche Begabung, sich auf die gleiche Wellenlänge des Publikums einzustellen: Theorien begeistern ihn nicht, doch einmal hat er mir seinen Wunsch gestanden, ein amerikanisches Design entwickeln zu wollen.“
  • „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“ von Otto Lilienthal, 65 – „Die Abhängigkeit des Widerstandes vom Quadrat der Geschwindigkeit wird durch die Reibung nicht wesentlich beeinflußt. / Zum Vergleich der absoluten Größen des Luftwiderstandes geneigter Flächen mit dem Luftwiderstand bei normal getroffenen Flächen bediene man sich der Tafel VII. Hier sind die Widerstände geneigter ebener Flächen nach Maßgabe der Neigungswinkel bei gleichen absoluten Geschwindigkeiten und zwar in der unteren einfachen Linie (mit ebene Fläche bezeichnet) eingetragen, ohne Rücksicht auf ihre Druckrichtung. Die Abweichung von der jetzt meist als maßgebend angesehenen Sinuslinie ist besonders bei den kleinen Winkeln auffallend. Nicht viel weniger auffallend würden sich übrigens auch die normal zur Fläche stehenden Komponenten verhalten, weil sie nicht viel kleiner sind.“
  • „Die Stimme des Herzens – Der Weg zum größten aller Geheimnisse“ von Safi Nidiaye, 83 – „Was bedeutet es, das Herz mit Achtsamkeit, Behutsamkeit und Sanftheit zu behandeln? / Es bedeutet, dich selbst so zu behandeln, wie du vom besten und weisesten aller Freunde, der dich ganz und aufrichtig liebt, behandelt werden möchtest. Und die Menschen, die du liebst, so zu behandeln, wie dein Herz dir eingibt. Denn dein Herz weiß immer, wonach sie sich sehnen; du brauchst weder zu versuchen, es aus ihrem Gesicht abzulesen, noch ihre Gedanken zu erraten; du brauchst nur auf dein Herz zu hören, und sie werden von dir genau die Behandlung erfahren, derer sie bedürfen. / Suche die Nahrung des Herzens nicht am falschen Ort! Trachte nicht danach, Begegnungen herbeizuführen, sondern sei offen für das, was dir begegnet.“

12:22 Uhr

  • „Reise-Handbuch Südsee – Unterwegs in der Weite des Pazifischen Ozeans – auf Fidschi und Tonga, Samoa, den Cook-Inseln und Französisch-Polynesien … – Entdeckungsreisen im Paradies der Vulkane und Atolle“ von Rosemarie Schyma, 321 – „Hier, am Quai d’Honneur, befinden sich auch die Anlegestellen der großen Kreuzfahrtschiffe und in unmittelbarer Nähe die der Inselfähren. Wer der Rue Paul Gauguin folgt, entdeckt nach zwei kleinen Querstraßen auf der linken Seite das 1990 von François Mitterand eröffnete dreistöckige Rathaus, das im Stil des Palastes von Königin Pomare IV. erbaut wurde. / Nur wenige Schritte zurück die Rue Colette entlang, gelangen Sie zum 1987 wieder aufgebauten Marché de Pape’ete (Markthalle) mit einer Fläche von rund 7000 qm eine der größten des pazifischen Raums.“
  • „The Vertical Farm – Feeding the World in the 21st Century“ von Dr. Dickson Despommier, 202 – „One additional idea for early detection of invading microbes should be mentioned, although it is not quite off the drawing board yet. Imagine the deployment of a genetically engineered nonedible plant species (arabidposis comes to mind as a prime candidate for this kind of job) to monitor for the presence of a variety of plant pathogens using a molecular biological approach.“

13:16 Uhr

Wieder „The Golden Chalisa“ von Jaya Deva. Drei Teelichte brennen, eine weitere Zweifelwand der größeren Sorte durchbrochen. Das Zimmer ist weiter aufgeräumt. Langsam komme ich an in dieser neuen Zwischensituation. Ich sitze am Schreibtisch. Ich bin immer ordentlicher. Ich erhalte langsam die Übersicht und Kontrolle über die Situation. Ich habe den Durchblick. Ein Buch fehlt noch in den 16 oben aufgeführten Aufzählungspunkten. Es ist „BEYOND BIRTH AND DEATH“ von A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda, das ich in Tallinn an einem Dienstagabend im April diesen Jahres im Hare Krishna-Tempel von A. überreicht bekam. Ich schlage es auf Seite 26 auf. Als Lesezeichen blickt mir das Gnadenbild Maria in der Sonne am Frauenaltar entgegen. Ich muss es in diesem Jahr an einem Samstag, den 04. April 2023 überreicht bekam. Unter dem Lesezeichen auf Seite 27 das Bild des Autoren als Greis. Immer noch „The Golden Chalisa“. Das Sandelholz-Räucherstäbchen aus dem Montserrat-Kloster im Chiribiquete-Räucherstäbchenhalter aus Bambus aus Bogotá Usaquen ist zuende. Der letzte Geruch hängt noch in der Luft. Rechts neben dem stationären angebissenen Apfel die Fotografie von E. wie er als Magier durch das Tal der Wunder in Kolumbien im Hinterland den Hügel umgeben von einer nicht näher erörterbaren Facette an Grüntönen hinunterschreitet. Immer noch „The Golden Chalisa“. Ich denke an Ma. Ich denke an Ma. Ich vermisse sie. Wird sie mein Paket erhalten? Werden wir uns dieses Jahr in Amerika wiedersehen? Wie weit hält die Liebe? Wie vielen Bewährungsproben hält sie stand? Wie viele Kompromisse muss ich für ein Wir eingehen? Wann werde ich Mittagessen? „Courage, Dear Heart“.

Gefülltes „Perpetuum Publishings“-Bücherregal inklusive ZEP, den Notizbüchern, den „Signature Cards“ und dem Schreiberling mit dem Füllfederhalter no. 2.

15:03 Uhr

Zwei Mammutbaumzapfen vor mir. Die Fotografie mit der Garage und LA PACHAMAMA lehnt an den stationären angebissenen Apfel. Dort treibt sie im Pazifik die unechte Karettschildkröte in der Gänze der Freiheit. Schüre die Glut deiner Träume in deiner Brust. „According to the Brahma-samhitā there are two ways of acquiring knowledge – the ascending process and the descending process. By the ascending process one is elevated by knowledge acquired by himself. In this way one thinks, I don’t care for any authorities or books. I will attain knowledge myself by meditation, philosophy, etc. In this way I will understand God. The other process, the descending process, involves receiving knowledge…“ Das Ende von Seite 26 in „BEYOND BIRTH AND DEATH“.

„There is a diamond in your mind“ – Freitag, 30. Juni 2023

19:42 Uhr

Ich sitze am Schreibtisch in dem Haus meiner Mutter in meinem alten Kinderzimmer. Ein Teelicht brennt noch. Ein Chaos in meinem Kopf. Ein Chaos um mich herum. Was würde mir Dan Millman in einem Moment wie diesem nun sagen da ich gefühlt an einem weiteren tiefsten Tiefpunkt meines Lebens mich nun befinde? Btw… die Tarotkarte des Tages ist „Macht“. „Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers“ schlage ich meiner Intuition nachfolgend auf Seite 209 auf. Kapitel „Die Befreiung des Denkens“:

„Wenn ein beunruhigender Gedanke in unserem Bewußsteinsfeld auftaucht, so existiert er als Gedankenform, als Manifestation erstarrter Energie, die in unserem Energiefeld umherschwebt. Das Problem, das uns bewegt, wird vielleicht trotz unserer Meditation weiter bestehen. Aber Probleme schaffen keine Gedankenform, wir schaffen sie. Auf die gleiche Schwierigkeit reagieren Menschen oft ganz verschieden, weil sie unterschiedliche Gedankenformen erschaffen haben.“

Ich bin ausgesprochen unruhig. Ich schiebe die Verantwortung auf den zunehmenden Vollmond. Immer noch eine pure Utopie, dass ich bereits in drei Tagen auf amerikanischem Boden laufen soll. Immer noch die größten Zweifel in meinem Kopf. Julian, du hast den größten Fehler deines Lebens begangen. Einen ausgesprochen guten Job einfach so gekündigt. Du hast dich der Verantwortung eines Erwachsenen entzogen. 33 Jahre bist du alt, ohne Wohnung, ohne Arbeit, von nun an wieder ohne festes Einkommen. Ein paar Ersparnisse, fünf Füllfederhalter, das „Perpetuum Publishings“-Regal, die Traumvorstellung einer glücklichen Beziehung mit Ma. und immer noch recht viele Flausen im Kopf. Wo soll das Alles nur hinführen? Ich kann die Augen nicht vor der Realität verschließen – aber was ist die Realität? Wieder ziehe ich mich zurück. Ich schliße mich in meiner Höhle ein. Ich bin am Ende…

16:51 Uhr

Ich liege im Bett. Eigentlich wollte ich schreiben, dass es auf die Dachscheibenfenster prasselt. Das war vor knapp drei Minuten. Jetzt kommt die Sonne zum Vorschein. Ein Wenig. Ich höre „Goldenheart“ von Asher Quinn. „Everything seems to shine, when I am with you.“ Ich frage mich, wann ich wieder in Katalunien weilen werde. „There is a diamond in your mind.“ Ich liege immer noch im Bett umgeben von Umzugskartons. Das „Perpetuum Publishings“-Regal ist gefüllt. Es ist noch nicht zerbrochen. In rund 3945 Minuten wird das Flugzeug abheben. In Gedanken fliege ich bereits. Wobei sie von Zweifeln und Ängsten zerbrochen werden.

Was werde ich zurücklassen auf dieser Erde wenn ich sterbe?

33 Jahre bin ich alt, warum zum Teufel stelle ich mir überhaupt die Frage?

In einer perfekten Welt hätte ich bis in die Nähe Tibidabos fahren müssen an diesem Freitag um sie abzuholen und auf den Platz an meiner Seite setzen lassen. Gemeinsam wären wir hinübergegangen in das Morgen. Ich bin verloren. Aber das Bett ist so real wie das Chaos und die Sonnenstrahlen. „To My One True Love“. „Courage, Dear Heart“. „Ein Sohn der Sonne“. „The Spirit of Zurich“. „The Spirit of Canada“. An einem Freitag den 13. würde nun in diesem Moment ein roter Milan über den Himmel fliegen und kontinuierlich seine Kreise drehen. Heute fühlte ich mich wieder einmal so unendlich leer. Was ist dieses gefüllte „Perpetuum Publishings“-Regal schon von Bedeutung? Was ist ein Wort auch überhaupt nur von Bedeutung? Wieder schreie ich mit aller Kraft hinaus in dieses Universum: „S-O-S – Liest im dritten Jahrtausend nach Christus noch ein Mensch?“ Die schwarze Boje ruht immer noch an der Küste Limas im Pazifik. Hiva Oa ist real. Hawaii ist real. Eventuell badet sie jetzt im Mittelmeer. Die Wellen bahnen den Weg gen weiterer Dekade meines Herzens. Exakt jene die darauf wartet erkundet zu werden im Gewand ohne Maske eines friedvollen Kriegers.

Ich kann nicht mehr schreiben. Ich bin unfähig. Mein Kopf ist Matsch. Alle ist bedeutungslos. Ohne Sinn ohne Inhalt ohne Komma.

19:59 Uhr

Aber ich behalte den Durchblick. Die Teelichte sind hinuntergebrannt. Drei neue (noch nicht angezündet) stehen neben dem angebissenen Apfel. 22 weitere auf dem Holzschrank (ebenfalls noch nicht angezündet). Ich höre das neue Album von Gandalf. Unmittelbar das zweite Lied „North America – Somewhere in the West“. Yes, exactly, Los Angeles, Albuquerque, Santa Fe. Ich spüre meinen Körper. Meine beiden Füße sind fest mit dem Boden verbunden. Meine Wurzeln wachsen in die Tiefe der Erde. Mein Sein die Brücke zwischen dem Unten und dem Oben. Meine Over-Ear-Kopfhörer meine Rettungsanker. Das Schreiben meine Gitarre. Das Schreiben meine Zuflucht. Das Schreiben mein Ozean der Unendlichkeit. Das Schreiben meine Liebe. Das Schreiben Ma. Das Schreiben im Einklang mit meiner Seele. Der Pfälzer Trauben-Direktsaft mein Durstlöscher in der Hitze. Die gestrige Stuttgartdurchfahrt zu später Stunde bei 43 Kilometern in der Stunde erscheint mir Ewigkeiten weg vor. Wieder stehe ich vor der Entscheidung bewusst meine Realität zu gestalten. Immer noch umgibt mich ein Chaos. Ich bin dafür verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich. Wieder schwanke ich zwischen dem Schreiben und dem Dinge erledigen. Okay, es ist Freitag mein erster freier Tag (beziehungsweise offiziell noch mein Brückentag).

108 Stunden und 43 Minuten – Mittwoch, 28. Juni 2023

21:49 Uhr

Keine Zeit mehr zu zögern. Beinahe ist es vollbracht. Vier Teelichte brennen. Die letzte Packung Spaghetti ist aufgebraucht. Ich bin frisch geduscht. Deutlich zu viele Umzugskartons, Rucksäcke und kleinere Geschichten, für die ich allesamt vermutlich einen LKW der größeren Sorte bräuchte. Ich habe einen SUV für Morgennachmittag gebucht. Vermutlich aufgrund all der technischen Dinge nicht fähig auch nur 7 Prozent meiner Sachen zu transportieren.

Was ist das Schlimmste, das mir widerfahren kann?

Ich muss die Strecke Dreiländereck – Remstal zwei, drei, vier oder fünf Mal fahren. Okay. Spaß beiseite. Ich werde es unmittelbar beim ersten Mal schaffen. Notfalls zerreiße ich die Bücher, öffne den Tankdeckel und verwahre sie unauffällig darin. Dann tragen die Emissionen zumindest ein Stück Hemingway, Hesse, Murakami, Mankell, Rubenstein oder Herzel.

In 108 Stunden und 43 Minuten soll ich in der Maschine mich befinden, die mich auf den amerikanischen Kontinent bringen wird. Ich weiß nicht welcher Mensch auf die Idee gekommen sein soll, solch ein schlechtes Drehbuch zu verfassen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit.

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